Duisburg/Krefeld. Ein Raser aus Duisburg hat einen Familienvater angefahren. Das Unfallopfer lag zehn Monate im Krankenhaus. Nun hat das Gericht geurteilt.

Das gewohnte Leben einer fünfköpfigen Familie aus Krefeld endete am 18. Februar 2021. Der 47-jährige Familienvater erinnert sich bis heute nicht daran, dass er gegen 0 Uhr von seinem Arbeitsplatz im Logport wie gewohnt mit dem Fahrrad nach Hause fahren wollte. Als er auf der Bliersheimer Straße nach links in einen Feldweg abbog, fuhr ihn ein Duisburger mit seinem Wagen an. Wegen verbotenen Kraftfahrzeugrennens stand der 23-Jährige nun vor dem Amtsgericht am König-Heinrich-Platz.

Die Kollision des motorstarken Sportwagens mit dem Radler war so heftig, dass die Front des Autos dabei erheblich beschädigt wurde. Der 47-Jährige wurde zunächst auf die Motorhaube geschleudert, dann rutschte er wie ein Geschoss 30 oder 40 Meter weit über den Asphalt. Bilder der Überwachungskamera eines nahe gelegenen Unternehmens zeigen das Drama.

Schweres Schädel-Hirn-Trauma und Rückenmarksverletzung

Illegales Rennen in Marxloh- BMW und VW driften um KurveDer Krefelder erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Ohne Fahrradhelm wäre er wohl tot gewesen. Bis heute hat er Probleme beim Sprechen. „Viel schlimmer aber ist, dass ich den unteren Teil meines Körpers nicht mehr spüre“, so der 47-Jährige mit stockender Stimme. Aufgrund einer Rückenmarksverletzung ist er querschnittgelähmt, kann nur noch Arme und Kopf bewegen. Zehn Monate lang lag der Mann, mitten in der Corona-Zeit mit nur wenig Besuch, im Krankenhaus.

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Ein Unfallsachverständiger ging davon aus, dass der Aufprall mit mindestens 90 Stundenkilometern erfolgte. Also fast das Doppelte der an dieser Stelle erlaubten Geschwindigkeit. Der Fahrer des Autos hatte zwar nicht gebremst, dafür aber offenbar noch versucht, links am Fahrradfahrer vorbei zu kommen. Der allerdings bewegte sich ja in dieselbe Richtung.

Sachverständiger kam zu einem eindeutigen Schluss

„Mit 90 Stundenkilometern war der Unfall nicht vermeidbar“, so der Sachverständige. Aber: Hätte der 23-Jährige sich an das vorgeschriebene Tempo gehalten, wäre nichts passiert. Zumal der Radler auf einer relativ gut beleuchteten Straße gut zu erkennen war und Helm und Fahrradtaschen reflektierende Streifen trugen.

Fahranfänger rast mit 106 km/h durch den Duisburger NordenDas Schöffengericht hatte im Urteil keinen Zweifel, dass der Angeklagte mit sich selbst ein Rennen gefahren hatte und ihm dabei alles andere egal war. „Sie testen gerne ihre Grenzen aus“, meinte der Vorsitzende mit Blick darauf, dass der 23-Jährige bereits mehrfach wegen gravierender Tempoverstöße, und Unfälle aufgefallen war – auch noch nach dem Zusammenstoß in Friemersheim.

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Zwar war der Angeklagte bislang noch nicht vorbestraft, angesichts der dramatischen Folgen seiner Tat lautete das deutliche Urteil aber auf zwei Jahre und zehn Monate Gefängnis. Frühestens in fünf Jahren darf der 23-Jährige versuchen, einen neuen Führerschein zu bekommen. Der Angeklagte brach sein Schweigen erst im letzten Wort: „Es tut mir sehr leid, was da passiert ist.“ Eine Schuld bestritt er im gleichen Atemzug.