Duisburg. Das Bündnis „Gute Schulen neu bauen“ kritisiert einmal mehr die örtliche Schulverwaltung und Politik. Das sind die Forderungen für Duisburg.
Erneut übt „Gute Schulen neu bauen!“, ein Bündnis aus Schulleitern, Stadtelternschaft und Gewerkschaft GEW harte Kritik an der Schulplanung von Politik und Rathaus. Die Weigerung von Bildungsdezernentin Astrid Neese und ihrer Schulverwaltung sowie der SPD/CDU-Ratsmehrheit, eine längerfristige Schulentwicklungsplanung zu erstellen, werde den dramatischen Mangel an Schulraum in den nächsten Jahren weiter verschärfen. „Statt vor allem bei Grundschulen rechtzeitig in die Neubauplanung einzusteigen, werden steigende Geburtenzahlen ignoriert und Container aufgestellt“, sagt Rüdiger Wüllner.
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Der GEW-Stadtverbandsvorsitzende zitiert ein Versprechen von OB Sören Link aus 2017: „In maximal drei Jahren werden die Container wieder aufgegeben.“ Das Gegenteil sei geschehen: Mittlerweile lindern an 36 Schulen 128 mobile Klassen die größte Not. „Zu mindestens sechs Millionen Euro Aufstellkosten kommt eine Jahresmiete von rund 2,4 Millionen Euro“, rechnet der Gewerkschafter vor. Ein Ende ist nicht absehbar. Bis jetzt geplante Sanierungen und Neubauten umgesetzt seien, werde man die Container benötigen, heißt es bei IMD und Schulbaugesellschaft. Im Klartext bedeutet das wohl: Mindestens bis zum Ende des Jahrzehnts.
Bündnis: Schulverwaltung verschleiert das Dilemma hinter bürokratischen Floskeln
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Noch immer gebe es keine angemessene Reaktion auf Geburten- und Schülerzahlen, die seit zehn Jahren steigen, kritisiert das Bündnis. Die Schulverwaltung verschleiere das Dilemma hinter bürokratischen Formulierungen wie: „Rechnerische Aufnahmekapazität überschritten“, „Auslastung an der gesetzlichen Obergrenze“ oder „kalkulatorischer Handlungsbedarf“.
Die Grundschule Hochfelder Markt, dort traf sich das Bündnis am Freitag, ist so ein Beispiel. Bislang stehen hier nur zwei Container, die bislang für den Förderunterricht genutzt werden. Fachräume sind schon zu Klassenräumen umfunktioniert, in denen schon jetzt jeweils 27 Kinder sitzen. Eigentlich sollten es in einer Schule des gemeinsamen Lernens nicht mehr als 20 sein.
Container ohne Wasseranschluss für Grundschulen sind nur bedingt tauglich
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Nutzbar seien die Container nur bedingt, weil sie am Hochfelder Markt wie die meisten ohne Wasseranschluss sind. „Dass sich Grundschüler übergeben oder etwas verschütten ist so normal wie weitere Missgeschicke“, sagt Poschen. „Hier lernen viele Kinder mit Behinderungen oder Sprachdefiziten. Die kann ich nicht allein über den Schulhof zur Toilette schicken.“
Wenn die Schule weiter wächst – schon die aktuelle Zahl von 450 Kindern reicht eigentlich für zwei Grundschulen – werden auch die Container zu Klassenräumen. „Bis unser Erweiterungsbau fertig ist, dauert es noch einige Jahre“, sagt die Schulleiterin. Nicht nur durch steigende Geburtenraten wachse perspektivisch die Zahl der Kinder weiter, zusätzlicher Bedarf entstehe an den Grundschulen auch, weil viele Mädchen und Jungen dort fünf Jahre verbringen. Etwa, weil sie mangels Kindergartenplatz Sprachdefizite aufholen müssen. „Das sind rund 600 pro Jahrgang“, sagt Rüdiger Wüllner. „Dass die Schülerzahl auch durch Zuwanderung steigt, ist dabei noch gar nicht mit eingerechnet.“
Schulleiter, GEW und Eltern fordern Richtungsentscheidung für Neubauten
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„Eine längerfristige Schulentwicklungsplanung gibt es nicht“, kritisiert auch Melanie Maurer von der Stadtelternschaft EDuS. Es sei „nicht schlau“, ein Provisorium mit überfüllten und in der Sommerhitze unerträglich stickigen Containern so lange beizubehalten. Maurer: „Außerdem werden sie nicht mit Lehrern geliefert. Wie das auf junge Lehrer wirkt, die wir für die Arbeit an unseren Schulen gewinnen müssen, kann sich jeder vorstellen.“
Auch den Bustransport von Grundschülern zu weniger belasteten Grundschulen gebe schon viel zu lange. Überfällig, so Schulleiter, Gewerkschaft und Elternvertreter, sei deshalb „eine Richtungsentscheidung für mehr Neubauten und eine angemessene Planung“.