Duisburg. Nach Ärger am Sana-Klinikum in Duisburg äußert sich die Landesregierung zur Versorgung von psychosomatisch Erkrankten. So plant das Haus selbst.
Die Schließung der Sana-Klinik für Psychosomatik in Duisburg hat im Juni für viel Aufregung gesorgt – bei Mitarbeitenden, Patienten und in den Chefetagen.
Die Landtagsabgeordneten Sarah Philipp und Josef Neumann von der SPD haben in einer Kleinen Anfrage die Landesregierung um Antworten zur Krankenversorgung insgesamt und zu den Entscheidungen vor Ort gebeten. Ihre Kritik: Schon vor der Schließung habe es nur ein unzureichendes Angebot für psychisch Erkrankte in Duisburg gegeben. „Eine qualifizierte Behandlung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen ist durch die Schließung nun zusätzlich weggefallen.“
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Sana-Klinikum: Keine Schließung, sondern eine „temporäre Verlagerung“
In der Antwort erklärt die Landesregierung, dass es sich gar nicht um eine Schließung handele, sondern in Absprache mit der Bezirksregierung Düsseldorf um eine „temporäre Verlagerung“ des Bereichs an das Bertha-Krankenhaus. Begründet wird dies mit der vakanten Stelle der medizinischen Leitung, die so schnell nicht besetzt werden könne.
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Aus Sicht des Gesundheits- und des Finanzministeriums ergebe sich keine Versorgungslücke. Im niedergelassenen Bereich sei der Planungsbereich Duisburg sogar gesperrt, weil der Versorgungsgrad für Nervenärzte bei 112,71 Prozent liege und für Psychotherapeuten bei 117,81 Prozent. Wegen einer nicht erfüllten ärztlichen Quote könnten sich aber noch drei ärztliche Psychotherapeuten niederlassen.
Demnach sind im Raum Duisburg 27 Nervenärzte und 113 Psychotherapeuten tätig.
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Klinikum kann Kapazitäten erweitern
Dem Sana-Klinikum sei vom Land eine Erweiterung genehmigt worden. Insgesamt könnten 48 Betten hinzukommen, die sich so aufteilen:
- plus 14 auf dann 90 vollstationäre Betten
- plus 15 auf dann 37 teilstationäre Plätze im Bereich Psychiatrie und Psychosomatik für Erwachsene
- plus 8 auf dann 33 Betten im Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie
- plus 11 auf dann 21 teilstationäre Plätze im Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie
Sana-Klinikum will Ende 2023 einen Bauantrag einreichen
Die baulichen Maßnahmen seien vom Krankenhausträger aber noch nicht umgesetzt worden, schreibt die Landesregierung. Auf Nachfrage erklärt Katharina Stratos, Leiterin der Unternehmens-Kommunikation des Sana in Düsseldorf, dass für den geplanten Ausbau der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik für Erwachsene sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie aktuell gemeinsam mit allen Beteiligten ein Raumnutzungs- u. Belegungskonzept erstellt werde, das bis Ende 2022 fertig sein soll. Der Bauantrag für das Gesamtkonzept soll bis Ende 2023 erfolgen.
Stratos weiter: „Bereits Anfang April 2022 wurde eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe im Bertha-Krankenhaus gegründet, ergänzt um eine Standortleitung und eine Projektleitung für die Weiterentwicklung der Psychiatrie am Standort Rheinhausen. Zudem haben die Planungen zur Erweiterung der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) begonnen, die in 2023 umgesetzt werden sollen.“
Unternehmenskommunikation weist Kritik am Chefarzt zurück
Zur von Mitarbeitern und Patienten geäußerten Kritik am derzeitigen Chefarzt der Klinik, dass er psychosomatische Krankheitsbilder nicht ernst nehme und deren Behandlung zugunsten der Allgemeinpsychiatrie auslaufen lassen wollte, sagt Stratos, dass PD Dr. Marcus W. Agelink, der seit Juni 2021 die Allgemeinpsychiatrie leitet, durch seine Aus- und Weiterbildungen „eine fachlich hervorragende Versorgung unserer psychosomatischen Patienten“ garantiere.
Die offenen Stationen arbeiten nach dem „Durchmischungsprinzip“, erklärt die Pressesprecherin. „Diese Inklusion psychosomatischer Akutpatienten in ein allgemeinpsychiatrisches Setting wird seit vielen Jahren deutschlandweit erfolgreich praktiziert und entspricht den Erfahrungen unseres derzeitigen Chefarztes.“
Die in der Psychosomatik am Standort Wedau behandelten Patienten werden am Standort Rheinhausen weiter behandelt. Für jeden Patienten gebe es einen individuellen Therapieplan, der, zusätzlich zur klassischen Psychotherapie in Einzel- und Gruppensettings ein co-therapeutisches Programm beinhaltet, einschließlich Kreativtherapien (Ergotherapie, Kunsttherapie, Musiktherapie) sowie diverser, teils physiotherapeutisch geleiteter Bewegungsangebote.
>>THERAPEUTISCHE ANGEBOTE
- Die Mitarbeitenden des psychologischen Dienstes haben verschiedene Schwerpunkte und bringen systemische, analytische und verhaltenstherapeutische Elemente in die Behandlung ein.
- Durch die Verlegung an den Standort Rheinhausen habe sich das Therapieangebot für die psychosomatischen Patienten erhöht. „Die Patientenrückmeldungen sind durchweg positiv“, sagt Katharina Stratos.
Die Antwort der Landesregierung findet man zum Nachlesen auf der Webseite des Landtags, Drucksache 18/324.