Duisburg. Das Team Todenhöfer verspricht sich bei der Landtagswahl in Duisburg besonders viele Stimmen. Parteichef Jürgen Todenhöfer erklärt, warum.

„Wir wollen rein in den Landtag“, sagt Jürgen Todenhöfer gewohnt offensiv. Seine Partei tritt in NRW zum vierten Mal bei einer Wahl an – der Einzug in ein Parlament ist ihr noch nie gelungen. Dabei hätte er bei der Bundestagswahl ein zweistelliges Ergebnis einfahren können, glaubt der Politiker. Am Ende war er weit davon entfernt: Nur in vereinzelten Stadtteilen kam die Partei auf eine nennenswerte Zahl an Stimmen. Einer dieser Orte war Duisburg-Bruckhausen. Auch am 15. Mai rechnet sich Team Todenhöfer in Duisburg viel aus.

„Ich wurde von den Leuten als Heilsbringer begrüßt“, sagt Jürgen Todenhöfer über die Zeit vor der Bundestagswahl. Er berichtet von einer Untersuchung mit 10.000 Befragten, die er in Auftrag gegeben habe. „Meine potenzielle Wählerschaft lag im September bei 12 Prozent, bei 14 Prozent Bekanntheit.“ „Ein Auftritt bei ,Anne Will’, und Sie marschieren durch“, soll der Leiter der Untersuchung ihm gesagt haben.

Jürgen Todenhöfer wehrt sich gegen Antisemitismus-Vorwürfe

Dann sei die Wahl plötzlich zur Schicksalswahl erklärt worden. „Die Leute haben gesagt: ,Ich kann meine Stimme nicht verschenken.’“ Team Todenhöfer landete bei 0,5 Prozent.

Bei „Anne Will“ und anderen Talkshows fragt er heute vergeblich an. „Es gibt eine eindeutige Blockade.“ Den Grund sieht er in einem offenen Brief, den ihm 2014 Charlotte Knobloch schrieb, die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden.

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Knobloch kritisierte darin einen Bericht Todenhöfers aus dem umkämpften Gaza-Streifen als israelfeindlich und islamistisch. Der Zentralrat, aber auch die Jüdische Allgemeine hätten klargemacht, „dass dieser Mann nirgendwo mehr ein Mikrofon in die Hand bekommen soll“, sagt Todenhöfer selbst.

Verhinderten jüdische Institutionen TV-Auftritte von Jürgen Todenhöfer? Auch antisemitisches Verschwörungsdenken wurde ihm vorgeworfen, ebenso die Relativierung des Holocausts, als er Gaza als „weltgrößtes Konzentrationslager“ bezeichnete. „Ich habe bei dem Wort Konzentrationslager nicht eine Sekunde an den Nationalsozialismus gedacht“, behauptet der damalige CDU-Bundestagsabgeordnete heute. Er habe ganz bewusst nicht von einem Vernichtungslager gesprochen.

Team Todenhöfer nennt sich „Die Gerechtigkeitspartei“

Der 81-Jährige weist Antisemitismus weit von sich, bezeichnet diese Diskussionen als „Schmarrn“: „Wenn in meiner Partei einer was Antisemitisches sagt, gibt es ein Gespräch, und wenn er das nicht zurück nimmt, fliegt er raus.“

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Jürgen Todenhöfer provoziert gerne, fordert aktuell den Rücktritt der gesamten Bundesregierung. „Ein Kinderbuchautor [Vizekanzler Robert Habeck, d. Red.] führt Krieg gegen Russland. Das ist so gefährlich!Man drängt sich nicht in Kriege hinein, wenn man nicht durch Bündnisse verpflichtet ist“, sagt er, wenngleich dieser Krieg natürlich „völkerrechtswidrig und ein moralischer Totalfehler“ sei.

Zentrales Thema sei für ihn die Bildungspolitik. „Jedes Kind muss die Chance haben, auf eine Eliteschule zu kommen. Das wird nicht ansatzweise versucht.“ Finanzieren wolle er dies durch eine Erhöhung der Erbschaftssteuer. Team Todenhöfer nennt sich selbst „Die Gerechtigkeitspartei“.

Diese fordert außerdem mehr öffentlichen Wohnungsbau, weniger Bürokratie und einen nachhaltigen Kampf gegen Rassismus. „Der Rassismus ist so stark, in fast jedem“, sagt Todenhöfer, „wenn wir das Problem nicht lösen, scheitert das multikulturelle Experiment. Es ist der mangelnde Respekt, den man spürt, wenn man Muslim oder schwarz ist.“

Team Todenhöfer: Verbindungen zum türkisch-nationalen Lager?

Diesen Kampf will Todenhöfer in der Schule beginnen. Lehrerinnen und Lehrer sollen aufzeigen, was die verschiedenen Kulturen für die Menschheit geleistet haben. „Kaum einer weiß, was Juden und Muslime über die Jahrhunderte alles vollbracht haben.“

Viele Muslime leben auch in Bruckhausen. Bei der Bundestagswahl erhielt Team Todenhöfer in einem Stimmbezirk 22,9 Prozent. Wegen der geringen Wahlbeteiligung reichten allerdings schon 53 Stimmen für dieses gute Abschneiden. Im gesamten Wahlkreis 116 (Duisburg Nord) landete die Partei bei zwei Prozent der Zweitstimmen.

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„Viele Menschen mit Migrationshintergrund haben uns umjubelt“, sagt Todenhöfer. Muslime seien bekannt dafür, dass sie zwar ein sehr positives Verhältnis zur deutschen Demokratie hätten, aber nicht wählen gingen. „Die meinen, das erledigt sich alleine. Aber die Duisburger, die haben’s verstanden.“

Popularität genießt er aber auch im türkisch-nationalen Lager. Der ehemalige Fußballnationalspieler und bekennende Erdogan-Anhänger Mesut Özil sagte auf Twitter „Deutschlands mutigstem Politiker“ seine Unterstützung zu. Und ein deutscher Ableger von Erdogans Regierungspartei AKP, das „Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit“ (BIG), gab eine öffentliche Wahlempfehlung für Team Todenhöfer ab – nachdem es selbst zur Wahl nicht zugelassen worden war.

Mäßig besuchte Todenhöfer-Kundgebung in Duisburg

Von dem Bündnis will Todenhöfer nie etwas gehört haben: „Ich kenne das Programm dieser Organisation nicht. Aber wenn da jemand zu unserer Wahl aufgerufen hat, hat er etwas Kluges getan. Das gleicht vielleicht die unklugen Sachen wieder aus.“

Ende April kam Todenhöfer dann selbst nach Duisburg – nach eigenen Angaben sein einziger Termin im NRW-Wahlkampf. Auf einer kleinen Bühne präsentierte er am Kuhtor das Parteiprogramm, redete viel über den Krieg in der Ukraine. Gut 20 offenkundige Anhänger des „Teams“ verfolgten die Kundgebung. Passanten blieben kaum mal stehen.

Die Helferinnen und Helfer vor Ort haben sich für die Landtagswahl bescheidenere Ziele gesetzt als ihr Parteichef. „Wir stehen immer noch ganz am Anfang, und wollen über ein Prozent kommen“, verriet einer von ihnen. Im Landtag wäre Team Todenhöfer damit nicht – hätte jedoch Anspruch auf staatliche Finanzierung, mit der sich weitere Strukturen schaffen ließen. Die ersten Kreisverbände in NRW sind schließlich keine drei Monate alt.

>>TEAM TODENHÖFER: ERSTMALS MIT DIREKTKANDIDATIN IN DUISBURG

Jürgen Todenhöfer saß 18 Jahre lang für die CDU im Bundestag. Er war zudem unter anderem als Jurist, Publizist und Journalist tätig. Todenhöfer gilt als ausgewiesener Kenner des Nahen Ostens, den er häufig selbst bereist hat.

Die Partei Team Todenhöfer gründete er 2020 nach seinem Austritt aus der CDU. Mit der Lehrerin Kübra Arslan tritt bei der Landtagswahl zum ersten Mal eine Direktkandidatin im Duisburger Norden an. Hier beantwortet die 37-Jährige 16 politische und persönliche Fragen.