Duisburg. 73 Referendare werden in Duisburg zu Grundschullehrern ausgebildet. Warum gegen den Lehrermangel nicht einmal kostenlose Wohnangebote helfen.
73 angehende Grundschullehrerinnen und -lehrer haben ihr Referendariat in Duisburg an den Schulen und am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung – dem ehemaligen Studienseminar – begonnen. Es begleitet sie der große Wunsch, dass möglichst viele von ihnen nach dem Abschluss am 31. Oktober 2023 in Duisburg bleiben. Denn über 250 Lehrerstellen an Grund- und Förderschulen sind aktuell offen.
Mit dem Ziel, mehr Lehrer nach Duisburg zu holen, hatte die Gebag angeboten, dass die Studienabsolventen drei Monate mietfrei in Duisburg wohnen dürfen. Wie viele haben dieses Angebot genutzt, fragen wir die Gebag. Antwort: Niemand. Es habe seit Beginn des Projekts im November 2019 mit einem einzigen Interessenten ein Gespräch ohne Ergebnis gegeben, sagt Pressesprecherin Lisa Melchior.
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Absagen für das Duisburger Studienseminar wegen der Entfernung
Dabei werde das Angebot durchaus positiv wahrgenommen, sagt Angela Cornelissen. Die leitende Direktorin des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) in Neudorf sagt, dass die Referendare die Bemühungen als wertschätzend erleben. Von 92 gelisteten seien 73 Referendare in Duisburg angekommen. Ursächlich für Absagen sei unter anderem die Distanz zum Wohnort: „Ab 60 Kilometern bröckelt es, Duisburg-Münster kann man nicht täglich fahren“, sagt Cornelissen. Im Sinne der Nachhaltigkeit sei das auch besser.
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Der Beruf sei unabhängig von der Schulform in Duisburg stark regional geprägt. Im Norden seien sozialpädagogische Fähigkeiten wichtig, im Süden habe man es mehr mit Rechtsanwaltseltern zu tun. „Da ist es Typsache, was einem besser liegt. Für beide Positionen braucht man als Lehrer ein gutes Standing“, sagt die Schulleiterin.
Die Ausschreibung von 70 Stellen ergab nur drei Verträge
Während der anderthalbjährigen Ausbildung sind die Referendare sieben Stunden pro Woche am Studieninstitut, den Rest der Zeit unterrichten sie. Am ZfsL gehe es darum, Handlungskompetenzen zu erlernen, Beratungsangebote zu nutzen und Kooperationsmöglichkeiten zu entdecken. „Schule ist kein alleiniger Bildungsort“, betont Cornelissen.
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Dem Duisburger Studienseminar werden seitens der Bezirksregierung bewusst mehr Referendare zugewiesen, man hofft auf einen gewissen „Klebeeffekt“, sagt Michael Fuchs vom Verband Bildung und Erziehung. Den beobachtet Cornelissen im Kleinen tatsächlich und dieser ist „dem guten Klima an den Schulen geschuldet, Atmosphäre hat einen hohen Stellenwert bei angehenden Lehrern“. Trotzdem hatte es zuletzt auf 70 Stellen, die zum 1. Mai ausgeschrieben wurden, nur drei (Teilzeit-)-Einstellungen gegeben, so Rüdiger Wüllner, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
An den Grundschulen werde „eine tolle Arbeit geleistet“, betont Michael Fuchs (VBE), dennoch sei es schwer, die jungen Menschen zu halten. Vom letzten Jahrgang mit 50 Teilnehmern habe man 18 halten können. GEW und VBE ist klar: Das reicht nicht aus. Die Gewerkschaftsvertreter wollen nach Kräften helfen, zur Begrüßung waren sie im Studienseminar.
Referendare schlagen Angebote in Duisburg aus
Michael Fuchs hat Verständnis für die verhaltenen Reaktionen auf das Wohnangebot: „Viele nehmen längere Anfahrten in Kauf, weil sie nicht wissen, wo es für sie nach zwei Jahren hingehen wird.“ Was auch vorkommt: Referendare, die eine Stelle in Duisburg angeboten bekommen, schlagen sie aus und übernehmen lieber übergangsweise eine befristete Schwangerschaftsvertretung, bis für sie die richtige Schule in der richtigen Stadt dabei ist.
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Fuchs sagt, dass es in den 90er Jahren, als er Lehrer wurde, eine Sperrfrist gab, wenn man eine Stelle abgelehnt hat, die einem zugewiesen wurde. Ein echtes Druckmittel: „So konnte man aus Westfalen Leute nach Duisburg holen“, erzählt der Grundschullehrer. Seine Frau gehörte dazu, sie stammt aus Bielefeld.
Diese Option würde heute nichts mehr bringen, weil der Bedarf überall hoch sei. „Aus dem Regierungsbezirk Detmold wechseln die Referendare eher nach Niedersachsen als ins Ruhrgebiet“, bedauert Fuchs. Von den jetzt startenden Referendaren habe aber keiner einen unglücklichen Eindruck gemacht, berichtet der Gewerkschafter erleichtert, keiner habe ihn um Hilfe gebeten, um aus Duisburg wegzukommen. „Ich hoffe, sie behalten die positive Einstellung.“
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>>Das Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung
- Das Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) – früher Studienseminar genannt – bildet Lehrer für Grundschulen, Berufskollegs, Gymnasien, Gesamtschulen und sonderpädagogische Förderung aus.
- Über 100 Ausbilder schulen pro Jahr über 500 angehende Lehrerinnen und Lehrer, die überwiegend an Duisburger Schulen und teilweise in der näheren Umgebung unterrichten.
- Weitere Infos: https://www.zfsl.nrw.de/DUI/Seminar_GS/Willkommen/index.html