Duisburg. 901 und 903: Warum ein Regelbetrieb mit der aktuellen Bahnflotte der DVG nicht mehr möglich ist und es weiter Ärger um neue Serienfahrzeuge gibt.
ÖPNV-Nutzer in Duisburg müssen hinsichtlich der neuen 49 Straßenbahnen viel Geduld mitbringen. Noch ist kein einziges Serienfahrzeug im regulären Fahrgastbetrieb. Beim Hersteller Bombardier hakt es nach Angaben der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) weiter an mehreren entscheidenden Stellen. Wie dringend die neuen Bahnen gebraucht werden, zeigt ein Blick auf den teils katastrophalen Zustand der aktuellen Fahrzeugflotte.
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Das Thema ist jüngst in Zusammenhang mit dem Schienenersatzverkehr im Duisburger Norden noch einmal aufgekommen. Seit 12. August 2015 sind auf der Linie 901 zwischen Laar und Obermarxloh Ersatzbusse im Einsatz – für die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Katrin Weiner „der absolute Wahnsinn“.
DVG: Zu wenige Bahnen für Regelbetrieb in Duisburg
Die DVG-Sprecherin Kathrin Naß hat in diesem Zusammenhang darauf verwiesen, dass derzeit nur 30 funktionierende Bahnen auf den Linien 901 und 903 zur Verfügung stünden. Für den Regelbetrieb werden laut Naß 38 benötigt. Nun sind die Bahnen über 30 Jahre alt, entsprechend störanfällig und müssen deshalb „wie bei alten Pkw“, so die DVG-Sprecherin, nicht nur zur „regelmäßigen Wartung“, sondern öfter auch zur Reparatur in die Werkstatt – auch nach Unfällen, etwa mit Autos, oder Vandalismusschäden.
Dabei handelt es sich aber jeweils um temporäre Ausfälle. Zur ganzen Wahrheit gehört, dass die DVG von einstmals 45 schon länger nur noch 37 Bahnen im Bestand hat. Acht konnten aufgrund irreparabler Schäden gar nicht mehr betriebsbereit gemacht werden. Eine davon nutzt die Feuerwehr seit Oktober 2020 zu Übungszwecken, der Rest ist verschrottet worden.
Es führt kein Weg an einem Schienenersatzverkehr vorbei
Das heißt also: Selbst wenn alle verfügbaren 37 Bahnen am Tag einsatzbereit sind, ist dies für den Regelbetrieb zu wenig, führt kein Weg an einem Schienenersatzverkehr vorbei, wie die DVG-Sprecherin auf Nachfrage der Redaktion bestätigt. So werde der Abschnitt „Obermarxloh Schleife“ bis „Scholtenhofstraße“ mit Bussen bedient – seit fast sieben Jahren.
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Die Kritik an dieser Entscheidung, wie jüngst von der stellvertretenden Bezirksbürgermeisterin vorgetragen, kann die DVG nachvollziehen. Dadurch werden laut Naß aber die Einschränkungen für den Großteil der Fahrgäste noch am geringsten gehalten, denn mit der Lösung können gleich acht Bahnen ersetzt werden.
Neue Serienfahrzeuge: Weiter Ärger mit Bombardier
Mit dem Einsatz neuer Serienfahrzeuge sollten diese Probleme schön längst der Vergangenheit angehören. Doch Hersteller Bombardier hat erst zwei nach Duisburg geschickt. Die Transportfreigabe für das dritte Serienfahrzeug hat die DVG laut Naß nun erneut verweigern müssen, weil auch bei einer abermaligen Prüfung der Bahn weiterhin Mängel festgestellt worden seien.
Dies wirft die Frage auf, ob es keine Qualitätsprüfung bei Bombardier vor solchen Transportfreigaben gibt. Jörn Bischoff, Sprecher des Herstellers, teilt auf Nachfrage der Redaktion mit, dass solche Überprüfungen der Bahnen zum Standard gehörten. „Im vorliegenden Fall handelte es sich um Bauteilausfälle, die sich unglücklicherweise zwischen der internen und der Prüfung durch den Kunden ereignet haben“, erklärt Bischoff.
Noch kein Zeit- und Lieferplan für Bereitstellung weiterer Bahnen
Darüber hinaus gibt es immer noch keinen Zeit- und Lieferplan für die Bereitstellung weiterer Bahnen. „Der neue Lieferplan ist in Erarbeitung“, so der Bombardier-Sprecher. Der Ukraine-Krieg, die dortige Situation mit den einhergehenden Sanktionen lasse aber „bei einzelnen Unterlieferanten, die wiederum Zulieferteile oder ganze Baugruppen aus der Ukraine und Russland beziehen, aktuell nur eine sehr bedingt belastbare Liefervorschau zu“. Dies wirke sich unmittelbar auf den zu erstellenden Lieferplan aus.
Bombardier hat deshalb nun zum wiederholten Mal um Aufschub gebeten. „Ein neues Datum wurde uns noch nicht mitgeteilt“, sagt die DVG-Sprecherin Kathrin Naß.
Unterlagen für die Zulassung fehlen
Und der Hersteller vertröstet das Duisburger Verkehrsunternehmen noch an einer weiteren entscheidenden Stelle: Um überhaupt einen Fahrgastbetrieb mit neuen Bahnen ermöglichen zu können, muss die zuständige Technische Aufsichtsbehörde (TAB) grünes Licht für die Zulassung geben. Seit Monaten wartet die DVG nach eigenen Angaben dafür auf fehlende Unterlagen von Bombardier. Nun soll es laut Naß bis Ende Mai so weit sein, dass alle notwendigen Dokumente an die TAB übergeben werden können.
Bombardier sagt auf Nachfrage der Redaktion dagegen nicht, wann die fehlenden Zulassungsunterlagen zur Verfügung gestellt werden. Es handele sich um ein sehr umfangreiches Dokumentenwerk. „Die Voraussetzung zur Erstellung dieser Unterlagen ist ein äußerst komplexes, personal- und zeitintensives Testprogramm mit den Vorserienfahrzeugen“, so der Sprecher des Herstellers. „Die übergeordnete Corona-Situation über die letzten Monate hat sowohl im Ablauf dieses Testprogramms als auch bei der Erstellung der entsprechenden Unterlagen zu mitunter erheblichen Verzögerungen geführt.“
Kein Wunder also, dass die DVG mittlerweile keine Prognose mehr abgibt, wann Fahrgäste in den neuen Bahnen sitzen werden.
>> DVG: SO IST DIE FAHRZEUG-SITUATION AUF DER U79-LINIE
- Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) betreibt die U-79-Linie gemeinsam mit der Düsseldorfer Rheinbahn und hat 18 Hochflurfahrzeuge im Bestand. „Für den Regelbetrieb der U79 benötigen wir 14 Fahrzeuge“, so die DVG-Sprecherin Kathrin Naß.
- Hier komme es zu keinen Einschränkungen für die Fahrgäste. „Alle Kurse werden normal gefahren“, so Naß. „Ein Kurs sind zwei Wagen, die U79 fährt immer aneinandergekoppelt.“
- Die DVG hat gemeinsam mit der Rheinbahn neue Bahnen für die U 79 bestellt – 18 für Duisburg, die nach bisherigen Angaben von Herbst 2023 bis 2025 geliefert werden sollen.