Duisburg. Frauenhäuser in Duisburg mussten über 650 Frauen, die vor Gewalt flüchten, aus Platzmangel abweisen. Debatte im neuen Gleichstellungsausschuss.

Mit der prekären Finanzierung der Frauenhäuser ging schon die erste Sitzung des neuen Gleichstellungsausschusses in Duisburg dahin, wo es weh tut.

Die neue Vorsitzende Dr. Nazan Şirin betonte am Donnerstagnachmittag im Ratssaal, dass es wichtig sei, Themen wie Vielfalt, Gleichberechtigung, Inklusion nicht nur nebenbei abzuhandeln. „Wir müssen uns Zeit nehmen, darüber zu sprechen.“ Dass das überhaupt nötig ist, stimme sie allerdings auch traurig.

In Duisburg nicht genug Schutzraum für Opfer von Gewalt

Handlungsdruck erzeugte der Bericht von Hiltrud Limpinsel vom Autonomen Frauenhaus und Karin Bartl vom Frauenhaus Duisburg. „Wir wollen, dass alle Frauen, die von Gewalt betroffen sind, einen Schutzraum finden“, betonte Limpinsel.

Aktuell gelinge das allerdings nicht. 650 Frauen mussten die beiden Häuser im vergangenen Jahr abweisen, vielfach aus Platzmangel, aber auch zum Schutz vor Corona. Ein Handicap sei auch, dass keine Einrichtung barrierefrei ist.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

SPD- und CDU-Fraktion beantragten eine Evaluierung, wie eine „auskömmliche Finanzierung“ sichergestellt und weitere Plätze geschaffen werden könnten. Grüne, Linke und Junges Duisburg hatten ursprünglich den Erhalt des jährlichen kommunalen Zuschusses von 75.000 Euro „auf unbestimmte Zeit“ gefordert, legten diesen Antrag nach ausführlicher Debatte aber zunächst auf Eis. Gemeinsame Gespräche der Fraktionen mit dem Kämmerer sollen folgen.

„Ein sozialpolitischer Skandal“

Ob es ein drittes Frauenhaus in Duisburg gibt, bezweifelte Ulrich Christofczik, Vorstandsvorsitzender des Christophoruswerks und Träger des ältesten evangelischen Frauenhauses in Duisburg, bereits im Vorfeld zur Sitzung. „Wir haben wahnsinnig viel Bedarf, aber auf Landes- und Bundesebene fehlt der politische Wille.“

Im vergangenen Jahr hatte Christofczik die Bereitschaft geäußert, die Trägerschaft eines weiteren Frauenhauses zu übernehmen, „aber das ist angesichts der Finanzierung unrealistisch, das Risiko können wir nicht eingehen.“ Das bestehende Frauenhaus trage sich zu 40 Prozent durch Mittel des Landes, 60 Prozent müssten jedes Jahr über Spenden eingetrieben werden. „Ein sozialpolitischer Skandal“ sei das, sagt Christofczik, ihn stimme das traurig.

Das Christophoruswerk verpflichte sich gegenüber seinem Personal über viele Jahre, könne aber nicht auf eine Regelfinanzierung zurückgreifen. Die finanzielle Unterstützung durch den Rat der Stadt sei lobenswert und habe die Einrichtung von zwei weiteren Plätzen ermöglicht. Aber umgerechnet könne er damit nicht mal ein Drittel einer Personalstelle finanzieren. Er will da nicht falsch verstanden werden, „jeder Euro hilft!“, er hält es aber für grundfalsch, zu denken, dass die Arbeit mit von Gewalt bedrohten Frauen ein Ehrenamt sei, das auf Spenden basieren könne.

>> FRAUENHAUS IN DUISBURG HAT ZWEI PLÄTZE MEHR

  • Mit einer Finanzspritze über 25.000 Euro von der Stadt Duisburg konnte das Frauenhaus Duisburg in Trägerschaft des Evangelischen Christophoruswerkes zwei neue Appartements für Frauen mit Kindern einrichten. Damit können hier insgesamt elf Plätze für Frauen und 17 Plätze für Kinder angeboten werden.
  • Nochmals 25.000 Euro Zuschuss werden für die Beschäftigung einer weiteren Sozialarbeiterin verwendet. Diese wird die zusätzlichen Frauen beraten, begleiten und unterstützen.