Duisburg. Duisburg unterstützt jetzt die Kastration von Straßenkatzen. Trotzdem schlagen Tierschützer Alarm. Warum viel Geld ungenutzt zu bleiben droht.

Erst seit kurzem unterstützt die Stadt Duisburg die Kastration von Straßenkatzen. Die in den Streuner-Hotspots wie Marxloh und Walsum engagierten Tierschutzvereine können nun auf öffentliches Geld zurückgreifen, um die Rechnungen der Tierärzte zu bezahlen. Und doch klagen sie weiter über hohe Hürden bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Demnach könnten die Rahmenbedingungen der Förderung die Katzenfreunde und -freundinnen in Schwierigkeiten bringen.

Nach dem Ratsbeschluss im Frühjahr stellt die Stadt jährlich 10.000 Euro zur Verfügung. Pro Kastration können 37,50 Euro für Kater und 70 Euro für Kätzinnen gezahlt werden. Geht es nach den Tierschutzvereinen, ist das nur ein Anfang. Sie hoffen mittelfristig auf eine Verdopplung der Summe und darauf, dass diese fest in den Haushalt der Stadt aufgenommen wird.

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Eigenanteil für Kastration von Streunerkatzen macht Probleme

Im laufenden Jahr allerdings wird es schwer, das Budget auch nur annähernd auszuschöpfen. Der Grund: Das Geld steht erst seit kurzem zur Verfügung. „Für uns bedeutet das, dass in der knappen Zeit von August bis Dezember 2022 noch circa 200 Katzen gefangen, kastriert und abgerechnet werden müssen“, schreiben die Vereine in einer gemeinsamen Stellungnahme.

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Da sie aber pro Kastration einen Eigenanteil von 80 Euro (Kater) beziehungsweise 90 Euro (Kätzin) aufbringen müssten, stünden für die Vereine bis Jahresende weitere 20.000 Euro an eigenen Kosten an – Geld, dass sie jedoch nicht hätten.

„Unsere Planung zielte darauf ab, dass wir die städtische Unterstützung ab spätestens März 2022 erhalten“, erklärt Kerstin Kuhlow, Vorsitzende der „Streunerhilfe Duisburg“ und der „Tierhilfe mit Herz“. Diese Rechnung gehe nun nicht auf, „da wir keine rückwirkende Unterstützung für bereits durchgeführte Kastrationen erhalten und wir bis heute alle Kosten alleine gestemmt haben“.

Engagierte Katzenfreunde werfen Stadt Verzögerungstaktik vor

Kuhlow und ihre Mitstreiter bemängeln zudem „kaum vorstellbare“ bürokratische Hürden. Das „seitenlange Antrags- und Genehmigungsverfahren“ habe mit dazu beigetragen, dass Gelder erst jetzt fließen können.

In Marxloh, wo dieses Bild entstand, leben besonders viele Streuner.
In Marxloh, wo dieses Bild entstand, leben besonders viele Streuner. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Über all den mittelfristigen Geldnöten schwebt eine große Sorge: Wie reagieren Stadt und Politik, sollte vom Budget in diesem Jahr ein Großteil ungenutzt bleiben? Die Vereine unterstellen der Stadt in ihrem Schreiben sogar, den Abruf der Gelder absichtlich verzögert und erschwert zu haben: „Es entsteht der Eindruck, dass durch die extreme Verlangsamung des Prozesses durch die städtischen Verantwortlichen bewusst vermieden werden soll, dass das Geld vollständig abgerufen und durch die Tierschutzvereine in 2022 ausgegeben werden kann.“

Ziel könne es demnach sein, einen neuen Antrag der Grünen-Fraktion im kommenden Jahr zu blockieren, „da die Tierschutzvereine das zur Verfügung gestellte Geld ja nicht gebraucht haben“. Der im Februar erfolgreiche Antrag der Grünen war vor seinem Beschluss bei vorherigen Ratssitzungen noch von der rot-schwarzen Mehrheit abgelehnt worden. Dass der Rat dann doch noch einstimmig dafür votierte, resultierte nach Informationen der Redaktion aus einem politischen Deal – SPD und CDU sollen sich damit die Kooperation der Grünen in einer anderen Angelegenheit erkauft haben.

Stadt Duisburg wehrt sich gegen Vorwürfe von Tierschutzvereinen

Die Stadt weist den Vorwurf der bewussten Verzögerung entschieden zurück. Sprecher Maximilian Böttner teilt auf Nachfrage mit: „Wie bei jeder öffentlichen Förderung müssen Antragsteller notwendige Angaben machen, damit die auszahlende Stelle die ordnungsgemäße Verwendung der Fördergelder überprüfen und nachweisen kann.“

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Noch im Juli habe es mit den Vereinen ein ausführliches Beratungsgespräch gegeben; die Stadt habe „weitere Hilfestellung bei offenen Detailfragen hinsichtlich der Antragstellung“ angeboten. Böttner betont: „Mit öffentlichen Geldern ist verantwortungsbewusst umzugehen.“

Die bis Juli eingegangenen Anträge sind inzwischen bewilligt worden. Die Vereine können ab sofort pro Kastration städtisches Geld abrechnen. Um den Eigenanteil für möglichst viele Kastrationen noch zu stemmen, seien sie jedoch auf Spenden angewiesen. Eine Alternative wäre es, die Förderphase zu verlängern, damit Teile des Budgets auch über den 31. Dezember 2022 hinaus abrufbar wären. Dafür würde jedoch ein weiterer Ratsbeschluss benötigt, der zurzeit nicht in Sicht ist.

>>STRASSENKATZEN IN DUISBURG: TIERSCHÜTZER BITTEN UM SPENDEN

  • Den gemeinsamen Hilferuf haben die Vereine „Tierhilfe mit Herz“, „Tierschutzverein Kamp-Lintfort und Umgebung“, „Aktiv für Tiere“ und „Streunerhilfe Duisburg“ unterzeichnet.
  • Wer die Ehrenamtlichen bei ihrer Arbeit unterstützen will, findet auf der Internetseite der „Streunerhilfe Duisburg“ Kontaktdaten und weitere Informationen: www.t-m-h.de.