Duisburg. Der Sana-Konzern plant die Schließung der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie in Duisburg. Schreiben zeigt Ärger hinter den Kulissen.

Die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Sana Kliniken am Kalkweg steht möglicherweise vor der Schließung, befürchten Mitarbeitende. Geschäftsführung und medizinische Leitung bestätigten am Freitag „Überlegungen“, die Abteilung in die Psychiatrie im Bertha-Krankenhaus in Rheinhausen einzugliedern und kündigten eine „temporäre Schließung“ an. Das Konzept solle „in den nächsten Monaten weiter detailliert besprochen werden“.

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Ein Teil der 25 Mitarbeitenden, Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte soll nach Rheinhausen wechseln, weitere in anderen Fachabteilungen am Kalkweg beschäftigt werden, teilt Sana mit. Beschäftigte warnen in einem Schreiben an die Redaktion vor einer „tragischen Entscheidung“ für die Patienten. Sie könne dazu führen, dass sich „Wartezeiten zur adäquaten therapeutischen Behandlung drastisch verlängern und psychische Gesundheit nur Privatpatienten vorbehalten bleibt“.

Klinik für Psychiatrie aktuell auf zwei Standorte in Duisburg verteilt

Die Klinik für Psychiatrie ist aktuell auf zwei Standorte verteilt. Neben dem Bertha-Krankenhaus in Rheinhausen, wo erwachsene Patienten, Kinder und Jugendliche auch stationär behandelt werden, gibt es eine psychosomatische Tagesklinik mit zehn Behandlungsplätzen. Sie behandelt Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Burnout, Depressionen, Traumata und Ängsten.

Leitende Ärztin nach einem Jahr schon wieder vor dem Abschied aus Duisburg

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Die Leitung der Klinik wurde im vergangenen Jahr neu besetzt: Auf Chefarzt Dr. Peer Abilgaard, der im vergangenen Frühjahr nach fünf Jahren bei Sana ans Ev. Klinikum nach Gelsenkirchen wechselte, folgte Privatdozent Dr. Marcus-Willy Agelink, zuvor an der Gelsenkirchener Klinik tätig. Fast gleichzeitig übernahm Dr. Gabriele Hagner die Abteilung am Kalkweg. Die leitende Oberärztin, sie ist spezialisiert auf die Behandlung psychosomatischer Erkrankungen, hat Mitte Mai gekündigt. Sie werde Chefärztin in einer anderen Klinik, so Sana. Nach ihrem Abschied im Laufe dieses Monats sollen die Patienten im Bertha-Krankenhaus weiter behandelt werden.

Team vermisst Rückhalt der medizinischen Leitung der Klinik für Psychiatrie

Die Stelle von Dr. Gabriele Hagner wurde ausgeschrieben. Allerdings scheine die Neubesetzung angesichts der angebotenen Dotierung unwahrscheinlich, glaubt Helmut Böckeler, der Vorsitzende des Sana-Betriebsrats. Angesichts weniger verfügbarer Kandidaten sei „eine rasche Neubesetzung nicht gewährleistet“, sagt auch die Klinik.

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Die Frage, ob der medizinische Leiter auf Weisung der Sana-Geschäftsleitung oder mit deren Einverständnis handelt, ließ die Klinik am Freitag unbeantwortet. Das Team am Kalkweg vermisst jedenfalls die Rückdeckung des Chefarztes. Er sei „desinteressiert“ an der Behandlung psychosomatischer Patienten am Kalkweg, werfen sie ihm vor. Die Klinikleitung bedauert die „doch sehr emotionale bis offenbar bewusst angreifende Haltung“ im Schreiben der Beschäftigten.

Behandlung psychosomatischer Patienten „wirtschaftlich nicht erfolgreich“

In einem Gespräch habe Regionalgeschäftsführer Christian Engler angekündigt, allen betroffenen Mitarbeitenden Arbeitsplätze anzubieten, berichtet Böckeler. Eine Verlagerung der gesamten Abteilung nach Rheinhausen werde nicht nur wegen Platzproblemen schwierig, vermutet der Betriebsratschef. Die Sana-Geschäftsführung sei wohl auch deshalb nicht wirklich an einer Fortführung des Therapieangebots interessiert, weil es „wirtschaftlich nicht erfolgreich ist“.

>> EINSTELLUNG TRIFFT VOR ALLEM KASSENPATIENTEN

  • Die drohende Einstellung des Angebots an den Sana-Kliniken erfolge „trotz voller Wartelisten“, bedauern Mitarbeitende des Teams. Das werde, so befürchten sie, „ein großes Loch in die Versorgung psychosomatisch erkrankter Kassenpatienten reißen“. Sie weisen darauf hin, dass in Duisburg nur das Klinikum am Kalkweg die Versorgung dieser Patienten gewährleiste.
  • Es drohe damit eine weitere Verlängerung der ohnehin langen Wartezeiten auf eine Behandlung, befürchten die Behandler. Sie fordern deshalb eine öffentliche Debatte über die Einstellung des Angebots. Die Entscheidung, eine bereits knappe Versorgung weiter zu reduzieren, sei „nicht nachvollziehbar“.