Duisburg. Duisburger Förderschulen laufen über und es kommen hunderte weitere Schüler. Helfen soll die Gründung von zwei neuen Förderschulen. Die Details:

Braucht Duisburg zwei weitere Förderschulen? Dieser Frage widmet sich der Schulausschuss Mitte November. Die Beschlussvorlage liest sich angesichts der baulichen und räumlichen Situation an den bestehenden Schulen wie ein Brandbrief.

Denn schon jetzt reichen die Kapazitäten an den zwölf Förderschulen nicht, bis zum Schuljahr 2026/2027 steigt die Schülerzahl aber noch weiter von etwa 2400 auf über 2800.

Vor allem die Schulen Rönsbergshof, Buchholzer Waldschule, Friedrich-Fröbel-Schule und Eschenstraße haben „bereits aktuell und nachhaltig Handlungsbedarf bezüglich der schulräumlichen Abdeckung“. An der Auslastungsgrenze sind demnach die Alfred-Adler-Schule und die Förderschule Lernen in Duisburg-Nord.

Diese Handlungsempfehlungen legt die Duisburger Verwaltung vor:

  • Um die Förderschule Am Rönsbergshof zu entlasten, soll eine neue Förderschule gegründet werden. Die Schule in Beeck hat aktuell 300 Schülerinnen und Schüler, doppelt so viele wie es für die Schulform angemessen wäre. Um ihre künftig 150 Schüler adäquat zu beherbergen, werden außerdem bauliche Erweiterungen für den Rönsbergshof vorgeschlagen.
  • Wegen der hohen Schülerzahlen wird auch für die Buchholzer Waldschule eine weitere Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung angedacht. Außerdem soll ein Berufspraxiszentrum gegründet werden. Beides könnte in der leerstehenden Hauptschule Hitzestraße umgesetzt werden. Damit dürfte die Idee, hier übergangsweise eine Gesamtschule einzurichten, bis der Neubau im neuen Stadtteil Rheinort fertig ist, endgültig gestorben sein.
  • Für die Förderschule Eschenstraße könnte eine Dependance am Standort der Förderschule Kranichschule eröffnet werden, wo ein vermietetes und stark sanierungsbedürftiges Nebengebäude geeignet erscheint.
  • Da die Alfred-Adler-Schule schon jetzt nur mit Container-Klassen ausreichend Platz hat, will der Schulträger den Schuleinzugsbereich zugunsten der Christian-Zeller-Schule verändern und so die Schüler besser verteilen. Alternativ müssten andere Raum- und Standortlösungen gefunden werden.
  • Die Friedrich-Fröbel-Schule soll baulich erweitert werden, bis dahin sollen mobile Klassen und umgewidmete Räume helfen.

Die finanziellen Folgen dieser Vorhaben werden in der Vorlage nicht benannt. Offen ist außerdem, wo das Personal herkommen soll, da schon seit längerem an allen Förderschulen Fachkräfte fehlen.

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Schulleiter fordern ein „Jahrzehnt der Förderschulen“

Aus dem Kreis der Schulleitungen hört man positive bis überraschte Reaktionen. Schulformsprecher Torsten Marienfeld berichtet, dass die Kolleginnen und Kollegen erfreut seien, konkret ins Zentrum von Planungen aufgenommen worden zu sein und nicht nur als „Anhängsel“ im großen Schulbetrieb behandelt zu werden.

Dennoch könne das nur ein Aufschlag sein „für ein Jahrzehnt der Förderschulen“. An den Anmeldezahlen könne man sehen, dass sich immer mehr Eltern für eine Förderschule und gegen die Angebote des Gemeinsamen Lernens entscheiden. „Schon bei den Eltern von Erstklässlern sind wir wieder mehr im Gespräch“, sagt Marienfeld.

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Duisburg steht besser da als andere Kommunen

Duisburg habe im Gegensatz zu anderen Kommunen an der Schulform festgehalten. „Da stehen wir nicht schlecht da, besser jedenfalls als jene Städte, die voll auf Inklusion gesetzt haben.“

Torsten Marienfeld leitet die Alfred Adler-Schule in Walsum und ist Schulformsprecher für die Förderschulen in Duisburg.
Torsten Marienfeld leitet die Alfred Adler-Schule in Walsum und ist Schulformsprecher für die Förderschulen in Duisburg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Marienfeld und seine Kolleginnen und Kollegen werden seit Jahren nicht müde, auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen. Katastrophal ist auch die Lehrerbesetzungsquote. „Normale Unternehmen planen mit einer Besetzung von 106 Prozent, um Urlaube und Fehlzeiten abdecken zu können. Unsere Schulen liegen zwischen 52 und 88 Prozent, das sind doch keine Zustände.“

Zuletzt hatte die Schulpflegschaftsvorsitzende der Förderschule am Rönsbergshof, Jennifer Fischer, im Düsseldorfer Landtag Schulministerin Yvonne Gebauer eingeladen, sich vor Ort selbst ein Bild zu machen. Der Schule fehlt es seit Jahren an Personal, aktuell ist nur die Hälfte des eigentlich nötigen Kollegiums verfügbar, parallel steigt jedoch die Zahl der Schüler.

>>>DAS SIND DIE DUISBURGER FÖRDERSCHULEN

  • In Duisburg gibt es zwölf Förderschulen. Sie werden unterteilt in die Förderschwerpunkte Lernen, Emotionale und Soziale Entwicklung, Geistige Entwicklung sowie Sehen, Hören und Körperliche bzw Motorische Entwicklung.
  • Förderschulen haben kein klar definiertes Einzugsgebiet. Die Schüler fahren je nach Förderschwerpunkt quer durch die Stadt zu ihrer Schule.