Duisburg. Duisburg will „Investorenglücklichmacherstadt“ sein. Warum das Wortungetüm nicht nur peinlich, sondern ein Etikettenschwindel ist. Ein Kommentar.
„Investorenglücklichmacherstadt“. Ein Wortungetüm, das man allein schon aus sprachlichen Gründen kaum ignorieren kann. Unmöglich ist dies aber – weil ausgerechnet die Stadt Duisburg sich diesen Namen gegeben hat.
Dieses neue „Motiv“ haben die Wirtschaftsförderer von Duisburg Business & Innovation (DBI) diese Woche wie berichtet auf einer Messe für Stadt- und Projektentwicklung vorgestellt. Mit „Duisburg – die Investorenglücklichmacherstadt!“ wolle man bei solchen Auftritten „auch ein Leistungsversprechen abgeben“, erklärte DBI-Chef Rasmus C. Beck.
Na klar: Wer sich vermarkten will, darf nicht zimperlich sein. Und bloß nicht bescheiden! Es geht nicht um Stil, sondern um Wirkung, ums Geschäft. Insofern lässt sich erahnen, warum sich die Duisburger Macher-Macher den verbalen Vorschlaghammer bei „Gute-Kita-Gesetz“ und „Starke-Familien-Gesetz“ abgeguckt haben.
„Framing“ heißt die Strategie, Sichtweisen über Wörter den gewünschten Bedeutungsrahmen zu geben. Und das Image der – unerhört! – „unsympathischsten Stadt Deutschlands“ erschwert eben auch die Firmenansiedlung. Duisburg ist echt … nicht leicht zu vermarkten. Fragen Sie mal nach bei Duisburg Kontor.
„Bürgerglücklichmacherstadt!“ wäre Duisburgern viel lieber
Und die „Investorenglücklichmacherstadt“ wurde freilich nicht für Sie, liebe Leserinnen und Leser, und nicht für uns Lokaljournalisten erfunden, sondern als Etikett für Investoren. Sonst hieße es ja „Bürgerglücklichmacherstadt!“ Die wäre den meisten Duisburgerinnen und Duisburgern selbstverständlich viel lieber – eine Stadt, die sich in erster Linie fürs Wohlergehen ihrer Einwohner ins Zeug legt. (Kein vom Stadtkonzern beteiligter Entscheider würde diese Motivation bestreiten, versteht sich.) Aber diesen Namen würden sich die Stadtwerber nicht trauen. Nach all dem, was den Einwohnern im hoch verschuldeten Duisburg zugemutet wurde, wäre er nur ein schlechter Witz.
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Obendrein geht die Wirtschaftsfreundlichkeit der Politik in dieser Stadt, die um jeden Arbeitsplatz kämpfen muss, oft zu Lasten der Bevölkerung. Davon zeugen etwa gewaltige Logistik- und Containerflächen und Lkw-Lärm. Die Hafen-Halle, die den Blick auf „Tiger & Turtle“ versperrt, ist eine Art Symbol dieser Prioritäten.
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Auf der anderen Seite würden nicht wenige Unternehmer in Duisburg bestreiten, dass die Verwaltung und all ihre Tochterunternehmen sie „glücklich“ machen.
Dreist bis peinlich wirkt die Wortschöpfung, wenn man die Grundsteuer-B- und Gewerbesteuer-Hebesätze der Möchtegern-Beglücker mit denen in anderen Städten in NRW (wo die Kommunen eh schon stärker kassieren als in anderen Bundesländern) vergleicht:
In diesem Ranking ist Duisburg vorne mit dabei. Das macht Investoren unglücklich – und die „Investorenglücklichmacherstadt“ zu einer Anmaßung, einem Etikettenschwindel – obwohl Duisburg Investoren so viel zu bieten hat wie lange nicht mehr.