Duisburg. In Duisburg hat jede Schulform eigene Sprecher. Das Amt ist im Schulgesetz nicht verankert, aber hoch geschätzt. Von Aufgaben und Chancen.

Für ein Amt, das es offiziell gar nicht gibt, taucht es ziemlich oft in den Medien auf: Das Amt des Schulformsprechers. Während der letzten zwei Jahre waren die Inhaber dieser Rolle besonders gefragt, weil die Pandemie mit Distanz-, Hybrid- und Wechselunterricht, mit Test- und Maskenpflicht, Hygieneregeln und Lüftungsgeräten den Schulbetrieb zigfach auf den Kopf stellte. Da war es für die öffentliche Debatte wichtig, auch die Einschätzungen der Duisburger Schulleiter zu hören, die Stimmen aus der Praxis.

In Duisburg wählen die Schulleiter aller Schulformen von der Förderschule bis zum Berufskolleg eigene Sprecher aus ihrem Kreis. Sie sind erste Ansprechpartner für Presseanfragen, aber auch das Bindeglied zu Politik und Verwaltung, als beratende Mitglieder sitzen sie zudem im Schulausschuss des Stadtrates.

Die Leiter der Gymnasien etwa treffen sich in der Direktorenkonferenz, aus diesem Kreis heraus wählen sie ihren Sprecher und einen Stellvertreter. Als Primus inter Pares sind die Sprecher nicht weisungsbefugt, ihre Rolle ist eher koordinierend.

Schulformsprecher: Die Funktion gibt es im Schulgesetz nicht

„Es handelt sich hierbei um keine schulgesetzlich verankerte Aufgabe der schulischen Mitwirkung, sondern lediglich um eine freiwillige, selbstgewählte Vertretung von Schulen“, betont ein Sprecher des Schulministeriums.

Christof Haering ist der Schulleiter des Landfermann Gymnasiums und zugleich Schulformsprecher.
Christof Haering ist der Schulleiter des Landfermann Gymnasiums und zugleich Schulformsprecher. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Christof Haering findet jedoch: „In der Krise hat sich das Amt bewährt.“ Der Schulformsprecher für die Gymnasien steht über einen E-Mail-Verteiler und in regelmäßigen (Video-) Konferenzen mit seinen Kolleginnen und Kollegen an den zwölf Duisburger Gymnasien im Kontakt. Parallel zur Flut der Erlasse aus dem Ministerium und den immer neuen Regeln haben sich die Schulleiter gut abstimmen. So konnten sehr kurzfristig versetzte Anfangszeiten an den Innenstadt-Gymnasien verabredet werden, um das Gedränge in Bus und Bahn zu entzerren.

Und im Frühjahr haben einige Schulleiter remonstriert, als der Erlass zur Testpflicht für Schülerinnen und Schüler kam. Die Lehrer hatten rechtliche Bedenken zum Thema Datenschutz und zu Fragen der körperlichen Unversehrtheit und forderten eine klare gesetzliche Vorgabe. Remonstrationen sind im Beamtenrecht das schärfste Schwert, weil hier ein Beamter Einwände gegen die Rechtmäßigkeit einer Dienstanweisung erhebt.

Ein Ehrenamt mit hohem Zeitaufwand

„Wir können sehr offen miteinander reden, der Austausch ist durch Corona besser geworden“, sagt Haering. Das habe auch ihm gut getan. Bei aller Konkurrenz, die zwischen den Schulen natürlich auch herrsche, gehe man ehrlich miteinander um, so der Leiter des Landfermann-Gymnasiums.

Der Zeitaufwand sei aber auch nicht ohne. In Wochen, in denen viel passiert und intern schon viel zu regeln ist, komme dieses Ehrenamt noch oben drauf. „Es macht Spaß!“, versichert Haering, aber es sei auch nicht schlecht, gelegentlich zu wechseln. Im Sommer werde das Amt in Frauenhände gehen, kündigt er an.

Karl Hußmann, stellvertretender Schulformsprecher der Gesamtschulen und Leiter der Leibniz-Gesamtschule, bestätigt den Aufwand, den es neben der Schulleitung bedarf. „Aber das lohnt sich, denn das Gremium findet bei der Politik Gehör.“ Es ermögliche einen schnellen und intensiven Austausch.

Stadt Duisburg sucht den Kontakt zu den Sprechern

Torsten Marienfeld, der das Gesicht der 13 Duisburger Förderschulen ist, freut es sehr, dass die Stadt häufig den Kontakt zu den Schulformsprechern sucht. „Damit bekommt das ganze Schulgeschehen mehr Transparenz“, findet Marienfeld. „Der Schulträger müsste sich gar nicht erklären, er macht es aber in unserem Kreis. Dadurch können viele Themen im Vorfeld diskutiert werden. Wir schätzen das sehr!“

Torsten Marienfeld von der Alfred Adler Schule in Walsum ist Schulformsprecher für die Förderschulen.
Torsten Marienfeld von der Alfred Adler Schule in Walsum ist Schulformsprecher für die Förderschulen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Es sei allerdings auch nicht schlecht, mal ohne Schulaufsicht zusammen zu sitzen und ungefiltert die Meinungen der anderen Schulleiter zu hören. Marienfeld betont: „Wir sehen uns nicht als Gegengewicht zur Schulaufsicht. Es ist eine Interessenvertretung.“ Und da die Schulleiter nah dran sind an ihren Schülern, sei es auch ein Einsatz für die Kinder und Jugendlichen.

>>DIE SCHULEN IN DUISBURG

  • In Duisburg gibt es neun Berufskollegs, 13 Förderschulen, 14 Gesamtschulen, 75 Grundschulen, zwölf Gymnasien, zwei Hauptschulen, vier Realschulen, zwei Sekundarschulen und ein Weiterbildungskolleg.
  • Eine Hauptschule läuft in diesem Jahr aus. Zwei weitere Gesamtschulen sind zur Deckung des Bedarfs in Planung. Auch die Förderschulen sollen Zuwachs bekommen.
  • Aktuell sind das die Schulformsprecher und ihre Vertreter: - Gesamt- und Sekundarschulen: Bernd Beckmann (GS Meiderich), Karl Hußmann (Leibniz-GS), - Gymnasien: Christof Haering (Landfermann), Ralf Buchthal (Steinbart), - Grundschulen: Jens-Uwe Hoffmann (KGS Fährmann), - Berufskollegs: Egbert Meiritz (Friedrich-Albert-Lange-BK), Klaus Paulus (Schiffer-BK), - Hauptschulen: Christina Skoeries (Ludgerus-GHS), - Realschulen: Isolde Vicktorius-Schänzer (RS Fahrn), Stanisa Orlovic (Karl-Lehr-RS), - Förderschulen: Torsten Marienfeld (Adler-Schule)