Duisburg. Die Stadtwerke Duisburg führen ab November einen neuen Tarif mit einer Preisgarantie ein. Was Stromkunden vor einem Wechsel beachten sollten.

Die Stadtwerke Duisburg haben in den vergangenen Wochen zahlreiche Briefe an ihre Kunden verschickt, die zuvor Strom über den Grundversorgungstarif „Partner Strom Classic“ bezogen haben. In dem Schreiben wird zum einen die Erhöhung des bislang gültigen Preises von 26,51 Cent auf 33,74 Cent pro Kilowattstunde angekündigt. Gleichzeitig wird langjährigen Bestandskunden der „exklusive Wechsel“ in den sogenannten Stromtarif „Classic Fix“ angeboten.

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Ursprünglich sollte man sich bis zum 15. Oktober entscheiden, ob man in den Tarif wechseln möchte, der einem dann eine Preisgarantie bis Ende 2024 bieten soll. Die Frist wurde nun von den Stadtwerken bis Ende Oktober verlängert – zu groß war offenbar der Beratungsbedarf. Denn dem Angebot war nicht automatisch eine Preistabelle für „Classic Fix“ beigelegt. Nur wer sich im Kundenportal „Mein SWDU“ einloggte oder bei der schwer erreichbaren Hotline anrief, erfuhr die neue Kostenstruktur.

Duisburger Verbraucherzentrale: „Wir können nicht sagen, nehmen Sie den Tarif oder nicht“

Bei der Verbraucherzentrale klingelten die Telefone ununterbrochen. Die Frage, die viele Kunden umtreibt, lautet schlicht: Lohnt sich der neue Tarif?

Die Antwort auf diese Frage ist kompliziert. Paulina Wleklinski, Leiterin der Verbraucherzentrale Duisburg, sagt: „Ich habe leider keine Glaskugel, in die ich schauen kann, um vorherzusagen, wie sich die Energiepreise entwickeln.“ Das überraschende Angebot habe ihr und den Kollegen zusätzliche Arbeit beschert, weil eben keine Preistabelle angefügt wurde. „Wir können nicht sagen, nehmen Sie den Tarif oder nicht“, warnt sie vor zu großen Erwartungen an die Verbraucherzentrale.

800 statt 120 Euro Abschlag- Verbraucherzentrale in AufruhrWerden im neuen sogenannten Classic-Tarif 33,74 Cent pro Kilowattstunde veranschlagt, sind es im Fix-Preis 32,54 Cent pro Kilowattstunde – die Kosten liegen also leicht darunter. Felix zur Nieden, Sprecher der Stadtwerke Duisburg, erklärt auf Nachfrage: „Aufgrund neuer gesetzlicher Vorgaben aus dem § 36 Energiewirtschaftsgesetz sind wir gezwungen, die bislang günstigen Grundversorgungstarife für Bestandskunden mit den Grundversorgungstarifen für Neukunden zusammenzuführen. Außerdem führt etwa der Krieg in der Ukraine zu einer Steigerung der Kosten in der Energiebeschaffung. Wir wollen gerade unsere Bestandskunden jedoch vor dieser und weiteren möglichen Steigerungen Ihrer Energiekosten schützen. Daher haben wir diesen Tarif mit einer Preisgarantie eingeführt.“

Neuer Tarif bietet eingeschränkte Preisgarantie bis 2024: 32,54 Cent pro Kilowattstunde

Paulina Wleklinski leitet die Verbraucherzentrale in Duisburg. Aktuell kommen viele Duisburger zu ihr, die von einer Energiebremse bedroht sind, weil sie ihre Rechnungen nicht mehr zahlen können.
Paulina Wleklinski leitet die Verbraucherzentrale in Duisburg. Aktuell kommen viele Duisburger zu ihr, die von einer Energiebremse bedroht sind, weil sie ihre Rechnungen nicht mehr zahlen können. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

In dem Schreiben an die Kunden werden die Vorzüge betont: „Das Angebot, das nur begrenzt gültig ist, zeichnet sich aus durch einen Arbeitspreis, der günstiger als der zukünftige Preis im Tarif ,Partnerstrom Classic’. Außerdem durch eine eingeschränkte Preisgarantie bis Ende 2024, die Sie vor weiteren Anpassungen des Preises aufgrund von steigenden Beschaffungspreisen schützt.“ Das heißt allerdings im Umkehrschluss: Sollten die Energiepreise in den kommenden Monaten wieder sinken, behält man dennoch die Preisgarantie für 32,54 Cent pro Kilowattstunde.

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Will man nun von Paulina Wleklinski von der Verbraucherzentrale wissen, wie sie das Angebot einschätzt, sagt sie: „Es ist eine Entscheidung, ob ich in den kommenden Monaten verlässlich wissen möchte, mit welchem Strompreis ich rechnen kann. Wir gehen nicht davon aus, dass die Preise sinken werden.“ Steigt der Preis etwa auf 40 Cent oder noch höher, seien die 32,54 Cent „ein guter Deal“. „Es ist momentan alles verrückt. Man bekommt kaum noch vernünftige Tarife“, sagt die Expertin. So gebe es Stadtwerke im Norden Deutschlands, die mittlerweile für die Kilowattstunde einen Euro aufriefen.

Energieberatung der Verbraucherzentralen überlaufen: Infos per Zoom-Sprechstunde

Wleklinski rät allen, die noch unsicher sind, sich gut zu informieren. Die Verbraucherzentralen haben sämtliche Informationen zu den aktuellen Energiemarkt-Entwicklungen zusammen getragen und bieten auch Zoom-Sprechstunden an, für die man sich anmelden muss. Experten beantworten dann die Fragen der Teilnehmer. „Wir in Duisburg sind mit unserer Energieberatung über Wochen ausgebucht.“ Zudem seien immer mehr Menschen von einer Energiesperre bedroht. Diese Fälle würden aktuell vorgezogen, damit sich deren Lage nicht noch weiter zuspitze.