Duisburg. Wie geht es im Zoo Duisburg mit den Elefanten weiter? Hinweise auf eine große Veränderung im Tierpark gibt nicht nur eine brisante E-Mail.
Der Zoo Duisburg steht wohl vor einer großen Veränderung und der Abgabe der drei Afrikanischen Elefanten Saiwa, Etosha und Daisy. Zwar wollte dies der Tierpark am Kaiserberg auf Nachfrage dieser Redaktion weder bestätigen noch dementieren, doch Hinweise auf das Vorhaben geben längst nicht mehr nur brisante E-Mails.
Die Recherchen beginnen im März 2021 und stehen im Zusammenhang mit den vier Mandrills, die der Zoo seit Jahren hinter den Kulissen hält (wir berichteten). Bekannt geworden war die versteckte Haltung aufgrund von E-Mails des damaligen zoologischen Leiters Johannes Pfleiderer an eine walisische Auffangstation für Primaten, die diese Redaktion von einer anonymen Quelle erhielt. Es war ein erneuter Versuch, die Affen abzugeben. Mehrere Vorhaben waren zuvor gescheitert.
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Die Begründung, warum der Zoo die Abgabe der Mandrills wünscht, liefert der zoologische Leiter in seiner E-Mail und stellt damit die Verbindung zu den Elefanten her: Denn die Affen sind in einem umgebauten Abschnitt des Elefantenhauses untergebracht. Ein Bereich, der „für die Vorbereitung von Elefanten-Transporten“ benötigt werde, schrieb Pfleiderer seinerzeit.
Zoo Duisburg: Masterplan hat Fragen zur Haltung aufgeworfen
Bereits der Masterplan Zoo, der die strategische Ausrichtung des Tierparks für die nächsten 25 Jahre vorgibt und Investitionen in Höhe von 76 Millionen Euro vorsieht, hatte 2020 erste Fragen hervorgerufen, wie es mit der Elefantenhaltung in Duisburg weitergeht.
So heißt es in dem Zukunftspapier, dass eine Zucht für Elefanten im Zoo Duisburg vom Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) unter den derzeitigen Rahmenbedingungen ausgeschlossen ist, ebenso der Erhalt von weiteren Kühen für eine eingeschlechtliche Haltung. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die Kühe vom EEP für andere Zuchtgruppen benötigt werden könnten. Im Masterplan heißt es deshalb vieldeutig, dass die Planungen für die Zukunft der Elefanten in Abhängigkeit von „aktuellen Entwicklungen in den nächsten Jahren gestartet“ würden.
Nachwuchsbemühungen am Kaiserberg waren erfolglos
Veränderungen in der Konzeption der Gruppe hatte es bereits 2016 gegeben. Damals hatte der Zoo Duisburg seinen Bullen Shaka an den Wiener Zoo abgegeben und die Hoffnung auf Nachwuchs bei den Dickhäutern eingestellt – trotz großer Bemühungen, und, wie es heißt, auch mit Sperma von fremden Bullen.
Bemühungen, die für die Haltung von Elefanten in zoologischen Gärten unschätzbar wichtig sind. Denn bei den drei Afrikanischen Elefantenkühen in Duisburg handelt es sich, wo oft in der Vergangenheit praktiziert, um aus freier Wildbahn importierte Tiere. Nachwuchs von Etosha oder Saiwa hätte deshalb eine Maximierung der genetischen Vielfalt der Zoobestände zur Folge.
Zoos und Tierparks in Europa arbeiten daran, den Genpool von Elefanten in zoologischen Gärten möglichst vielfältig zu halten, weil mittlerweile wildlebende Afrikanische Elefanten durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites) besser geschützt sind. Dessen Bestimmungen sehen vor, dass Elefanten nur in Artenschutzprojekte innerhalb Afrikas exportiert werden dürfen.
Letzte Chance auf Nachwuchs für die Elefantenkühe?
„Wir können keine Tiere mehr importieren“, sagt auch Arne Lawrenz, Direktor des Grünen Zoos Wuppertal, der in diesem Zusammenhang und der Haltung von Elefanten aber auch von „Fehlern“ der Vergangenheit spricht und ein Umdenken erklärt. Der Tierpark im Bergischen Land koordiniert das europäische Zuchtprogramm für die Afrikanischen Elefanten und führt das internationale Zuchtbuch der Population.
Derzeit gebe es „viel Bewegung“ in der Konstellation der Elefanten-Gruppen in zoologischen Gärten. Dabei spielen in dem komplexen Konstrukt auch die Kühe in Duisburg eine Rolle, auch aufgrund des Alters. Saiwa und Etosha sind mittlerweile 32 Jahre alt, die zeitliche Grenze für eine verantwortungsvolle Erstgeburt naht. Es bestehe aber die Chance, die Tiere in eine „zuchtfähige Situation“ zu bringen.
Im Spezialistenkomitee des EEP werde über die Zukunft der Kühe diskutiert, eine Entscheidung ist noch nicht getroffen worden. Sofern eine Entscheidung feststeht, würde diese vom abgebenden Tierpark verkündet werden. Nach Informationen der Redaktion hatte sich eine Abgabe an den Zoo im polnischen Posen in der Vergangenheit zerschlagen.
Zoo Duisburg vermeidet Bekenntnis zu den drei Elefantenkühen
Bereits im Spätsommer 2021 hatte diese Zeitung den Zoo Duisburg Fragen zur Zukunft der drei Kühe am Kaiserberg gestellt. Der Zoo Duisburg dementierte nicht, dass er plant, die Elefanten abzugeben.
„Wir befassen uns im Rahmen der sukzessiven und langfristigen Umsetzung des Masterplans auch mit der Haltung unserer Elefanten“, teilte ein Sprecher seinerzeit und auch aktuell mit. Der Zoo beschäftige sich mit „vielen möglichen Szenarien, um am Ende die bestmögliche Entscheidung im Sinne der Tiere und im Sinne der nachhaltigen Entwicklung unseres Zoos zu treffen.“
Elefantenhaltung am Kaiserberg soll wohl nicht beendet werden
Nach Informationen dieser Redaktion plant der Zoo Duisburg mit der Abgabe der drei Kühe aber nicht das Ende der Elefantenhaltung. Demnach könnte zukünftig eine Jungbullenherde am Kaiserberg gehalten werden, in der die Bullen darauf vorbereitet werden, später in anderen Zoos eigene Zuchtgruppen anzuführen.
Für das EEP ist die Haltung einer Jungbullengruppe ein wichtiger Baustein innerhalb der europaweit koordinierten Zuchtbemühungen. Eine Aufgabe, der sich bisher nur wenige Zoos stellen. Einer davon ist seit 2010 der Zoo Heidelberg, jedoch in diesem Fall für Asiatische Elefanten. Für Besucher bedeutet solch eine Gruppe spannende Tierbeobachtungen, die auch Rangeleien unter den Bullen, so wie sie auch in freier Natur vorkommen, nicht ausschließen.
Einzelhaltung für Bullen gelte als „nachweislich überholt“
Lange Zeit wurden Jungbullen mit Beginn der Pubertät von ihren Müttern getrennt und anschließend alleine gehalten, was sich für die sozial lebenden Tiere, deren Entwicklung und die Zuchtbemühungen als Problem darstellte. Denn laut Deutschem Tierschutzbund ist die Einzelhaltung von Bullen „nachweislich überholt und durch Erkenntnisse aus dem Freiland widerlegt“.
Ein Szenario, das auch im geschützten Raum der zoologischen Gärten nun wohl umgesetzt werden soll, damit die jungen Bullen im Sozialisierungsprozess voneinander lernen. Für den Zoo Duisburg stünde wohl zunächst eine Umgestaltung des Geheges an, um die gültigen Mindeststandards des Säugetiergutachtens einzuhalten, die die derzeitige Anlage von 1997 nicht mehr in Gänze erfüllt, wie auch der Masterplan Zoo offenlegt. Doch im ersten Schritt müsste vom EEP ein neues Zuhause für die drei Elefantenkühe Daisy, Etosha und Saiwa gefunden werden.