Duisburg. Ohne Steuermann und Emissionen: So soll das Binnenschiff der Zukunft aussehen. Wo ein Forschungsschiff aus Duisburg künftig fahren wird.

Das Binnenschiff der Zukunft fährt automatisch und abgasfrei. Ein Forschungsschiff, das am Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme (DST) an der Oststraße entsteht, fördert das Land NRW mit 1,2 Millionen Euro. Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU) übergab am Freitag den Förderbescheid an Prof. Dr. Bettar al Moctar, Leiter des Instituts für Schiffstechnik der Uni Duisburg-Essen (UDE).

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Die Arbeit am „Green & Smart Ship“, so der Arbeitstitel, hat bereits begonnen, berichtet DST-Geschäftsführer Dr. Rupert Henn. Forschende der Schiffstechnik und des Lehrstuhls für Mechatronik entwerfen einen 15 Meter langen und 7,5 Meter breiten Katamaran, der bis zu 25 km/h schnell sein soll. „Betrieben wird er von den Wissenschaftlern“, so Henn, „es geht dabei sowohl um das automatisierte Fahren und um den emissionsfreien Antrieb“.

Elektrischer Hauptantrieb mit Brennstoffzelle für das „Green & Smart Ship“

Eine Brennstoffzelle und die Treibstoffe Wasserstoff oder Ammoniak werden wohl den elektrischen Hauptantrieb des Forschungsschiffes versorgen. „Ein batteriegestützter Antrieb wäre zu teuer“, erklärt Henn. Allerdings sei an der Brennstoffzelle und den übrigen Komponenten noch viel Forschungsarbeit zu leisten. Die Schiffbauer arbeiten dabei eng mit dem Zentrum für Brennstoffzellen-Technik (ZBT) der Uni an der Carl-Benz-Straße zusammen.

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Die Binnenschifffahrt selbst ist über die Industrie- und Handelskammer (IHK) eingebunden. Sie war Initiator einer Studie zum autonomen Fahren, Anlass war die Hoffnung, dem wachsenden Fachkräftemangel auf den Schiffen durch neue Technologien begegnen zu können. „Duisburg ist die Hauptstadt der deutschen Binnenschifffahrt, nicht nur die Stahlindustrie und die chemische Industrie sind auf sie angewiesen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Dietzfelbinger.

Testfahrt: NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU) konnte im Fahrsimulator des DST üben, wie ein Binnenschiff gesteuert wird. Neben ihr DST-Geschäftsführer Rupert Henn.
Testfahrt: NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU) konnte im Fahrsimulator des DST üben, wie ein Binnenschiff gesteuert wird. Neben ihr DST-Geschäftsführer Rupert Henn. © Anthony Palmer/FFS

NRW-Verkehrsministerin: Potenzial der Binnenschifffahrt ist noch nicht ausgereizt

„Ein großes Potenzial, das noch nicht ausgereizt ist“, bescheinigt Verkehrsministerin Ina Brandes der Binnenschifffahrt für die Entlastung der Autobahnen. Mit der Förderung des „außergewöhnlichen Forschungsfeldes“ habe das Land außerdem den Fachkräftemangel im Blick. „Wir müssen die Wasserstraßen intensiver und sicherer nutzen.“

Das Problem der technischen Innovation bei den Antrieben sind die langen Innovationszyklen. Viele Schiffe haben ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel, die Diesel-Motoren halten bis zu 20 Jahre. Bis 2050 soll der Verkehr auf den Wasserstraßen emissionsfrei sein. „Der politische und gesellschaftliche Druck wächst“, sagt der Geschäftsführer des DST. Dessen Fachleute beschäftigen sich schon seit Jahren mit einer neuen Antriebsgeneration.

Forschungsschiff aus Duisburg soll 2023 vom Stapel laufen

Das Duisburger Forschungsschiff soll nun die Arbeit maßgeblich voranbringen. Allein zehn bis 15 Jahre könnten vergehen für die Entwicklung eines marktreifen, emissionsfreien Antrieb für Binnenschiffe, schätzt Rupert Henn. Noch in diesem Jahr werde der Auftrag für den Bau ausgeschrieben, bereits 2023 soll „Green & Smart Ship“ vom Stapel laufen. „Sein Liegeplatz könnte am Innenhafen sein.“

>> STICHWORT: INSTITUT FÜR SCHIFFSTECHNIK

  • Hinter der unscheinbaren Fassade beherbergt das DST-Gebäude an der Oststraße 77 in Neudorf modernste Technik für die Entwicklung von Schiffen. Im Becken des fast 200 Meter langen Schlepptanks werden Rumpf-Modelle getestet werden, die in den eigenen Werkstätten entstehen. Der Fahrsimulator des Instituts dient auch der Forschung zum autonomen Binnenschiff, einHafensimulator für die Erprobung automatisierter Ladevorgänge ist im Bau.
  • Das DST sei „eine der Perlen der Universität Duisburg-Essen“ lobte Rektor Prof. Dr. Ulrich Radtke am Freitag. Durch die des Expertise der Ingenieurwissenschaften in der Mechatronik, Fahrzeug- und Regelungstechnik, des Umwelt-Instituts IUTA und des Zentrums für Brennstoffzellen-Technik (ZBT) sei die Uni „interdisziplinär hervorragend aufgestellt auf einem wichtigen zukunftsorientierten Forschungsfeld“.