Duisburg. Eine Petition, die Schutz für Frauen vor männlicher Gewalt fordert, bekommt durch den Femizid an einem Krankenhaus in Duisburg neue Brisanz.

Knapp zwei Wochen ist es her, dass auf dem Parkplatz des Johanniter-Krankenhauses in Duisburg eine Frau von ihrem Mann erschossen wurde. Der Täter hatte danach sich selbst gerichtet. Der Femizid hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt.

Er erreichte auch Professor Dr. Kristina Wolff. Sie ist die Leiterin des Femicide Observation Center Germany, das seit einigen Jahren Gewalttaten von Männern gegen Frauen ins öffentliche Bewusstsein bringt, sich für Fortbildungen zur Sensibilisierung einsetzt und die Umsetzung der Ziele der Istanbul-Konvention forciert.

Online-Petition fordert die Umsetzung der Istanbul-Konvention

Auf der Plattform change.org hat die Aktivistin eine Petition angestoßen, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser auffordert, die Istanbul-Konvention endlich umzusetzen. Deutschland hat sie 2017 unterzeichnet, seit 2018 ist sie in Kraft. Fast 150.000 Menschen haben bereits unterschrieben und unterstützen die Forderung von Wolff. Der Duisburger Mord gibt dem nun eine neue Dringlichkeit.

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„Strukturelle, tradierte, männliche Gewalt ist, auch, bzw. gerade in Form deutscher Femizide ein innenpolitisches Sicherheitsrisiko“, argumentiert Wolff. Im Finanzplan des Bundes seien jedoch keine Budgets zur Umsetzung der Istanbul-Konvention zu finden. Dabei steige einerseits die Zahl der Femizide in Deutschland seit Jahren, andererseits würden über 14.000 Frauenhausplätze fehlen, weshalb viele bedrohte Frauen keinen Schutz finden könnten. Auch in Duisburg müssen jährlich hunderte Frauen aus Platzmangel abgewiesen werden.

Femizid in Duisburg war „eine öffentliche Hinrichtung“

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Anlässlich des Femizids in Duisburg, den Wolff als „öffentliche Hinrichtung mitten in Deutschland“ bezeichnet, fragte die Professorin Ministerin Nancy Faeser, wann es effektive Schutzmaßnahmen vom Staat geben werde.

In dem aktuellen Duisburger Fall hatte es innerfamiliäre Auseinandersetzungen gegeben, weil sich die Frau von ihrem Mann trennen wollte. Hinweise auf ein drohendes Gewaltdelikt habe es jedoch nicht gegeben, sagt Staatsanwältin Jill Mc Culler. Durch den Mord ist ein minderjähriges Kind nun Vollwaise.

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Jede fünfte Frau hat physische oder sexuelle Gewalt erlebt

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat 2019 ermittelt, dass 22 Prozent aller Frauen in Deutschland bereits physische oder sexuelle Gewalt durch einen Intimpartner oder einen Familienangehörigen erlitten haben. Laut dem Statistik-Portal statista hält Deutschland den europäischen Negativ-Rekord bei Femiziden.

Die Petition kann mit einer Unterschrift unterstützt werden. Sie ist auf der Webseite change.org unter dem Stichwort savexx und Istanbul-Konvention zu finden.

>>DIE ISTANBUL-KONVENTION

  • Vor elf Jahren hat der Europarat ein Übereinkommen getroffen, das seither sukzessive von den EU-Mitgliedsstaaten unterzeichnet wird.
  • Es soll Frauen vor allen Formen der Gewalt schützen, Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt verhindern, sie strafrechtlich verfolgen und beenden.
  • Die unterzeichnenden Staaten versichern, in Prävention zu investieren, Opfer zu schützen, die Strafverfolgung von Tätern zu sichern, ein Netzwerk zur Verfolgung der Straftaten aufzubauen und ein Monitoring zu betreiben.
  • Weitere Infos auf der Webseite des Europarates: https://www.coe.int/en/web/istanbul-convention/home