Duisburg. Ticket 2000 gesperrt: Eine Duisburgerin (85) fühlt sich zur Schwarzfahrerin erniedrigt. Das sagt die DVG zum Vorfall in der Straßenbahn 901.
Margret Minz (85) ist noch hörbar mitgenommen. „Ich schäme mich so“, sagt die Duisburgerin. Dabei hat sie dazu keinen Grund. Doch am Dienstag, 29. März, erlebt sie zum ersten Mal, wie es ist, nach einer Ticketkontrolle vorzeitig und zwangsweise die Bahn verlassen zu müssen.
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An jenem Tag steigt die 85-Jährige gegen 16.15 Uhr am König-Heinrich-Platz in Duisburg in die Straßenbahn der Linie 901 Richtung Zoo. Ab Hauptbahnhof fahren vier Fahrkartenkontrolleure mit. Margret Minz hat seit 15 Jahren ein Ticket 2000 und nimmt dies mit Gelassenheit zur Kenntnis. Doch ihr Gemütszustand ändert sich schlagartig, als auch sie kontrolliert wird. Ihre Chipkarte sei gesperrt, heißt es plötzlich.
Ticket gesperrt: Duisburgerin (85) muss Bahn nach Kontrolle verlassen
Ohne gültiges Ticket werden bis zum Gegenbeweis erst einmal 60 Euro fällig. Eine entsprechende Zahlungsaufforderung bekommt die völlig konsternierte Duissernerin in die Hand gedrückt. Und nicht nur das. Sie muss am Lutherplatz aussteigen, „umringt von den vier Kontrolleuren und noch mehr staunenden Fahrgästen“, sagt Margret Minz, die im Gespräch immer wieder um Fassung ringt.
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Sie wohne am Kaiserberg. „Erniedrigt und gedemütigt ging ich nach Hause“, so die völlig konsternierte 85-Jährige. „Circa drei Kilometer lagen jetzt noch vor mir. Ich fand in der Nacht keinen Schlaf. Dieses Erlebnis macht mich krank.“
„Dieses Erlebnis macht mich krank“
Die Kontrolleure, so Margret Minz, hätten ihr erklärt, dass ihr Ticket nur fünf Jahre gültig sei. Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) hätte ihr demnach wohl frühzeitig ein neues zuschicken müssen. „Das wird nach Angaben der Kontrolleure aber häufig vergessen“, sagt die 85-Jährige. „Ich habe jedenfalls keine noch neue Karte bekommen. Den monatlichen Betrag für mein Abo hat die DVG aber ohne Unterbrechung weiter fleißig abgebucht.“
Ihr ist ganz wichtig: „Die Kontrolleure haben sich völlig korrekt verhalten, nur ihren Job gemacht und mir alles in Ruhe erklärt. Sie trifft keine Schuld. Die trägt allein die DVG-Verwaltung“, findet Margret Minz.
DVG: Chipkarte ist zugeschickt worden
Auf Nachfrage der Redaktion teilt DVG-Sprecherin Kathrin Naß mit, dass der Kundin am 20. Januar 2022 eine neue Chipkarte per Post zugeschickt worden sei. „Anscheinend ist diese Karte nicht angekommen“, so Naß. „Wir haben diese auch nicht als Postrückläufer zurückbekommen. Die Adresse auf dem Anschreiben war ebenfalls die richtige. Wir können also nicht nachvollziehen, warum die Karte nicht zugestellt wurde.“
Der Sohn der 85-Jährigen ist am vergangenen Donnerstag im DVG-Kundencenter gewesen. Die Angelegenheit sei demnach vor Ort schnell geklärt und die neue Chipkarte für Margret Minz ist dem Sohn auch gleich ausgehändigt worden.
„Das erhöhte Beförderungsentgelt musste nicht bezahlt werden, eine Bearbeitungsgebühr ebenso nicht“, stellt die DVG-Sprecherin klar. Sie betont: „Wir schicken Frau Minz das auch noch mal schriftlich alles zu.“ Darauf legt die 85-Jährige gesteigerten Wert: „Ich möchte es schwarz auf weiß haben, dass ich nichts Unrechtes getan habe – so wie mein ganzes Leben lang. Wichtig ist mir aber vor allem, dass anderen nicht das passiert, was mir widerfahren ist. Die Peinlichkeit war für mich unerträglich.“
>> DVG IN DUISBURG: CHIPKARTEN LAUFEN ALLE FÜNF JAHRE AB
- Zum Hintergrund: Nach Angaben der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) laufen die Chipkarten wie das Ticket 2000 von Margret Minz alle fünf Jahre ab. Wenn das Abo nicht gekündigt wird, schicke die DVG den Fahrgästen etwa vier Wochen vor Ablauf neue Karten zu.
- Die Anzahl der neuen Chipkarten sei unterschiedlich, je nach Ablaufdatum. Pro Jahr gebe es in der Regel zwei Ablaufdaten. Beim letzten Versand waren es demnach 8000 neue Karten.