Duisburg. Nach der Übernahme der DK Recycling hat der Duisburger Hilmar Eller eine Wende zum Positiven für die Hütte geschafft. Das sind die Hintergründe.

Als der Rohstoff-Händler Hargreaves Ende 2019 die DK Recycling übernahm, stand die Hütte am Hochfelder Rheinufer vor der Pleite. Hilmar Eller, der jetzt die Geschicke des Traditionsunternehmens leitet, hat die DK binnen zwei Jahren in die Gewinnzone geführt. Im Missmanagement seiner Vorgänger sieht er die Gründe für eine lange Krise.

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Die heutige DK Recycling ging in den 1980er Jahren hervor aus der Hochfelder Kupferhütte, gegründet 1876 von zwölf Chemieunternehmen. Ihr Geschäftsmodell, die Herstellung von Schwefelsäure aus Erzen und die Verwertung der metallhaltigen Abbrände endete in den späten 1970er Jahren. Schwefelsäure konnte einfacher hergestellt werden, auch die Einführung schwefelfreien Kraftstoffs trug zum Ende der Produktion in Duisburg bei.

DK in Duisburg: Zahl der Mitarbeiter sank Anfang der 1980er Jahre von 3000 auf 300

Das Unternehmen ging an Rio Tinto. Der heutige Rohstoff-Riese, damals noch ein vergleichsweise kleines Unternehmen, reduzierte die Zahl der vormals 3000 Mitarbeitenden auf ein Zehntel. Das endgültige Ende des Unternehmens verhinderten wohl die hohen Sanierungskosten des Standorts.

Chris Moore, Mitarbeiter von Rio Tinto übernahm mithilfe einer millionenschweren Mitgift die Hütte und beschloss, das Knowhow zur Gewinnung von Metallen aus Stahlwerk-Stäuben zu nutzen. Eine Win-Win-Situation: Die Stahlhersteller wie Thyssenkrupp oder die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann können bis zu 580.000 Tonnen eisenhaltige Konverter-Stäube an die DK abgeben, die ansonsten aufwendig deponiert werden müssten.

Aus eisenhaltigen Stahlwerk-Stäuben produziert die DK-Recycling, so genannt „Masseln“ aus Hämatit-Roheisen. Sie zeigt der Technische Geschäftsführer der Hochfelder Hütte, Holger Schneiders.
Aus eisenhaltigen Stahlwerk-Stäuben produziert die DK-Recycling, so genannt „Masseln“ aus Hämatit-Roheisen. Sie zeigt der Technische Geschäftsführer der Hochfelder Hütte, Holger Schneiders. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Weltweit einzigartiges Knowhow sicherte der DK die Existenz

Im Hochofen gewinnt DK in einem weltweit einzigartigen Verfahren pro Jahr rund 280.000 Tonnen Hämatit-Roheisen und 17.000 Tonnen Zink-Konzentrat aus dem Gichtgas. Abnehmer sind Stahlunternehmen, Gießereien und die Aluminium-Industrie. „Die Kunst ist die Prozessführung, die nicht ohne weiteres zu kopieren ist“, erklärt Technik-Chef Holger Schneiders. „Es zu versuchen, ist teuer, deshalb ist die Hemmschwelle hoch.“

Dieses Spezialwissen war es, das der DK Recycling trotz roter Zahlen die Existenz seit ihrem Bestehen immer wieder die Existenz sicherte. Es flossen Strukturhilfen für den Personalabbau, für Bürgschaften stand die Landesregierung danach wiederholt zur Verfügung, wenn die Banken drohten, den Hahn zuzudrehen. Das Land habe für den Fall eines Konkurses die Wiederholung der teuren Pleite der Zinkhütte MDH Sudamin in Wanheim gefürchtet, die Stahlindustrie ein hohes Interesse am Überleben gehabt, sagt Hilmar Eller. „Sie mussten sich nie echte Sorgen machen, weil irgendwoher immer wieder Geld kam.“

Geschäftsführer: Bei der Übernahme 2019 stand die Hütte vor der Pleite

Über den von ihm gemanagten Rohstoff-Handel Hargreaves, er hat seinen Sitz im Dellviertel, hatte Hilmar Eller Kontakt zur Hütte. Anfang 2019 stieg er dort als Berater ein, noch vor Jahresende übernahm er das Unternehmen. Die Kohlenmahl- und Trocknungsanlage auf dem DK-Gelände baute Hargreaves. Sein Einstieg sei auf Drängen des Landes erfolgt, um die drohende Schließung abzuwenden, sagt er.

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Der 62-Jährige mit viel Erfahrung in der Branche, wusste worauf er sich einlässt. „Ich habe erkannt, dass die Ursachen für die Verluste im Management lagen“, sagt Eller. Mit dieser Meinung steht er nicht allein.

Die DK sei über lange Zeit „ein Selbstbedienungsladen gewesen“ sagt ein langjähriger Kenner, der anonym blieben möchte. Die Sanierung lief an mehreren Fronten: Die vormaligen Geschäftsführer gingen per Abfindung, durch personelle Veränderungen und Kontrollen verhinderte die neue Führung Diebstähle und Veruntreuungen. So seien bis zu 12.000 Tonnen Roheisen (aktueller Preis pro Tonne: 450 Euro) pro Jahr nicht nur „verschwunden“, sondern auch als „Verluste“ verbucht worden. Auch große Mengen Koks und Diesel seien abhandengekommen, berichtet Eller.

Abstich von Roheisen am Hochofen der DK Recycling: Für die Verwertung von eisenhaltigen Stahlwerk-Konverterstäuben verfügt das Unternehmen über weltweit einzigartiges Knowhow. Es ersetzt die aufwändige Deponierung der Rückstände.
Abstich von Roheisen am Hochofen der DK Recycling: Für die Verwertung von eisenhaltigen Stahlwerk-Konverterstäuben verfügt das Unternehmen über weltweit einzigartiges Knowhow. Es ersetzt die aufwändige Deponierung der Rückstände. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Neue Leitung kämpft gegen Unregelmäßigkeiten zu Lasten der Firma

Seit Ende 2019 hat die DK Recycling am Duisburger Amtsgericht insgesamt 27 Verfahren gegen Mitarbeitende angestrengt, die zum Teil noch nicht abgeschlossen sind, bestätigt die Gerichtssprecherin auf Anfrage. Zuletzt einigte sich Betriebsratsvorsitzende per Vergleich darauf, sein Amt niederzulegen, sein Stellvertreter wurde per Gerichtsbeschluss aus dem Betriebsrat ausgeschlossen. Beide hatten über Jahre zusätzliche Zahlungen zu ihrem Gehalt in Höhe von rund 1000 Euro kassiert (wir berichteten). „Sehr außergewöhnlich“, nennt der 1. Bevollmächtigte der IG Metall, Dieter Lieske den Vorgang.

Es sei nur eine von vielen Unregelmäßigkeiten zum Nachteil des Unternehmens, die auf das Konto der vormaligen Geschäftsführung gehen, sagt Hilmar Eller. Vieles sei aber wegen einer unübersichtlichen Aktenlage nur schwerlich juristisch zu verfolgen, mögliche Straftaten eventuell bereits verjährt. Eller: „Die Anwaltskosten wären enorm, die Aussicht auf Erfolg ungewiss.“

>> DIE ROLLE DES LANDES: MINISTERIUM HÄLT SICH BEDECKT

Das NRW-Wirtschaftsministerium äußert sich auf Nachfrage zu seiner Rolle bei der DK Recycling sehr einsilbig. Die Existenz der Hütte sei im wirtschaftspolitischen Interesse, bestätigt ein Sprecher, denn sie „vermeidet durch die Aufarbeitung von Hochofenstäuben eine aufwändige Deponierung“.

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Wirtschaftsprüfer von PWC seien zur Untersuchung des Unternehmens nicht eingesetzt worden, weil dem Land Unregelmäßigkeiten bekannt waren. Vielmehr sei die Gesellschaft Auftragnehmer im Bürgschaftsprogramm. „Eine Bewilligung setzt die betriebswirtschaftliche Tragfähigkeit und die volkswirtschaftliche Förderungswürdigkeit eines Vorhabens voraus.“ Dass die Prüfer trotz schlechter Performance keine Bedenken hatten, findet DK-Geschäftsführer Hilmar Eller nicht erstaunlich: „Vieles fällt nicht auf, wenn man die Branche nicht genau kennt.“ Eine „Inanspruchnahme des Landes aus einer Landesbürgschaft für einen Kredit an die DK hat es nicht gegeben“, betont das Ministerium.

Dass die DK in den 1990er Jahren in den britischen Trust „Lower Bristol“ eingebracht wurde, störte die Prüfer offenbar erst 2016. Erfolgte die Beendigung dieser intransparenten Vermögenssituation auf Druck des Landes? Warum wurde eine Düsseldorfer Kanzlei als Treuhänder eingesetzt? Erfolgte die Übernahme der Hütte auf Druck des Landes? Auf diese Fragen gibt’s nur spärliche Antworten aus Düsseldorf: „Die gesellschaftsrechtliche Ausgestaltung eines Unternehmens bedarf nicht der Zustimmung oder Duldung der Landesregierung. Das Unternehmen wurde nicht vom Land, sondern von seinen Eigentümern veräußert.“

Ein beredter Gesprächspartner wäre wohl Reiner Eisold. Als langjähriger Referatsleiter leitete er seinerzeit den Bereich der Bürgschaften und Unternehmensfinanzierungen des NRW-Wirtschaftsministeriums. Der DK Recycling blieb er verbunden, er ist heute Vorsitzender des Beirats, dem Aufsichtsgremium der Hochfelder Hütte. Für ein Gespräch stand Eisold auf Anfrage nicht zur Verfügung.