Duisburg. Erstmals gibt es Geld, um den desaströsen Zustand der Duisburger Radwege zu verbessern. Fahrrad-Aktivisten werfen Politik Konzeptlosigkeit vor.

Für die Sanierung von Radwegen wollen SPD und CDU aus Haushaltsüberschüssen in den nächsten beiden Jahren insgesamt 1,9 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Die Fraktion Junges Duisburg setzt sich mit einem Antrag im Umweltausschuss für den Ausbau von Fahrradrouten aus den Bezirken in die Innenstadt ein. Höchste Zeit, findet der Rad-Aktivist Wolfgang Dewald. Die bisherigen Reparaturen bezeichnet er als „katastrophales Flickwerk aus ein bisschen Teer und ein paar roten Steinchen“.

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Immerhin: Es wird es nun einen erheblich aufgestockten Etat für die Radwege geben. Bisher galt die Maßgabe: Radwege werden nur repariert (oder neu geordnet), wenn auch die Straße saniert wird. Nachdem der Stadt mehrfach Spitzenplätze bei der Suche nach dem miserabelsten Radwegenetz der Republik attestiert wurden, scheint aber bei den Mehrheitsfraktionen im Rat die Einsicht zu reifen, dass man einem weiteren Verfall nicht tatenlos zusehen sollte.

„Bereits seit 2015 hat die Stadt Duisburg einen eigenen Haushaltstitel Radverkehr“, erklärt dazu Stadtsprecher Jörn Esser. Mit dem zusätzlichen Etat für den Radverkehr werden nicht maßnahmengebundene Tätigkeiten umgesetzt. Zwischen 2015 und 2018 standen hierfür 50.000 Euro investive und 33.000 Euro konsumtive Mittel zur Verfügung. 2019 beliefen sich die investiven Mittel auf 100.000 Euro und stiegen seitdem stetig an (2020-2021: 400.000 Euro investiv und 100.000 Euro konsumtiv.“

Völlig marode sind die meisten Radwege an den Hauptverkehrsstraßen in Duisburg, wie hier an der Düsseldorfer Straße in Höhe des Polizei-Präsidiums.
Völlig marode sind die meisten Radwege an den Hauptverkehrsstraßen in Duisburg, wie hier an der Düsseldorfer Straße in Höhe des Polizei-Präsidiums. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ergebnisse der Radweg-Sanierung in Duisburg „schlicht und einfach gefährlich“

Dabei, findet Wolfgang Dewald, sollte die Maßgabe geändert werden, nach der im vergangenen Jahr 15 von 430 Duisburger Radwege-Kilometern bearbeitet wurden. Die habe, so der Rad-Aktivist, „zu einem Ergebnis geführt, dass nicht nur jeder Anforderung an Komfort und Schnelligkeit Hohn spricht, sondern teilweise auch schlicht und einfach gefährlich ist.“ Weil Vorgaben für den Ausbau nicht beachtet werden, schreibe die Stadt damit „katastrophale Zustände für die nächsten Jahrzehnte fest.“

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Dewald engagiert sich unter anderem für die Aktion „Kidical Mass – Kinder aufs Rad“. Aber selbst auf sanierten Teilstücken könnten Duisburger Eltern ihre Kinder nicht guten Gewissens selbstständig mit dem Rad fahren lassen, auch Radtouristen bleibe Duisburg in schlechter Erinnerung. Ein Radwegekonzept für die Stadt fordert auch der Fahrraclub ADFC schon seit langem.

Die Verwaltung widerspricht dem Vorwurf von Rad-Aktivst Dewald, die Vorgaben für den Ausbau von Radwegen würden nicht beachtet. „Neu gebaute Radwege entsprechen immer den aktuellen Regelwerken – natürlich immer unter Berücksichtigung der entsprechenden örtlichen Begebenheiten“, sagt Stadtsprecher Jörn Esser.

JuDU: Gute Verbindungen sind wichtiger Baustein für die Verkehrswende

Duisburg sollte beginnen, ein Netz für schnelle Fahrradrouten auszubauen, findet Junges Duisburg. Im Umweltausschuss am kommenden Montag (15 Uhr, Rathaus) beantragt die Fraktion durchgehende Verbindungen aus allen Stadtteilen in die Innenstadt. Fahrradfreundlichkeit, begründet JuDu, sei „ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Verkehrswende“. Die Potenziale des Radverkehrs könnten nur gehoben werden durch gute und sichere Wege. Die wären auch positiv für den Radtourismus.