Duisburg. Nach der zweijährigen Pandemie-Pause kehren die Duisburger Akzente mit einem umfangreichen Programm zurück. Es soll ein Ausrufezeichen setzen.

2020 mussten die Duisburger Akzente zum Thema „Glück“ vorzeitig beendet werden, 2021 wurden sie unter dem Titel „Mauern“ schon im Vorfeld abgesagt. Nach zwei Jahren Pandemie-Pause geht das Festival am 11. März ohne Titel an den Start, will aber ein Ausrufezeichen setzen: Das Kulturfestival ist zurück!

79 Veranstaltungen und 14 Ausstellungen innerhalb von 24 Tagen bis zum 3. April: Die 43. Auflage der Duisburger Akzente konzentriert sich nicht auf einen Veranstaltungsort, wobei – neben dem Theatertreffen im Stadttheater – die Kulturkirche Liebfrauen und das Kreativquartier Ruhrort wieder Schwerpunkte bilden. Aber auch der Innenhafen und die Alte Brotfabrik in Beeck sind dabei.

Auf ein übergreifendes Thema wird auch verzichtet, weil Teile des Programms Produktionen sind, die Künstlerinnen und Künstler schon für die beiden letzten Akzente-Ausgaben vorbereitet hatten, „die noch immer auf ihr Publikum warten und die es noch immer wert sind, präsentiert zu werden“, so Kulturdezernentin Astrid Neese.

Ein spielerisches Labyrinth auf dem König-Heinrich-Platz

Bevor das Theatertreffen des Festivals am Freitag, 11. März, mit dem „Zauberberg“ nach Thomas Mann als Gastspiel des Staatsschauspiels Dresden im Stadttheater beginnt, öffnet bereits am Vormittag auf dem König-Heinrich-Platz „El Gran Laberint“ der spanischen Künstlergruppe Itinerània.

Es ist ein großes transparentes Labyrinth mit vielen Wegen und Türen, die sich nur öffnen, wenn knifflige Aufgaben gelöst werden. Ein familienfreundliches Angebot, wie Festival-Organisator Clemens Richert vom Festivalbüro sagt.

Neville Tranter kommt mit seiner Fassung von „Ubu“ und seinen beeindruckenden Puppen in die Kulturkirche Liebfrauen.
Neville Tranter kommt mit seiner Fassung von „Ubu“ und seinen beeindruckenden Puppen in die Kulturkirche Liebfrauen. © Stadt Duisburg | Wim Sitvast

Auch Teile des Theater- und Performance-Programms in der Kulturkirche Liebfrauen können das junge Publikum ansprechen. Eröffnet wird hier der Veranstaltungsreigen am 12. März um 19.30 Uhr mit „8m3“ vom Atelier Lefeuvre & André aus Frankreich: Erzählt werden Geschichten ohne Worte – mit Artistik, Jonglage, Zirkus- und Zauberkunst. Ebenfalls ohne Worte kommt das Stück „Gaudi, Gaudi“ von Gardi Hutter & Compagnie aus, das mit clownesken Mitteln vom Tod handelt.

Ein Höhepunkt soll der Abend mit dem australischen Puppenspieler Neville Tranter werden, der am 23. März mit seiner Version des Stückes „Roi Ubu“ von Alfred Jarry gastiert. Ein Solo um einen dummen, gewalttätigen Herrscher mit den besonderen Tranter-Puppen.

Dani Karavan und der Garten der Erinnerung

Avi Kaiser und Sergio Antonino zeigen als Stammgäste der Akzente in diesem Jahr nicht nur die Deutschlandpremiere ihrer 2020 entwickelten Choreographie „When Air Is Still Around“, Kaiser hat diesmal auch eine Würdigung von Dani Karavan angestoßen. Der im Mai 2021 verstorbene Bildhauer hat 1999 den „Garten der Erinnerung“ im Innenhafen geschaffen.

Der israelische Bildhauer Dani Karavan, der im Mai 2021 im Alter von 90 Jahren in Tel Aviv gestorben ist, hat in Duisburg den „Garten der Erinnerung“ gestaltet.
Der israelische Bildhauer Dani Karavan, der im Mai 2021 im Alter von 90 Jahren in Tel Aviv gestorben ist, hat in Duisburg den „Garten der Erinnerung“ gestaltet. © dpa | Daniel Karmann

Kaiser und Antonino, die von ihrem Studio in diesen besonderen Garten schauen, wollen diesen „Ort für Leben und Kunst“, diese „Inspirationsquelle“ und die Bedeutung des Künstlers für Duisburg würdigen.

Mit dem Festivalbüro und Prof. Dr. Christoph Brockhaus – den Direktor des Lehmbruck-Museums von 1985 bis 2010 verband mit Dani Karavan eine 40-jährige Zusammenarbeit und Freundschaft – wurde ein Programm mit Film und Ausstellung entwickelt. Brockhaus führt am 13. März und 3. April im Earport am Innenhafen in den Film „High Maintenance – Leben und Arbeit von Dani Karavan“ ein, anschließend gibt es eine Diskussion mit dem Regisseur Barack Heymann.

Literatur, Jazz und Weltmusik

Ein eigenes Literaturprogramm der Stadtbibliothek gibt es „aus organisatorischen Gründen“ nicht, so Clemens Richert. Zu Lesungen laden die VHS und die Kulturkirche Liebfrauen ein, wo in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft Véronique Olmi im Gespräch mit ihrer Übersetzerin Claudia Steinitz am 22. März ihren neuen Roman „Die Ungeduldigen“ vorstellt.

Das Musikprogramm reicht vom Auftritt des Allerwelt-Ensembles am 12. März im Komma-Theater in Rheinhausen bis hin zu dem seit langem von Eckart Pressler geplanten Konzert der WDR Bigband mit Sängerin Tuto Puoane unter der Leitung von John Clayton am 25. März. Neben Weltmusik von „Beware of the Duduk“ gibt es auch ein Wiedersehen mit Liedermacher Mutone & Band und einem Quintett der Duisburger Philharmoniker in der Liebfrauen-Kirche.

Neuer Spielort ist die Alte Brotfabrik in Beeck

Eine Ausstellung im Stadtmuseum beleuchtet unter dem Titel „Feindschaft, Partnerschaft, Freundschaft?!“ Duisburgs Kontakte in die Welt, und im Landesarchiv NRW an der Schifferstraße geht es unter dem Titel „Menschen hinter Mauern“ um den Strafvollzug in Nordrhein-Westfalen.

Ein neuer Veranstaltungsort ist die Alte Brotfabrik an der Arnold-Overbeck-Straße in Beeck. Esther Krause-Paulus und Akkordeonistin Ute Völker präsentieren am 1. April mit „Rose“ von Martin Sherman in einer Hörspielfassung von Olaf Reifegerste: ein Monodrama über den Untergang der jiddischen Kultur. Dazu zeigt Cyrus Overbeck die Rauminstallation „The War“.

>> PROGRAMM IN RUHRORT FOLGT

  • Das gedruckte Akzente-Programm liegt im Rathaus, im Theater, in Bibliotheken und anderen öffentlichen Orten in Duisburg und den Nachbarstädten aus. Im Netz kann es heruntergeladen werden unter www.duisburger-akzente.de.
  • Über das umfangreiche Akzente-Programm, das das Kreativquartier Ruhrort im Hafenstadtteil organisiert, informiert Heiner Heseding am 18. Februar.