Duisburg. Ferdinand war der Star im Zoo Duisburg und hat doch eine traurige Geschichte. Trainer erzählen, wie es dem Beluga heute geht – inklusive Foto.

Er war über drei Jahrzehnte die Attraktion im Zoo Duisburg, war bekannt dafür, sein Maul aufzureißen und sich tief in den Rachen schauen zu lassen, verteilte Küsse und machte das Publikum ordentlich nass – Weißwal Ferdinand. 1975 kam der schneeweiße Koloss an den Kaiserberg, Veterinäre schätzten damals das Alter des Belugas auf fünf Jahre. Demnach müsste Ferdinand jetzt stolze 51 Jahre alt sein. Die Redaktion hat nachgeforscht, wie es dem beliebten Weißwal heute geht.

Der Tag des Abschiedes: Im September 2004 war es am Kaiserberg soweit. Für Weißwal Ferdinand ging es per Flugzeug in die USA. Das Ziel: Der Themenpark „SeaWorld“ im kalifornischen San Diego. Dort sollte der Senior mit Artgenossen ein Becken teilen, und in Kalifornien lebt er noch heute. „Es geht ihm super“, teilt der Park auf Nachfrage dieser Zeitung mit.

Ferdinand aus dem Zoo Duisburg: Abgabe war damals alternativlos

Rund 900 Kilogramm bringt das Tier auf die Waage. „Ferdinand ist Liebling der Trainer. Er hat immer noch eine wundervolle und gesellige Persönlichkeit“, sagen die Mitarbeiter rund um Mitzi Synnott, Leiterin der Abteilung Tiertraining im SeaWorld-Park. Täglich interagiere Ferdinand mit den Besuchern. Für 199 Dollar können Gäste ins Wasser steigen und mit den Tieren interagieren, sie füttern und streicheln. Tierschützer kritisieren diese Art von Attraktionen, weil aufgeregte Touristen bei den Tieren Stress auslösen können.

Dieses aktuelle Bild hat uns SeaWorld in San Diego zukommen lassen. Ferdinand mit stolzen 51 Jahren. 
Dieses aktuelle Bild hat uns SeaWorld in San Diego zukommen lassen. Ferdinand mit stolzen 51 Jahren.  © SeaWorld San Diego

Die Abgabe von Ferdinand war am Kaiserberg alternativlos. Der Meeressäuger lebte im viel zu kleinen Walarium. Das Freiluftbecken mit zeltartiger Überdachung aus den 60er Jahren war zu diesem Zeitpunkt alles andere als artgerecht, zeitgleich eine Millioneninvestition für eine neue Anlage für den Zoo nicht zu stemmen.

Gefangen bei einer Expedition des Zoodirektors Dr. Gewalt

So schön die Kindheitserinnerungen mit Ferdinand für viele Besucher und Besucherinnen des Duisburger Zoos sind, so traurig ist seine Vorgeschichte. Dem Weißwal gehörte einst der Ozean. Wurde als Wildfang der Natur entrissen. Fangexpeditionen waren zwar schon damals umstritten, vor allem aber in der Ära des ehemaligen Zoodirektors Dr. Wolfgang Gewalt ein Mittel, um den Tierbestand am Kaiserberg zu erhöhen. Heutzutage wird dieser Praxis allein durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen Einhalt geboten.

1975 gelang es Gewalt, begleitet von einem Fernsehteam des ZDF, Ferdinand vor der kanadischen Hudson-Bucht einzufangen. Sechs Jahre zuvor gingen ihm die Beluga-Weibchen Allua und Moby in der Arktis ins Netz, die beide vor Ferdinand starben. Erinnern werden sich Zoofreunde aber auch an Yogi, ein schwarz-weißer Jakobita-Delfin. Gemeinsam mit Ferdinand lebte er im Walarium und war der letzte Überlebende einer Delfine-Gruppe, die Gewalt vor Feuerland eingefangen hatte.

Schwierige Eingewöhnungszeit in San Diego

Am 11. September 2004 ging es für Ferdinand und Yogi im Flugzeug von Düsseldorf nach San Diego. Für den Transport hatten die Amerikaner eine Frachtmaschine gechartert. In einer Art Wanne ging es über den großen Teich – mit an Bord neben Zoo-Chef Reinhard Frese auch einige Pfleger. Sie lösten sich dabei ab, die tierischen Passagiere durch ständige Wasserduschen zu benetzen. Nach 17 Stunden war das Ziel erreicht und Ferdinand in seiner neuen Heimat.

Der Tag des Abschieds war gekommen. In einer großen Wanne wurde Ferdinand per Flugzeug in die USA gebracht. So erfolgte der Abtransport aus dem Walarium.
Der Tag des Abschieds war gekommen. In einer großen Wanne wurde Ferdinand per Flugzeug in die USA gebracht. So erfolgte der Abtransport aus dem Walarium. © WAZ FotoPool | Andreas Mangen

Die Eingewöhnungszeit, so teilt der Tierpark Kaiserberg später mit, war für Ferdinand nicht leicht. Er wurde, wie oft bei tierischen Zusammenführungen, von seinen männlichen Artgenossen gebissen, es floss reichlich Blut. „Es sah schrecklich aus“, sagte Zoochef Rheinhard Frese dieser Zeitung damals.

Die Schrammen aber sind schon längst verheilt, sein damaliger Rivale weilt nicht mehr in San Diego. Aktuell ist Ferdinand der Senior im Becken und lebt mit dem 37 Jahre alten Weibchen Allua und dem 19 Jahre alten Männchen Klondike zusammen. Und noch immer sollen regelmäßig Deutsche im Publikum sitzen, die gezielt nach Ferdinand fragen.

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