Duisburg. Beim Ruhrorter Hafenfest endete die Geburtstagssaison des 100-jährigen Schiffs Oscar Huber mit dem „White Dinner“. Was die Gäste alles erlebten.
Mit einem „White Dinner“ an Bord der Oscar Huber als Höhepunkt und Abschluss der Geburtstagssaison feiert das Binnenschifffahrtsmuseum den 100. Geburtstag des alten Radschleppers. Zwei Karten für dieses Dinner, dieses Massenpicknick in Weiß zum Auftakt des 27. Hafenfests, hat auch unsere Autorin Sabine Merkelt-Rahm gebucht. Mit ihrer besten Freundin Eva will sie ein ehrgeiziges Menü für die Dresscode-Sause auf die Beine stellen.
Weiße Sachen hat doch fast jeder im Kleiderschrank. Aber wie sehen sie aus, wenn man sie mal kritisch betrachtet? „Ob die weiße Bluse noch passt?“, fragt Eva zweifelnd am Telefon während der Vorbereitungen. Bei näherer Betrachtung stellt sie fest, dass die selten getragene weiße Leinenhose einen leichten Gelbstich aufweist. Ihm muss sie also erst noch mit einem energischen Waschgang zu Leibe rücken.
Plötzlich zeigt die Wetter-App nach wochenlanger Dürre Regen für Freitagabend an. Verflixt, es wird uns doch nicht die schönen Pläne verregnen? Zum Glück ist auch eine weiße Jacke ganz tief im Schrank vorhanden.
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Aber wie kriegt man Weingläser, Vorsuppe, Aperitif, Platzteller, Nachtischportionen und Getränke heil an Bord? Unfassbar, was da an Gewicht zusammenkommt. Ganz in Weiß mit einem Picknickkörbchen ist das nicht getan.
Am Ende starten wir mit Quicheform, Rucksack, Korb und Kühltasche – beladen wie für ein ganzes Camping-Wochenende – in unser Abenteuer. Der erste Blick auf das Museumsschiff entschädigt für die Schlepperei über den belebten Leinpfad.
Das geschmückte Museumsschiff Oskar Huber ist ein echter Hingucker
Das Vorbereitungsteam um Cornelia Garwer-Schier hat ganze Arbeit geleistet. Die Oscar Huber ist beleuchtet und mit Hunderten von weißen Luftballons und Wimpelketten geschmückt. Die Biertischgarnituren für 150 Menschen in Weiß haben weiße Überzüge und sind mit Blumen und kleinen Lichtern ausgestattet. Für die Musik sorgt die Jazz-Saxophonistin Angela Puxi, die hoch oben auf der Schiffsbrücke weithin sichtbar und hörbar ihre Jazzstandards ins Instrument haucht.
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Am Sechsertisch packen wir aus und blenden die freundlichen Banknachbarn mit unserem Tafelsilber und dem ausgefeilten Menü. Es gibt Datteln im Speckmantel und kalte, aufgeschäumte Lauch-Kartoffelsuppe, lauwarme Zucchini-Quiche und Melonenkugeln zum Dessert. Schnell ist man im Gespräch.
Inge und Peter Günther aus Homberg sind die Vorbereitungen etwas entspannter angegangen und haben es mit einem leckeren bunten Nudelsalat gut sein lassen. Dafür punkten sie mit stilechten weißen Gläsern. Und ihre Rückzugsstrategie zeugt von überlegener Planung. Sie konnten am Vorabend in der Nähe einen Parkplatz für ihr Auto ergattern und freuen sich nach dem Feuerwerk auf kurze Wege.
Als der Kaffee an Bord noch 50 Pfennig kostete und Schiffskater Willi dort lebte
Inge Günther hat von 1974 bis 1987 in der Cafeteria auf der Oscar Huber gearbeitet und denkt gerne an die Zeit zurück, als ein Kaffee an Bord fünfzig Pfennig kostete und die Ruhrorter sich ihren Kuchen dazu von zu Hause mitbrachten. Sogar der Schiffskater Willi, der übrigens eine Katze war, hat bei den Günthers Asyl bekommen, als ihm das Leben an Bord zu gefährlich wurde.
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Auch Andreas Mai, ein Mitglied des aktuellen Aufbauteams vom Museum hat Erfahrung mit den Härten an Bord. Gemeinsam mit einem Kollegen hat er die ganze Ausstattung des Abends von der Technik über die Tische bis zu den Pavillons an Bord geschleppt. Und das, obwohl die Gangway zum Schiff beim Pegelstand 155 wegen des extremen Niedrigwassers so steil ist, wie nie. Nun hat er eine Kniestütze nötig und ist froh, dass er sitzt.
Auf den Nachtisch folgt das beliebte Hafenfest-Feuerwerk
Viele sind mit dem Fahrrad da und schauen besorgt in den bewölkten Abendhimmel. Aber das Wetter hält bis zum Feuerwerk. Die Stimmung an Bord ist bestens, der Blick auf die bunten Leuchtexplosionen der Raketen auf der Friedrich-Ebert-Brücke ist unverstellt. „Das war ein toller Abend, das wollen wir jetzt jedes Jahr haben,“ sagen die Gäste beim Abschied.