Duisburg. Duisburg bereitet sich auf das Worst-Case-Szenario Blackout vor. Warum das nötig ist und wie wahrscheinlich ein langer Stromausfall ist.
574 Stromausfälle meldete die Stadt Duisburg für das Jahr 2021 an die Bundesnetzagentur. Die meisten davon dauerten nicht lang – kein Problem für Stadt und Bürger. Trotzdem bereitet sich die Verwaltung auf die Möglichkeit eines Blackouts vor: Jüngst hat sie für eine hohe sechsstellige Summe Notstromaggregate gekauft.
Blackout in Deutschland – gibt es das überhaupt?
Kein Strom über mehrere Stunden oder mehrere Tage, und das großflächig: Das verstehen Fachleute unter einem Blackout. Der trifft auch Deutschland gelegentlich: Anfang 2022 fiel bei 5000 Regensburger Haushalten der Strom aus – für 19 Stunden.
Wie wahrscheinlich ist ein Blackout in Duisburg?
Gering, lautet die Einschätzung des Innenministeriums NRW. Diese Einschätzungen teilen auch die Netze Duisburg, es gebe „keine konkreten Anzeichen für eine erhöhte Anzahl von Stromausfällen oder höhere Ausfallzeiten“, teilt Stadtsprecher Peter Hilbrands auf Anfrage mit. Einziges Aber: Stecken zu viele Duisburger gleichzeitig ihre Heizlüfter in die Steckdose, um auf eine mögliche Gasknappheit und eine kalte Wohnung zu reagieren, könne es „zu vermehrten Störungen kommen“.
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Auch ein unwahrscheinlicher Blackout ist ein potenzielles Risiko, für das Duisburg vorsorgt: „Aufgrund der schwerwiegenden Folgen wurden die Kreise und kreisfreien Städte trotzdem aufgefordert, für ein solches Szenario Vorkehrungen zu treffen“, sagt Hilbrands.
Wie ist die Stadt Duisburg auf einen langen Stromausfall vorbereitet?
Grundsätzlich gibt es in der Stadt „Pläne für das kommunale Krisenmanagement und den Bevölkerungsschutz“, sagt Hilbrands. Diese würden „vor dem Hintergrund der aktuellen Lage“ angepasst. Konkret heißt das: „Notwendige Beschaffungen wurden vorgezogen“, dazu gehören auch 26 Notstromaggregate, für die Duisburg laut einer Ausschreibung jüngst gut 680.000 Euro ausgegeben hat – plus Mehrwehrtsteuer.
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Fällt der Strom in Duisburg tatsächlich über einen längeren Zeitraum aus, muss die Notstromversorgung „von Feuerwehr, Rettungsdienst, kritischen Infrastrukturen“ sichergestellt sein. Die Prognose: Es wäre zwar „mit Einschränkungen zu rechnen“, aber „unabdingbar zu erledigende Aufgaben können weiter wahrgenommen werden“. Darüber hinaus will die Stadt darauf vorbereitet sein, „Anlaufstellen und Informationspunkte für die Bevölkerung“ zu schaffen.
Wo werden die Notstromaggregate eingesetzt?
Standorte der Freiwilligen Feuerwehr, Bürger- und Ordnungsamt: Für den Einsatz hier sind die neuen Notstromaggregate vorgesehen, außerdem zum Beispiel „zur Aufrechterhaltung der Handlungsfähigkeit der Stadtverwaltung“, sagt der Stadtsprecher.
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In Verwaltungseinrichtungen gab es nach Angaben der Stadt bislang keine Notstromaggregate. Vorhanden waren sie demnach auch vor dem aktuellen Kauf in den Feuerwachen der Berufsfeuerwehr. Dort sind sie fest installiert, außerdem verfügt Duisburg auch über „mehrere mobile Anlagen auf Anhängern“.
Welche Unterstützung gibt es für Bürger?
„Die Grundversorgung soll aufrechterhalten werden“, sagt Stadtsprecher Hilbrands zu. Das betreffe besonders die Trinkwasserversorgung, aber auch Anlaufstellen für Bürger für Informationen, Unterstützung, Notrufe.
Kann es passieren, dass die Netze Duisburg den Strom abschalten?
Ja. Handelt es sich nicht um einen lokalen Stromausfall, sondern um einen Engpass im sogenannten Verbundnetz aus mehreren Kraftwerken und Stromnetzen, muss Duisburg helfen. In diesem Fall, erläutert Hilbrands, „sind die Netze Duisburg verpflichtet, an Systemstabilisierungsmaßnahmen des Übertragungsnetzbetreibers Amprion mitzuwirken.“
Das hat zur Folge, dass in etlichen Privathaushalten vorübergehend die Lichter ausgehen: „In diesem Fall müssen Kunden temporär von der Stromversorgung abgeschaltet werden.“ Dieser kontrollierte Stromausfall würde „1,5 bis zwei Stunden“ dauern. Statt überall in der Stadt gleichzeitig den Strom abzuschalten, würde eine solche Stromabschaltung über Duisburg rollieren. Die Rangfolge der Abschaltungen werden mit Feuerwehr und Krisenstab der Stadt abgestimmt.
>> STROMAUSFALL IN DUISBURG: DAS RÄT DIE FEUERWEHR
Die meisten der der Stromausfälle in Duisburg im Jahr 2021 ereigneten sich im Niederspannungsnetz. Von den 552 meldepflichtigen Ausfällen waren im Durchschnitt laut Stadt je 20 Haushalte betroffen.
24 Stromausfälle betrafen das Mittelspannungsnetz. Hier waren im Durchschnitt demnach jeweils 3000 Haushalte betroffen. Grund war nicht die aktuelle Energiekrise, sondern zum Beispiel Beschädigungen infolge von Tiefbauarbeiten.
Zur Vorsorge für einen Stromausfall rät die Feuerwehr Duisburg:
- Kerzen und Streichhölzer sowie Taschenlampen zu Hause haben
- Hilfreich sei ein Campingkocher oder kleiner Grill, mit dem sich zur Not kleine Mahlzeiten zubereiten lassen – unbedingt draußen, bei Betrieb in der Wohnung droht Erstickungsgefahr!
- Akkus an Laptops, Handys, Telefonen geladen halten und geladene Ersatzakkus und Powerbanks bereithalten.
- Bargeld zu Hause haben – bei Stromausfall funktionieren auch keine Geldautomaten mehr.
- Ein Batterie- oder Kurbel-betriebenes Radio hilft, bei einem langanhaltenden Stromausfall Mitteilungen der Behörden verfolgen zu können.