Duisburg. Bildungsministerin Dorothee Feller besucht etliche Schulen in NRW. Zum Auftakt kam sie nach Duisburg. Wie sie den Lehrermangel lösen will.
Pünktlich zum Start in das neue Schuljahr gab sich die neue Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) in Duisburg die Ehre. Ihre dreitägige Reise durch Schulen in neun NRW-Städten begann sie am Mittwoch an der Globus-Gesamtschule und später am Robert-Bosch-Berufskolleg, wo sie mit Lehrerinnen und Lehrern, der Schulaufsicht sowie der städtischen Verwaltung sprach.
Der Besuch lockt reichlich Pressevertreter an den Dellplatz, sie alle wollen wissen, wie die Neue im Amt die Probleme anpacken wird. Derer gibt es reichlich. Stichwort Corona – hier will sie im engen Kontakt mit den Schulen bleiben, um zu schauen, ob es in den nächsten Wochen Optimierungsbedarf gebe. Vor Ort könne man spezifischere Entscheidungen treffen, das Ministerium begleite das intensiv. Die neuen Regelungen seien mitnichten ein Versuch, Verantwortung abzuschieben.
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Gegen den Lehrermangel in Duisburg könnten auch Abordnungen helfen
Zum Lehrermangel erklärt Feller, dass die Bezirksregierung nicht alle Stellen besetzen konnte, auch in anderen Städten nicht. Im Ministerium gebe es nun eine Arbeitsgruppe, die die Unterrichtsversorgung verbessern will. Aber mehr Personal könne man nicht von heute auf morgen herbeiholen. Um kurzfristig Abhilfe zu schaffen, nimmt sie auch das böse Wort „Abordnung“ in den Mund. Dazu gebe es derzeit Gespräche mit Verbänden und Personalräten. Details nennt sie nicht, sagt nur, dass man „mit Hochdruck“ daran arbeite und setzt dann noch einen drauf: „mit Schmackes!“
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Und was will sie tun, um den über 700 Kindern zu helfen, die in Duisburg keinen Schulplatz bekommen haben? „Darüber haben wir nicht gesprochen“, sagt Feller. Die Beschulung von ukrainischen Flüchtlingskindern sei überall eine Herausforderung, darüber sei man im engen Austausch. Eine Kernfrage sei, wie viele überhaupt (noch) da sind. Deshalb beginne nun eine regelmäßige Abfrage, um dieser Unsicherheit zu begegnen.
Elf von 100 Lehrern fehlen, „das tut uns richtig weh“
Fabian Theiß, Schulleiter der Globus-Gesamtschule, ist ganz froh, dass er die Probleme seiner Schule mal auf höchster Ebene schildern konnte. Das Schuljahr beginnt er mit zehn Prozent weniger Lehrpersonal: elf von 100 fehlen, unter anderem, weil sechs Lehrer gleichzeitig in den Ruhestand gingen. „Das tut uns richtig weh“, betont er, die Stundentafel könne man nur mit Kürzungen in der Breite schaffen. Alle Gesamtschulen in Duisburg seien da in einer ähnlichen Lage.
Durch die Suche nach Lehrern der Sekundarstufe 1 sei man zudem gegenüber den Gymnasien im Nachteil. Zumindest die gleiche Besoldung aller nach A13 könnte helfen. Dass sich niemand bewirbt, ist seiner Meinung nach vor allem dem schlechten Ruf Duisburgs geschuldet. „Wenn Lehrer uns erst mal kennenlernen, dann haben wir auch gute Klebeeffekte.“ Er hofft auf Abordnungen, die er dann überzeugen und halten kann.
Für Sanierungen ist der Schulträger zuständig
Szenenwechsel nach zäher Stau-Fahrt in den Norden. Eins der Probleme, die viele Schulen haben, wird der Ministerin schon auf dem kurzen Weg vom Parkplatz ins Foyer des Robert-Bosch-Kollegs deutlich: Die Schule ist alt, zum Schutz vor herabfallenden Bauteilen ist sie seit fast drei Jahren mit Gerüsten umzäunt – frei ist nur die breite Treppe zum Eingang, die auch Feller nimmt.
Sie lobt das schöne, denkmalgeschützte Gebäude und spielt beim Thema Sanierung den Ball gleich zurück an die Stadt als Schulträger. Aus dem Schulministerium kommt später noch der Hinweis, dass den Schulträgern in NRW in der vergangenen Legislaturperiode über acht Milliarden zur Verfügung standen.
Wasserschaden in den Werkstätten erschweren den Unterricht
Schulleiterin Simone Peeters hilft diese theoretische Größe nicht wirklich. Es gebe einen erheblichen Sanierungsstau und zusätzlich habe ein Wasserschaden die Werkstätten vor den Ferien kaputt gemacht. Umso mehr freut sie sich, dass die Ministerin ihrer Schule Aufmerksamkeit schenkt. In dem Sog kommen auch alle anderen und so hat sie die Handelnden mal am Tisch, um nach Lösungen zu suchen.
„Wir wollen die Qualität des Unterrichts halten“, betont Peeters, dazu gehöre, dass die Schüler, die mal technische Fachkräfte sein werden und damit dringend gesucht, mit guten Maschinen arbeiten können „und nicht nur am Metallblock rumfeilen“. Immerhin sei sie personell gut besetzt und oben drauf kommt jetzt eine Schulsozialarbeiterin, berichtet Peeters strahlend.
>>WÜNSCHE DER LEHRER UND SCHÜLER AM BERUFSKOLLEG
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Am Robert-Bosch-Berufskolleg im Duisburger Norden wurden am Mittwoch die Industriemechaniker „eingeschult“, auch die Elektroniker und Automatisierungstechniker hatten ihren ersten Tag. Dass hoher Besuch im Haus ist, merkt man kaum. Zwei Lehrerinnen sagen auf die Frage, was sie sich von der Ministerin wünschen würden, wie aus einem Mund: die technische Ausstattung verbessern! Theoretisch gebe es zwar Wlan, aber an diesem Tag dann doch nicht, und funktionierende Beamer in jedem Klassenzimmer fänden sie auch wichtig.
Schüler Dominik Krusenbaum berichtet, dass sich zu Beginn seines zweiten Jahres in der Berufsfachschule die Reihen erheblich gelichtet hätten. Da hätte es mehr Entlastung für die Schülerinnen und Schüler geben müssen, glaubt er. Eine grundsätzliche Modernisierung fänd auch er toll.