Duisburg. Mit „Different Strokes“ bereichert der Duisburger Kunstverein die Akzente. Warum die Ausstellung gerade mit dem besticht, das sie nicht zeigt.
Wild und verschlungen, simpel und ruhig, farblich monoton und neon-explosiv. Die neue Ausstellung „Different Strokes“ im Kunstverein Duisburg beschäftigt sich im Rahmen der Duisburger Akzente zwar thematisch ausschließlich mit der abstrakten Malerei. Weil die insgesamt 19 Werke aber von zehn verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern stammen, ist im kühlen, neutralen Ausstellungsraum des Kunstvereins eine große Vielfalt an Herangehensweisen an das abstrakte Malen zu erleben.
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Da sind beispielsweise die zwei Werke von Rudy Lanjouw, auf weißer Leinwand auf das allerwesentlichste reduziert. Die beiden Bilder, eins in Schwarz und eins in Gelb, hängen getrocknet an der Wand und wirken doch, als habe der Maler eben erst seinen Arm geschwungen. Die Dynamik der Linien verleiht den Werken sozusagen ein zeitliches Paradoxon, gleichzeitig starr und in Bewegung, fertig und unfertig.
Ausstellung im Kunstverein Duisburg: Es begeistert das, was nicht gezeigt wird
Ein paar Schritte weiter ein ganz anderes Bild, das trotzdem den selben Geist wie Lanjouws Malerei atmet. Eine Leinwand, fast quadratisch, über und über bedeckt mit hell- und dunkelblauen Pinselstrichen. Das Werk besticht mit dem, was es nicht zeigt, der blaue Schleier auf der Leinwand scheint verdecken zu wollen, was hinter ihm liegt – es wird ein Geheimnis bleiben.
Das blaue Schleierbild hat Dr. Jan Holthoff gemalt, der gleichzeitig auch Kurator der Ausstellung ist. Das Kuratieren ist für ihn „Teil der künstlerischen Arbeit, eine Form der Erweiterung meiner künstlerischen Arbeit.“ Diese Erweiterung ist dem gebürtigen Duisburger äußerst gut gelungen. Die delikate Aufgabe, aus den verschiedenen Werken mehr als die Summe ihrer Teile herauszuarbeiten, lässt auch jedes einzelne Bild für sich heller strahlen.
„Kunst und Kultur ist unser Sein“
Die gestische Malerei, also das ungehemmte Malen ohne konkrete Vorplanung, ist für Holthoff „ein Freiheitspostulat“. Freiheit sei nichts gegebenes sonder etwas, das stets neu erkämpft werden müsse. So schlägt der Kurator auch den Bogen zum „Nutzwert“ der Bilder: „Kunst und Kultur, das ist unser Sein, unsere Seinsweise. Zivilisation sorgt bloß für die Organisation.“ Mit „Different Strokes“ will Jan Holthoff so „Räume zeigen, die für unser Seelenleben elementar sind.“
Das gilt für die Künstler und Betrachter gleichermaßen. „Wenn ich mich als Künstler einer Leinwand ermächtige, dann erlebe ich mich selbst auf existenzielle Weise.“ Die Möglichkeit habe auch ein Besucher der Ausstellung. „Das ist eine Ausstellung als Fragestellung, etwas sinnerhellendes. Ich möchte etwas herausfinden.“
Kunstverein-Räumlichkeiten helfen der Ausstellung
Bei allen großen Worten und tiefen Bildern dürfen die Räumlichkeiten des Kunstvereins selbst nicht unerwähnt bleiben. Der Raum, ganz in weiß und mit bestechendem Industriecharme, ist so etwas wie eine Leinwand für die Leinwände. Sicher, auch opulente Bauten wie der neue Flügel des Museums Küppersmühle können einer Ausstellung gut tun, im Kunstverein aber, eingequetscht zwischen Kaßlerfeld und der A 40, ist es der Purismus des Raumes, der die Werke an den Wänden in neue Sphären hebt.
>> „DIFFERENT STROKES“: WO, WANN UND WIE LANGE DIE AUSSTELLUNG ZU SEHEN IST
- „Different Strokes“ feiert am Freitag, 11. März um 19 Uhr Eröffnung in den Räumen des Kunstverein Duisburg, Weidenweg 10. Neben Jan Holthoff spricht auch der Kunstverein-Vorsitzende Herbert Gorba. Die Ausstellung bleibt bis zum 10. April in Duisburg.
- Der Kunstverein hat freitags und samstags von 17 bis 20 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Unter der Telefonnummer 0203 718 7841 können sich größere Gruppen für einen Besuch anmelden. Mehr über den Kunstverein gibt es auch im Internet.