Duisburg. In Duisburg gibt es noch etwa 40 Hoch- und Tiefbunker. Wofür sie genutzt werden und warum die zuständige Bundesanstalt keine Angaben dazu macht.
Sie dienen als Proberaum oder Wohnung, werden als Büro und Lager genutzt oder machen Schlagzeilen wegen einer Drogenplantage. In Duisburg gibt es nach einer städtischen Auflistung aus dem Jahr 1994 37 Hoch- und vier Tiefbunker, mindestens der Hochbunker auf dem Hochfelder Marktplatz ist jedoch Geschichte, es gibt also höchstens 40.
Kein einziger ist für den Zivilschutz nutzbar, sagt Stadtsprecher Falko Firlus. Nach der Wiedervereinigung wurde der Bedarf nicht mehr gesehen. Mit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine machen sich Menschen wieder mehr Gedanken über das Thema.
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Tiefbunker am Dellplatz und am Michaelplatz stehen teilweise unter Wasser
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe betont jedoch, dass es keine öffentlichen Schutzräume wie zum Beispiel Luftschutzbunker in Deutschland gibt. Guten Schutz biete die bestehende Bebauung.
Die Hochbunker sind Altbestände aus dem Zweiten Weltkrieg. Tiefbunkeranlagen wie etwa am Dellplatz oder am Michaelplatz in Wanheimerort entstanden später, sind aber seit den 80er Jahren verschlossen und stehen teilweise unter Wasser. Begehbar ist noch der Bunker unter dem König-Heinrich-Platz, der Katastrophenschützern als Lager dient (zum Bericht).
Seit 2007 werden Schutzräume nicht mehr erhalten
Für öffentliche Schutzräume ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) zuständig. In Duisburg hat sie nicht viel zu tun. Es gibt lediglich einen öffentlichen Schutzraum und der befindet sich im Eigentum der Stadt, sagt Thorsten Grützner vom BImA. Gemeint ist die Anlage unter dem König-Heinrich-Platz. „Da die funktionale Erhaltung öffentlicher Schutzräume im Jahr 2007 eingestellt wurde, sind verbliebene Anlagen nicht mehr einsatzbereit.“ Trotzdem möchte das Amt „aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung sowie unter Berücksichtigung der Interessen der Eigentümer“ die Standorte der noch bestehenden Anlagen nicht nennen.
Das Ziel von Schutzräumen für drei Prozent der Bevölkerung, welches der Zivilschutz im Kalten Krieg vorgegeben hatte, wurde nie erreicht. Duisburg hätte dazu über mindestens 15.000 Schutzplätze verfügen müssen, rechnet Stadtsprecher Falko Firlus vor.
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Das Schicksal einiger Bunker: verkauft, versteigert, zugeschüttet
Im Stadtbild fallen die Trutzburgen alter Zeit mitunter kaum auf, mal sind sie efeuumrankt, mal so ausgebaut, dass ihr ursprünglicher Zweck kaum mehr zu erkennen ist.
- Der bekannteste Hochbunker Duisburgs steht mitten im Kreuz Kaiserberg, tausende Autos kommen täglich daran vorbei. Der Bund verkaufte ihn 2016. Im Februar standen Nutzer des Bunkers vor Gericht, weil sie darin eine hochprofessionelle Marihuana-Plantage betrieben haben.
- Mindestens ebenso bekannt dürfte der Hochbunker auf dem Johannismarkt in Marxloh sein, er ist seit Jahren besser bekannt als Medienbunker. Halil Özet betreibt hier seine Marketingagentur. Der siebenstöckige Bau wurde 1941 im Rahmen des am 10. Oktober 1940 angeordneten „Führersofortprogramms“ errichtet.
- Im Februar machte ein Luftschutzbunker in Duisburg Schlagzeilen, weil er per Zufall bei Bauarbeiten an der Gesamtschule Meiderich entdeckt wurde.
- Im Duisburger Landschaftspark wurde vor wenigen Jahren der Eingang zu einem unterirdischen Bunker mit Beton verfüllt, weil immer mal wieder Abenteurer versuchten, das einsturzgefährdete Bauwerk zu begehen.
- Ein Hochbunker an der Straße Im Bremmenkamp in Beeck ist 2020 an einen privaten – und unbekannten – Bieter versteigert worden.
- 2016 wurde der alte Hochbunker in Hochfeld abgerissen, um Platz für die Neugestaltung des Marktplatzes zu machen.
- Der Rheinhauser Bunker an der Krefelder Straße wurde 2014 an einen Privatmann für 335.000 Euro versteigert.
- Der Hochbunker Milchstraße in Ruhrort ist ein fensterloser, leberwurstfarbener Bau, baumumstanden und ungenutzt. Ende 2022 soll der Bau von 1938 nach Angaben eines Immobilienportals jedoch saniert werden, um Wohnungen entstehen zu lassen.
>> ZUR GESCHICHTE DER BUNKER
- Während des Kalten Krieges wurden ab Mitte der 1960er Jahre vor allem in Ballungsräumen Schutzräume eingerichtet oder wiederhergestellt. Im Katastrophenfall und bei kriegerischen Auseinandersetzungen sollten sie Zivilpersonen Schutz bieten. Genutzt wurden dafür Hoch- und Tiefbunker sowie Stollen.
- Vor allem aber wurden Tiefgaragen oder U-Bahnhöfe beim Neubau so ausgestattet, dass sie im Krisenfall auch als Schutzraum genutzt werden konnten. Laut BImA gab es in den westlichen Bundesländern rund 2000 öffentliche Schutzraumanlagen.
- Seit 2007 werden die Anlagen abgewickelt. Damals hatte der Bund mit den Ländern beschlossen, das alte Schutzkonzept aufzugeben.
Informationen zum zivilschutzmäßigen Verhalten kann man auf der Webseite nachlesen: https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Vorsorge/vorsorge_node.html