Duisburg. Zwischen Störfallverordnung und Privatsphäre: Die Stadt Duisburg sucht Wohnungen für Geflüchtete aus der Ukraine. Nicht jedes Angebot taugt.

Um die in Duisburg ankommenden Geflüchteten aus der Ukraine unterzubringen, holt die Stadt jetzt sogar die Notbetten aus dem Bunker am König-Heinrich-Platz. Dennoch werden längst nicht alle Raum-Angebote angenommen. Ein Projektentwickler sieht seinen Vorschlag für eine Unterkunft für 500 Menschen nicht gewürdigt.

Die Taskforce „Anmietung Wohnraum“ hat bis Ende März 1200 private Wohn-Angebote gesichtet und klassifiziert, sagt Stadtsprecherin Gabi Priem. Auf Angebote wie Mitschlafgelegenheiten ohne eigene Sanitär- und Rückzugsräume habe man verzichtet. Auch Wohnraum, der nur für sehr kurze Zeit frei ist, der absehbar nicht beziehbar ist oder ungeeignet erscheint, sei weggefallen.

Duisburg: Wohnangebot für 500 Geflüchtete wird abgelehnt

Teams aus Mitarbeitern der Feuerwehr und des Amtes für Soziales und Wohnen würden sich nun noch rund 200 übrig gebliebene, abschließbaren Wohnungen anschauen.

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Das Objekt an der Baumstraße 16 bis 18 in Homberg ist nicht dabei. Heinrich Spies, Projektentwickler aus Arnsberg, vertritt den Eigentümer des Objekts. Es handelt es sich um die schon lange leerstehende ehemalige Ruhrkohle-Verwaltung. Dieser Besitzer, laut Spies ein Privatmann aus Wanne-Eickel, habe der Stadt angeboten, in den leerstehenden Büroräumen Wohnraum für 500 Menschen binnen vier Wochen herrichten zu können.

Auf dem Luftbild aus dem Jahr 2015 ist im Vordergrund das Chemiewerk Venator in Duisburg-Homberg zu sehen. Rechts oben mit den roten Dächern befindet sich die ehemalige Ruhrkohle-Verwaltung. Um sie für eine Wohnbebauung zu nutzen, ist sie laut Abstandserlass NRW zu nah am Störfallbetrieb.
Auf dem Luftbild aus dem Jahr 2015 ist im Vordergrund das Chemiewerk Venator in Duisburg-Homberg zu sehen. Rechts oben mit den roten Dächern befindet sich die ehemalige Ruhrkohle-Verwaltung. Um sie für eine Wohnbebauung zu nutzen, ist sie laut Abstandserlass NRW zu nah am Störfallbetrieb. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Die Stadt habe das abgelehnt, berichtet Spies entrüstet. Er habe ähnliche Objekte in Düsseldorf, bei denen klappe das problemlos. „Die Leute wollen doch helfen“, glaubt Spies. Zu Preisen will er sich nicht äußern, Verträge über fünf Jahre würden sich in den Kosten anders auswirken als kurzfristige Vermietungen.

Eine Unterbringung im Gebäude ist laut Stadt unmöglich

Der Stadtverwaltung ist das Gebäude bekannt. 2015 sei es „für mögliche Wohnzwecke überprüft und wegen des geringen Abstandes zum Störfallbetrieb als ungeeignet eingestuft worden“, sagt Priem. Gemeint ist das Chemiewerk Venator, ehemals Sachtleben.

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Nach dem Abstandserlass NRW gilt bei Anlagen zur Herstellung von metallorganischen Verbindungen durch chemische Umwandlung in industriellem Umfang oder Anlagen zur fabrikmäßigen Herstellung von Chemiefasern laut Umweltministerium ein Mindestabstand von 1000 Metern für Wohnbebauung.

Dass für die Erich-Kästner-Gesamtschule gleich nebenan ein Neubau geplant wird und die Feuerwehr ihre Rettungsdienstschule nur einen Steinwurf entfernt erst kürzlich eröffnet hat, spielt dabei keine Rolle. Entscheidend sei für die Störfallverordnung eine Rund-um-die-Uhr-Nutzung, und das sei bei Wohngebäuden eben der Fall, nicht aber bei Schulen, erklärt die Stadtsprecherin.

Damit dürfte die Idee des Wanne-Eickeler Investors, in dem historischen Gebäude ein Studenten-Wohnheim oder ähnliches zu entwickeln, vom Tisch sein. Aber auch ukrainische Geflüchtete werden wohl nicht einziehen: „Inzwischen hat es dort auch Brände gegeben, was eine Unterbringung zusätzlich unmöglich macht“, so Priem weiter.

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