Duisburg. Auf dem Neubaugelände Wedau-Nord in Duisburg stehen zwei denkmalgeschützte Luftschutzbunker. Was die Gebag mitten im Uni-Quartier damit vorhat.

Zwei denkmalgeschützte Hochbunker stehen mitten auf dem ehemaligen Gelände des Bahn-Ausbesserungswerks in Duisburg-Wedau. Hier entsteht das neue Uni-Quartier Wedau-Nord – mit Gebäuden für die Ingenieurwissenschaften, einer Mensa, einer Bibliothek und manchem mehr.

Wie passen da also die steinernen Zeugen des Zweiten Weltkriegs hinein? „Die neue städtebauliche Rahmenplanung vom Frankfurter Büro AS+P Albert Speer + Partner stuft die denkmalgeschützten Bunker als ortsprägend ein“, erklärt eine Sprecherin der städtischen Baugesellschaft Gebag. Die Bunker „sollen daher in das städtebauliche Konzept integriert werden“.

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Pläne für den Neubau des Quartiers Wedau-Nord stehen erst Ende 2024

Es seien unterschiedliche Nutzungen der Gebäude denkbar. Finale Planungen würden jedoch erst im Zuge des anstehenden Bebauungsplan-Verfahrens konkretisiert. Und der werde frühestens Ende 2024 rechtskräftig. Das Gelände grenzt unmittelbar an das ebenfalls von der Gebag entwickelte Baugebiet 6-Seen-Wedau.

Auf der Fläche des ehemaligen Bahn-Ausbesserungswerks in Duisburg sind im Hintergrund rechts oben und mittig die beiden Hochbunker zu sehen. Auf dem Neubaugelände Wedau-Nord soll das neue Uni-Quartier entstehen.
Auf der Fläche des ehemaligen Bahn-Ausbesserungswerks in Duisburg sind im Hintergrund rechts oben und mittig die beiden Hochbunker zu sehen. Auf dem Neubaugelände Wedau-Nord soll das neue Uni-Quartier entstehen. © GEBAG | Bernd Uhlen

Hochbunker sollten für über 500 Menschen Platz haben

2018 wurden die Rundbunker in die Denkmalliste der Stadt Duisburg eingetragen. Bei dem Zylinderbunker ist der Schaft etwa 15 Meter hoch, die Kegelspitze misst acht Meter. Zugänge gab es in alle vier Himmelsrichtungen. Sie sind zugemauert, daher hat lange keiner das Innere betreten.

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Der Kegelbunker wirkt gedrungener, bauchiger. Ein Zugang ist durch starken Bewuchs verdeckt, der hochliegende zweite Zugang ist von einer nicht öffenbaren Stahltür verschlossen.

Grundsätzlich wurden diese Hochbunker so gebaut, dass raumbreite Treppen mit Sitzbänken Platz boten für den Schutz von 565 Menschen, beschreibt es das Denkmalschutzamt. Auf den Podesten entlang der zwei Meter dicken Außenwände waren ebenfalls Sitzplätze geplant.

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Im Kellergeschoss waren noch ein Aufenthaltsraum mit Stockbetten vorgesehen, ein Arztraum mit separatem Liege- und Warteraum sowie ein Haustechnikraum für die Wasserversorgung.

Duisburger Architekt entwickelte die Luftschutztürme

Die beiden Hochbunker auf dem Gelände an der Wedau sind nach dem Duisburger Ludwig Winkel benannt. Winkel war als Architekt bei der August-Thyssen-Hütte beschäftigt. Seinen kegelförmigen Luftschutzbunker meldete er 1934 zum Patent an. In der NS-Zeit gründete er die Vertriebs-und Lizenzgesellschaft „L. Winkel & Co. Luftschutztürme Duisburg“, die im Mercatorhaus residierte. Von hier aus entwickelte er verschiedene Hochbunkertypen.

Ziel aller architektonischen Bemühungen war es, möglichst viel Stahl zu sparen und zugleich möglichst wenige Erdbewegungen erforderlich zu machen, berichten Historiker. Bei Tests 1936 hielten die Winkel-Bunker Angriffen mit Sturzkampfbombern stand – die Trefferquote war aufgrund des schlanken Turms gering. Auch Sprengsätze, die direkt am Turm angebracht wurden, hätten dem Bunker nichts anhaben können, berichten die Denkmalschützer.

Die kegelförmigen Luftschutzbunker nach Winkel wurden unter anderem von der Deutschen Reichsbahn vielfach eingesetzt. In Duisburg stehen zwei weitere auf dem Gelände der Hüttenwerke Krupp Mannesmann in Hüttenheim nahe des Angerbachs. Auch auf dem Gelände der ehemaligen Thyssenschen Gas- und Wasserwerke zwischen der A42 und Ikea in Hamborn steht noch einer.

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>> DAS QUARTIER WEDAU-NORD

  • Auf dem Areal des Duisburger Stadtwaldes entstand um 1900 ein neuer Rangierbahnhof, der mit 23 Gleisen und vier Kilometern Länge als einer der größten Verschiebebahnhöfe im Kaiserreich galt. 1914 wurde laut Denkmalschutzakte das Bahnausbesserungswerk errichtet.
  • Die Gebag will hier auf 30 Hektar ein „modernes Technologie-Quartier für die Stadt der Zukunft“ entwickeln.
  • Neben der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Universität Duisburg-Essen sollen hier Forschungs- und Entwicklungsfirmen angesiedelt werden sowie Start-ups und Co-Working-Spaces.
  • In der Alten Richthalle des alten Bahnausbesserungswerks soll ein zentraler Treffpunkt entstehen, der auch abends lebendig ist.