Duisburg. Die drastischen Preiserhöhungen der Stadtwerke Duisburg stehen fest. Wie viel (mehr) Strom und Gas ab 1.11. kosten und wer betroffen ist.
Die Stadtwerke Duisburg (SWDU) haben am Freitag bekannt gegeben, wie stark sie die Preise für Strom und Gas in der Grundversorgung ab dem 1. November erhöhen. Beim Strom kassiert der städtische Grundversorger nach eigener Rechnung 27 Prozent mehr als bislang. Besonders drastisch ist der Aufpreis beim Gas, das für Privatkunden mehr als doppelt so teuer wird. Für viele Familien resultieren allein daraus jährliche Mehrkosten von mindestens 2000 Euro. Als Gründe führen die Stadtwerke die Explosion der Großhandelspreise infolge des Ukraine-Krieges und Effekte des Energiewirtschaftsgesetzes an (wir berichteten ausführlich).
Von den Preiserhöhungen sind mehrere Zehntausend Duisburgerinnen und Duisburger betroffen: Nach Angaben von Stadtwerke-Sprecher Ingo Blazejewski werden ein Drittel der Erdgaskunden über einen Tarif der Grundversorgung beliefert, beim Strom ist es rund die Hälfte (Zahlen nennt das Unternehmen mit Verweis auf die Konkurrenz nicht). Für sie alle – fortan also für Bestands- und Neukunden gleichermaßen – gelten ab dem 1. November diese Preise:
Duisburger Stadtwerke: Preissteigerung von 130 Prozent beim Gas
Im Erdgas-Grundversorgungstarif (bei Bestandskunden hieß dieser bislang „Partner Erdgas Classic“, bei Neukunden „Partner Erdgas Basic“) steigt der Brutto-Arbeitspreis (also inklusive aller Umlagen) von 8,60 auf 21,96 Cent je Kilowattstunde. Der Arbeitspreis ist der wichtigste Kostenfaktor: Je mehr Kilowattstunden ein Haushalt verbraucht, desto höher die Jahresrechnung. Der einmal im Jahr fällige Grundpreis sinkt leicht von 249,29 auf 242,13 Euro.
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Ein Musterhaushalt mit drei bis vier Personen – mit einem Jahresverbrauch von 16.000 Kilowattstunden – zahlt also künftig 3755,73 Euro, entsprechend rund 313 Euro pro Monat. „Das bedeutet im Vergleich zum Bestandskundentarif vom 1. September (ohne Umlagen) eine Preissteigerung um rund 130 Prozent“, erläutert Blazejewski.
Vor der Preiserhöhung wären für dieselbe Gasmenge 1625,29 Euro fällig gewesen – also 2130 Euro weniger. Diesen Preisschock werden viele Haushalte, insbesondere Familien mit niedrigen Einkommen erst mal verdauen müssen – nach Einschätzung der Sparkasse droht 160.000 Duisburgern die Überschuldung (wir berichteten).
Etwa zehn Cent je Kilowattstunde preiswerter wird das Gas für die viel kleinere, aber stetig wachsende Gruppe der SWDU-Neukunden: Sie mussten zuletzt als Kunden zweiter Klasse 31,69 Euro je Kilowattstunde zahlen. Für sie muss das Unternehmen kurzfristig Energie zu den aktuell besonders hohen Großhandelspreisen einkaufen.
Die genannten Brutto-Arbeitspreise enthalten nicht nur die Gasumlage, sondern trotz der Verdoppelung bereits die von der Bundesregierung beschlossene Entlastung: So wird der Mehrwertsteuersatz auf leitungsgebundene Gaslieferungen ab Oktober von 19 auf sieben Prozent gesenkt. Die Stadtwerke „werden diese temporäre Steuerreduzierung vollständig an ihre Kunden weitergeben“, versichert Sprecher Blazejewski.
Strompreis: Vier-Personen-Haushalt zahlt monatlich etwa 18 Euro mehr
Noch mehr SWDU-Kunden sind von der Strompreiserhöhung betroffen, und das direkt – die Jahresrechnung bekommen auch Mieter schließlich von den Energieunternehmen geschickt und nicht über den Umweg über Vermieter. Dieser Aufschlag fällt deutlich, aber moderater aus:
Im neuen, wie beim Gas ab November für Bestands- und Neukunden gleichermaßen geltenden Grundversorgungstarif erhöht sich der Brutto-Arbeitspreis von 26,50 Cent auf 33,74 Cent pro Kilowattstunde. Der Grundpreis steigt von 126,59 auf 159,61 Euro pro Jahr.
Den durchschnittlichen Stromverbrauch eines Vier-Personen-Haushaltes in Duisburg gibt das Vergleichsportal Verivox mit 4250 Kilowattstunden pro Jahr an. Durch die Preiserhöhungen steigen die jährlichen Kosten bei diesem Verbrauch von 1252,84 auf 1593,56 Euro um rund 341 Euro. Die Preiserhöhung für einen Verbrauch von 2500 Kilowattstunden geben die Stadtwerke mit 27 Prozent an (jährlich 1003 Euro, monatlich knapp 84 Euro; zuvor: 789,09 Euro jährlich, knapp 66 monatlich).
Auch beim Strom profitieren Neukunden vom neuen einheitlichen Grundversorgungstarif: Sie mussten zuletzt 75,26 Cent pro Kilowattstunde berappen, also fast doppelt so viel wie künftig.
Stadtwerke: Einkaufspreise „teilweise mehr als verzehnfacht“
Die Stadtwerke erhöhen die Preise als einer der letzten Versorger der Region. Bislang waren die meisten Duisburger – mehr als 90 Prozent der Stadtwerke-Kunden – verschont geblieben, obwohl sich die Einkaufspreise „an den Energiebörsen im Vergleich zum Vorjahr teilweise mehr als verzehnfacht haben“, werben die Stadtwerke erneut um Verständnis.
Sie dürfen die kurzfristigen Mehrkosten nicht mehr auf Neukunden abwälzen. Das angepasste Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) schreibt vor, bislang getrennte Grundversorgungstarife für Bestands- und Neukunden zusammenzulegen. Darum gibt es ab November auch bei den SWDU nur noch einen Grundversorgungstarif.
Extrempreise für Kunden in der Ersatzversorgung
Noch heftiger trifft der Preisschock Stadtwerke-Kunden im Ersatzversorgungstarif. Sie zahlen drei Monate lang extrem drauf – teils mehr als doppelt so viel wie in der Grundversorgung: für Strom einen Arbeitspreis von 78,28 Cent pro Kilowattstunde, für Gas 41,74 Cent pro Kilowattstunde. In diesen Tarif muss der Duisburger Grundversorger etwa Kunden zur nahtlosen Weiterversorgung aufnehmen, denen der bisherige Anbieter gekündigt oder deren Lieferant Insolvenz angemeldet hat. Diese Kunden gehen nach der neuen Gesetzeslage nach drei Monaten automatisch in die Grundversorgung über, sofern sie zuvor keinen anderen Tarif gewählt haben.
Nach Angaben der Stadtwerke sind von den Preiserhöhungen zum ersten November zwei Drittel der Gaskunden und ein Drittel der Stromkunden nicht betroffen. Zu ihnen zählen Privatkunden in anderen Tarifen, auch solche mit noch laufenden Festpreis-Garantien. Sie werden für Putins Energiekrieg ebenfalls draufzahlen – nur etwa später.
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>> UMLAGEN – ABSCHLAGSZAHLUNGEN – GASVERBRAUCH
- Für Gas zahlen SWDU-Privatkunden in der Grundversorgung pro Kilowattstunde 13,36 Cent mehr. Die ab 1. Oktober fällige Gasumlage macht davon 2,419 Cent pro Kilowattstunde aus, die „Gasspeicherumlage“ 0,059 Cent pro Kilowattstunde, die „Bilanzierungsumlage“ 0,57 und die „Konvertierungsumlage“ 0,038 Cent pro Kilowattstunde.
- Die Stadtwerke müssen alle Betroffenen schriftlich informieren – auch über die Anpassung von monatlichen Abschlagszahlungen. Kunden, die diese überweisen oder bar zahlen, raten die Stadtwerke, ihre Zahlungen umgehend anzupassen, um hohe Nachzahlungen zu verhindern.
- Zur Einordnung des Gasverbrauchs: Abhängig von Wohnungsgröße, Außentemperatur, Dämmung, Technik und Heizverhalten verbraucht ein Ein-Personen-Haushalt pro Jahr 4000 bis 8000 Kilowattstunden, ein Zwei-Personen-Haushalt rund 8000 bis 12.000 Kilowattstunden, ein Vier-Personen-Haushalt 12.000 bis 18.000 Kilowattstunden. In Einfamilienhäusern liegt der Verbrauch meist deutlich höher.
>> ZWEI PREISVERGLEICHE MIT GRUNDVERSORGERN
- Zwei Preisvergleiche mit Grundversorgern aus der Region: Die Stadtwerke Essen haben die Gaspreise zum 1. Oktober um etwa 127 Prozent erhöht. Dort zahlen Privatkunden mit einem Jahresverbrauch von mehr als 4236 Kilowattstunden einen Brutto-Arbeitspreis von 18,14 Cent pro Kilowattstunde (Grundpreis: 118,29 Euro). Der oben erwähnte Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 16.000 Kilowattstunden zahlt so in Essen 3020,69 Euro (SWDU: 3359,88 Euro).
- Die Stadtwerke Düsseldorf erhöhen den Strompreis zum 1. November in der Grundversorgung von 24,17 auf 33,52 Cent pro Kilowattstunde (Grundpreis: 89,06 Euro). Dort ergibt sich für unser 4250-Kilowattstunden-Beispiel (siehe oben) eine Jahresrechnung von 1523,01 Euro (SWDU: 1593,56 Euro).