Duisburg. Der Förderschule Am Rönsbergshof in Duisburg fehlen weiterhin die Hälfte der Lehrer. Das hat der Besuch von Schulministerin Gebauer gebracht:

Die Hoffnung war groß, dass ein Besuch von Schulministerin Yvonne Gebauer etwas bewirken könnte. Vor einem halben Jahr war die FDP-Politikerin über drei Stunden an der Förderschule am Rönsbergshof in Duisburg, wo seit Jahren ein eklatanter Lehrermangel herrscht. Doch passiert ist seither: nichts.

Damals wie heute sind von den 76 Lehrerstellen 28 nicht besetzt, fünf Kräfte fehlen wegen langfristiger Erkrankungen – das macht eine tatsächliche Besetzungsquote von 53 Prozent, rechnet die Schulpflegschaftsvorsitzende Jennifer Fischer aus. Das halbe Lehrerzimmer bleibt leer.

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Lehrermangel bleibt trotz Gebauers Versprechen

Die Schulpflegschaft kämpft seit Jahren für mehr Lehrer, schrieb Brandbriefe ohne Ende. Im letzten Jahr hatte Fischer nach einer Anfrage des Landtagsabgeordneten Frank Börner in Düsseldorf das Gespräch mit der Ministerin gesucht, diese mit den Problemen an der Schule konfrontiert.

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Im November beim Besuch versprach Gebauer dann, „die Situation kurzfristig zu verbessern“. Von angekündigten Abordnungen ist indes keine einzige an der Schule angekommen. Zwei Lehrer sind im Rahmen von Vorgriffsstellen für je 12,5 Stunden seit Februar in Beeck. Da gingen zugleich zwei erfahrene Kräfte in den Ruhestand. Geholfen hat das also nur ansatzweise.

Im vergangenen Jahr protestierten die Mütter Jennifer Fischer (links) mit ihrer Tochter Julia und Janine Rothbart mit ihrem Sohn Marlon wegen des großen Lehrermangels an der Förderschule Am Rönsbergshof in Duisburg.
Im vergangenen Jahr protestierten die Mütter Jennifer Fischer (links) mit ihrer Tochter Julia und Janine Rothbart mit ihrem Sohn Marlon wegen des großen Lehrermangels an der Förderschule Am Rönsbergshof in Duisburg. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

„Die Kinder kommen zu kurz“

Ein Fachlehrer, der an der Förderschule ausgebildet wurde, ist zum 1. Mai eingestellt worden, parallel ist eine andere Kraft gegangen. Personalentwicklung also unter der Nulllinie. „Mein Kind zur Schule zu bewegen, wird immer schwerer, weil keiner für sie Zeit hat. Die Kinder kommen zu kurz“, bedauert Fischer.

https://www.waz.de/staedte/duisburg/lehrermangel-in-duisburg-das-halbe-kollegium-fehlt-id233459552.htmlSie rechnet täglich damit, einen Anruf zu bekommen, dass die Schule wegen Personalmangels ganz zu bleibt, denn auch die Corona-Pandemie sorgt immer wieder für Ausfälle. Nachmittagsunterricht findet schon lange nicht mehr statt, es gibt nur eine Notbetreuung.

Fischer hat sich im März erneut an das Schulministerium gewandt, eine Antwort blieb bislang aus, sagt sie. „Es fällt weiter viel Unterricht aus, die Lehrer gehen am Stock werden der hohen Belastung.“ Die schönen Dinge des Schulalltags, etwa der Adventsbasar oder der Blumenverkauf, sie wären ohne aktives Anpacken der Elternschaft gar nicht denkbar.

Die Tierpflegerin soll bleiben

Aktuell sorgen sich die Kinder auch darum, ob die Tierpflegerin bleiben darf, weil es sich um eine befristete Projektstelle handelt. Das wurde Frau Gebauer mit auf den Weg gegeben, sagt Fischer, passiert sei aber auch hier nichts.

Spätestens nach dem Sommer wird das Problem noch größer, weil rund 15 Kinder hinzukommen, das ist mehr als eine ganze Klasse. Zur Erinnerung: Die Förderschule ist für 170 Kinder konzipiert, aktuell sind 300 dort, beschult werden sie unter anderem in mehreren Container-Klassen.

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Schülerzahlen an Förderschulen steigen

Die Zahlen steigen an allen Förderschulen an, bestätigt Schulformsprecher Torsten Marienfeld. Ob im Schulministerium ein kreativer Prozess in Gang gesetzt wurde, durch den Duisburg mit einer besseren Lehrerquote rechnen kann, „da würde ich ein großes Fragezeichen dran setzen“. Trotz des Besuchs der Schulministerin sei kein großes Umdenken zu erkennen.

Das Ungleichgewicht bei der Lehrerbesetzung in NRW ist erheblich, findet er, „wir stellen uns darauf ein, dass wir mit maximal 80 Prozent klarkommen müssen“. Die Situation am Rönsbergshof nennt er „erschreckend“.

In den Wahlprogrammen wollen zwar alle Parteien neue Lehrerstellen, „aber das ist eine Mammutaufgabe, das dauert Jahre“. Bis es soweit sei, würde er sich vor allem mehr Ehrlichkeit wünschen. Marienfeld begrüßt, dass nun auch an der Universität Duisburg-Essen Sonderpädagogen ausgebildet werden sollen. „Der Bereich Geistige Entwicklung ist da aber nicht eingeplant, dann geht der Rönsbergshof wieder leer aus.“

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>> Multiprofessionelle Teams: Für alle Förderschulen eine Stelle zusätzlich

  • Das Schulministerium hat im März erlassen, dass auch an Förderschulen multiprofessionelle Teams eingesetzt werden können. Alle Duisburger Förderschulen sollen je eine Stelle zusätzlich bekommen, die Förderschule Am Rönsbergshof zwei.
  • Neben Diplom- und Sozialpädagogen können auch Handwerksmeisterinnen und -meister eingestellt werden.
  • Schulformsprecher Torsten Marienfeld begrüßt diese Möglichkeit: „Das hat es noch nie gegeben, dass wir mal nicht Lehrerstellen kapitalisieren, sondern zusätzliche Stellen bekommen.“ Er rechnet damit, dass diese Stellen zeitnah ausgeschrieben werden. Dennoch seien auch diese Stelle nur der Anfang des Weges.