Duisburg. Rund 130 kleine und große Radfahrer waren bei der „Kidical Mass“ unterwegs. Vor dem Duisburger Rathaus hinterlassen sie Sören Link Botschaften.
„Liebe Politiker. Macht euch einmal ganz klein und schaut euch den Verkehr aus Kinderaugen an!“ Rund 130 kleine und große Radfahrer waren am Sonntagnachmittag in der Duisburger Innenstadt bei einer „Kidical Mass“ unterwegs. Begleitet von der Polizei, durften sie entspannt über die Hauptverkehrsstraßen rollen und für bessere und sicherere Radwege demonstrieren.
Dass sich dringend etwas ändern muss, darüber sind sich hier alle einig. „Klingelt alle mal, damit man unsere Botschaften auch hört“, fordert Mitorganisator Wolfgang Dewald die Radfahrer auf. Es ringt, trötet, einer ruft „Palim Palim“. Aus den Lautsprechern schallt Rad-Pop – Drahteseln wurden mehr Lieder gewidmet, als man so meint. Böhmermann fragt zum Beispiel: „Warum parkt der Q7 auf dem Fahrradstreifen und warum heißt die Asphaltwüste Umweltzone? Warum nehmen wir Brummbrumm noch in Kauf – warum hört der Fahrradweg hier auf?“
Polizei Duisburg macht den demonstrierenden Radlern den Weg frei – Passanten staunen nicht schlecht
„Ich fahre jede Woche bestimmt so 200 Kilometer“, schätzt Glenn Buitizon. Von Huckingen geht’s ins Büro nach Düsseldorf und retour. Er ist Mitglied beim Mountainbike-Verein Trailriders und heute mit Tochter Penelope auf Asphalt statt im Wald unterwegs. „Heute können wir endlich mal über glatte Straßen fahren. Die Fahrradwege sind ziemliche Buckelpisten“, weiß Buitizon. Das findet die höchstens dreijährige Beifahrerin Penelope lustig, wenn sie auf und ab hopst.
Auf Lastenrädern, die ebenfalls mitrollen, steht „ein Auto weniger“. Die Passanten, die am Sonntag zur Autoschau „Lack und Chrom“ unterwegs sind, staunen nicht schlecht, als sie die Rad-Demo sehen. „Lack und Chrom ist eine Veranstaltung von gestern. Das muss die Stadt endlich begreifen“, ruft Kerstin Ciesla vom BUND den „Kidical Mass“-Teilnehmern entgegen. Und Wolfgang Dewald fordert die Kinder bei einer kleinen Pause vor dem Rathaus auf, dem Oberbürgermeister und der Verwaltung mit Straßenmalkreide eine Botschaft zu hinterlassen. Wenn OB Link am Montag zur Arbeit kommt, sieht er zahlreiche Fahrräder auf der Rathaus-Treppe, garniert mit Botschaften wie „Sichere Fahrradwege.“
Bezirksvertretung Duisburg-Mitte hat Antrag auf Fahrradstraßen abgelehnt
Wolfgang Dewald fordert den Oberbürgermeister und die Politiker auf, nicht nur Mitglied in Arbeitskreisen wie „Lebenswerte Stadt“ zu werden, sondern auch etwas dafür zu tun, dass Duisburg lebenswerter werde. Die Radaktivisten reagieren mit Unverständnis darauf, dass jüngst die Bezirksvertretung Duisburg-Mitte die Einführung von Fahrradstraßen, etwa von der Innenstadt nach Hochfeld, ohne Diskussion einfach abgelehnt hat.
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Eine Gruppe von Schülern des Mercator-Gymnasiums beteiligt sich ebenfalls an der Demo. Atlas (13) kommt jeden Morgen mit dem Rad zur Schule. „Ich fahre meist durch den Böninger Park, weil da keine Autos unterwegs sind“, sagt er. Auch andere würden sich wünschen, dass die Autos mehr Rücksicht auf die Radler nehmen. Am Mercator-Gymnasium und auch am Steinbart-Gymnasium könnte man der Einführung von Fahrradstraßen durchaus etwas abgewinnen.
Am „Steinbart“ beschäftigt sich die Umwelt-AG seit einigen Monaten mit der Frage, ob mehr Fahrradständer an der Schule aufgebaut werden sollten oder ob vielleicht sogar eine Ladesäule für E-Bikes angeschafft werden könnte. Rektor Ralf Buchthal bringt allerdings noch eine andere Streckenvariante ins Spiel: Statt vom Dellplatz Richtung Hochfeld eine solche Straße einzurichten, könnte man die Realschulstraße und Teile der Musfeldstraße umfunktionieren – an dieser Route liegen neben dem Steinbart-Gymnasium auch das Hildegardis und die Gesamtschule Globus am Dellplatz. Dort fürchtet Globus-Schulleiter Fabian Theiß nämlich, dass der Abschnitt vor seiner Schule noch häufiger als Ausweichstrecke von Autofahrern genutzt wird. „Hier ist jetzt schon viel Verkehr.“
Aktuell, so erklärt Wolfgang Dewald den Demoteilnehmern, arbeite die Stadt an einem Mobilitätskonzept. Er und seine Mitstreiter wollen weiterhin die Stimme erheben, damit die Interessen von Radfahrern in Duisburg dabei gehört werden.
>> So viele Unfälle mit Fahrradbeteiligung gab es in diesem Jahr
Im Anschluss an die Rundfahrt durch die Stadt gab es im Kant-Park einige Informationsstände. Unter anderem war das Team „Unfallprävention“ der Polizei Duisburg vor Ort.
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Laut Unfallstatistik der Polizei gab es in diesem Jahr etwas weniger Unfälle, bei denen Fahrradfahrer beteiligt waren – nämlich 38. Im vergangenen Jahr waren es 42. Bei 21 Verkehrsunfällen waren Fahrradfahrer die Unfallverursacher. 25 Unfälle ereigneten sich zwischen Autos und Radlern, in 16 Fällen waren Autofahrer schuld. In anderen Situationen krachte es zwischen zwei Rädern (einmal), E-Scootern (einmal) oder mit der Straßenbahn (einmal).