Duisburg. Wer ins Wolfgang-Eigemann-Haus einzieht, hat oft nichts mehr außer einem Haufen Probleme. So hilft das Diakoniewerk beim Start in ein neues Leben.

Als das Diakoniewerk vor zehn Jahren das Mehrfamilienhaus an der Ruhrorter Straße umbaute und das Wolfgang-Eigemann-Haus eröffnete, gab es Bedenken, Vorbehalte und Protest. Zehn Jahre danach hat sich die Aufregung in Kaßlerfeld längst gelegt. „Wir sind im Stadtteil gut vernetzt und integriert“, sagt Christian Horbach, der Leiter der stationären Einrichtung mit 35 Plätzen für alleinstehende, wohnungslose Männer.

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Wer in das nach dem 2008 verstorbenen langjährigen Diakonie-Pfarrer Wolfgang Eigemann bekannte Haus einzieht, bringt mit, was das Diakoniewerk „besondere Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten“ nennt. Im Klartext formuliert Horbach das so: „Mancher kommt mit wenig: keine eigene Wohnung mehr, keine Familie, kaum soziale Bindungen, oft auch keine Papiere.“ Nicht selten: Ein Alkoholproblem oder psychische Erkrankungen. „Im Haus gibt es Alkoholverbot, aber man kann alkoholabhängig sein“, erläutert der Leiter.

Beratungsstelle für Wohnungsnotfälle, Sozialamt und andere Träger vermitteln

Die Beratungsstelle für Wohnungsnotfälle der Diakonie vermittelt den Kontakt, manchmal haben die Klienten auch die hauseigene Notschlafstelle (vier Plätze) aufgesucht oder sind von anderen Stellen wie der Bahnhofsmission vermittelt worden. „Wir verstehen uns als Übergangseinrichtung“, erläutert Horbach. Die Männer bleiben im Durchschnitt neun, nur in Ausnahmefällen länger als 18 Monate. Die einstigen Mietwohnungen wurden zu Wohngemeinschaften umgebaut. Jeder hat ein Einzelzimmer, Küche und Bad teilen sich die Bewohner. Horbach: „Wer kann, kocht für sich selbst, wer’s braucht, bekommt Verpflegung.“

Einrichtungsleiter Christian Horbach in der Gemeinschaftsküche einer der Wohngemeinschaften, die nach dem Umbau des ehemaligen Mehrfamilienhauses an der Ruhrorter Straße in Kaßlerfeld im Wolfgang-Eigemann-Haus vor zehn Jahren entstanden sind.
Einrichtungsleiter Christian Horbach in der Gemeinschaftsküche einer der Wohngemeinschaften, die nach dem Umbau des ehemaligen Mehrfamilienhauses an der Ruhrorter Straße in Kaßlerfeld im Wolfgang-Eigemann-Haus vor zehn Jahren entstanden sind. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Das Ziel für alle: Neue Wohnperspektive und geregeltes Einkommen

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„Das Ziel für alle ist es, ein geregeltes Einkommen zu sichern und eine neue Wohnperspektive zu schaffen“, sagt Christiane Caldow, Fachbereichsleiterin für Soziales, Wohnen und Gesundheit beim Diakoniewerk in Duisburg: Wenn es geht, eine Beschäftigung, ein Leben in größtmöglicher Selbstständigkeit. Je nach Hilfebedarf erfolgt dann eine Vermittlung in andere stationäre Einrichtungen oder betreuten Wohngruppen des Diakoniewerks wie das Otto-Vetter-Haus in Ruhrort mit sozialpsychiatrischer Spezialisierung oder das Peter-Beier-Haus in Hochfeld für Suchtkranke.

Betreuerteam im Haus hilft beim Neustart

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Zunächst geht es für die Betreuer im 24-köpfigen Team des Hauses (Sozialarbeiter, Betreuer, Hauswirtschaft) um die Grundlagen: Behördengänge, finanzielles regeln, die Krankenversicherung wiederherstellen. Am Ende steht die Bewertung der Situation, das ist Grundlage für einen Hilfeplan. Kostenträger für den Aufenthalt ist der Landschaftsverband Rheinland (LVR).

Einzel- und Gruppenangebote helfen, den Tag zu strukturieren, eine neue Perspektive zu entwickeln. „Oft erleben wir Klienten, die durch Suchterkrankung, Trennung oder Arbeitslosigkeit ihren Lebensmut verloren haben“, sagt Christian Horbach. „Dann ist es besonders schön zu sehen, dass sie in diesem Haus ein neues Lebensziel finden konnten.“

VORLÄUFER: DAS „HAUS AM HAFEN“ IN DER ALTSTADT

  • Bis zur Eröffnung des Wolfgang-Eigemann-Hauses 2012 war dreißig Jahre lang das „Haus am Hafen“ die Einrichtung für bis zu 90 alleinstehende wohnungslose Männer. „Es war eine reine Unterkunft, weitere Angebote gab es kaum“, erinnert Udo Horwat, heute Geschäftsführer. Im Haus war auch die Zentrale des Diakoniewerks untergebracht, nach dem Umzug entwickelten sich weitere Angebote für wohnungslose Frauen und Männer.
  • „Jeder Mensch verdient die Achtung seiner Persönlichkeit. Dazu gehört eine Wohnung, ein Zugang zum Sozialsystem und die Chance zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“, sagt Christiane Caldow, als Fachbereitsleiterin und Nachfolgerin von Roland Meier, der in den Ruhestand verabschiedet wurde. „Durch ein aufeinander abgestimmtes Hilfesystem ist die Versorgung von wohnungslosen Frauen, Männern und Jugendlichen in Duisburg gesichert.“