Duisburg. Zum Weltfrauentag zeigte die Duisburger Cubus Kunsthalle Frauenporträts. Künstlerin Mauga erklärt, wie man eine Seele mit Tusche fängt.
„Ich möchte nicht nur die Hälfte der Torte, sondern die ganze Bäckerei.“ Das sagte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) zu ihrem Porträt der Künstlerin Mauga Houba-Hausherr, als das Werk im Sommer 2021 zu Leinwand gebracht wurde. Dass die Bäckerei mal der Deutsche Bundestag sein würde, konnte damals noch niemand ahnen, umso größer ist nun die Bedeutung des Bildes, das gemeinsam mit anderen Frauenporträts zum Weltfrauentag am Dienstag in der Cubus Kunsthalle in Duisburg gezeigt wurde.
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„Frauen zeigen Gesicht“, so der Titel des Aktionstags, hätte nicht passender gewählt sein können. Über und über sind die Wände der Kunsthalle behangen mit den schwarz-weißen Tuscheporträts der Künstlerin, die in ihrer Einfachheit eine wahre Sogwirkung entfalten – warum das so ist, weiß Houba-Hausherr gut zu erklären.
Ausstellung in Duisburg: „Die Seele fangen“
„Zunächst mal geht es um das Gespräch, darum, den Menschen kennenzulernen“, sagt Mauga Houba-Hausherr, die im Cubus nur Mauga genannt wird. „Was ist das Wesentliche“, fragt sich die Künstlerin vor jedem Porträt, und sie sucht nach „der Atmosphäre, die zwischen dem Modell und mit herrscht.“ Die Abwesenheit von Farben stelle eine eigene Herausforderung, „wie male ich eine blonde Frau, wie eine mit schwarzen Haaren?“
Ist die Sondierung abgeschlossen, geht es los – nicht irgendwie, sondern mit den Augen. „Von da aus arbeite ich mich dann weiter vor“, erklärt Mauga, und erläutert auch die Besonderheiten der hochformatigen Leinwände. „Zum Beispiel wird die Nase etwas länger, und es ist spannend zusehen was passiert, wenn die Tusche verläuft.“ All diese Arbeitsschritte sollen am Ende zu einem simpel-komplizierten Ziel führen: „Es geht darum, die Seele zu fangen“. Ein Vorhaben, das Mauga gelungen ist – mit einem freundlichen, genauso aber unergründlichen Blick schauen die porträtierten Frauen von den Wänden herab.
Bundestagspräsidentin Bas zur Gleichstellung: Haben schon viel erreicht
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas darf als „Covermodel“ des Aktionstags natürlich auch noch ein paar Worte sagen. Die nutzt sie, um auf den anhaltenden Kampf für die Gleichberechtigung der Frauen aufmerksam zu machen. „Wir haben schon viel erreicht, aber wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen“, erklärt die Duisburgerin, „immer noch sterben Frauen durch häusliche Gewalt.“ Es brauche starke Frauen, und Aktionen wie die in der Cubus Kunsthalle, die sie präsentieren.
In Zukunft sollen noch mehr Frauenporträts die Ausstellung bereichern, die durch verschiedene Ausstellungsorte in Deutschland wandern soll. Eins kommt direkt am Aktionstag dazu, das von Astrid Neese Duisburger Dezernentin für Bildung, Arbeit und Soziales. Mauga sucht sofort das Gespräch, in kürzester Zeit sind die beiden Frauen aus den Bereichen Kunst und Politik, die sich sonst so fern sind, im Dialog vertieft.
Schon bald schält sich das Konterfei von Astrid Neese aus der weißen Leinwand, währenddessen erzählt die Dezernentin, was sie bei der Stadt Duisburg so zu tun hat. Nach kurzer Zeit blickt ein bebrilltes, körperloses Paar Augen von der Staffelei hinab und scheint einem alten Sprichwort recht zu geben: Die Augen sind der Spiegel der Seele.
>> FOTOGRAFIEN UND BIOGRAFIEN ERGÄNZEN DIE AUSSTELLUNG
- Während die Zahl der Porträts wächst, werden auch die einzelnen Modelle immer detaillierter. Die Fotografin Petra Müller fertigt ebenfalls Porträts an – nicht als Vergleich für die Tuschezeichnungen, sondern als Ausstellung in der Ausstellung.
- Doris Freer, die erste Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Duisburg, steuert zu jeder porträtierten Frau eine Biografie bei.
- Die Sammlung der Porträts soll in Zukunft in Duisburg präsentiert werden.