Duisburg. Stadt, Gebag und Uni Duisburg-Essen haben die gemeinsame Entwicklung von Wedau-Nord vereinbart. So geht es weiter mit dem neuen Uni-Quartier.
Das 30 Hektar große Areal des ehemaligen Bahn-Ausbesserungswerks zwischen Sportpark und Wedauer Brücke wollen Stadt, Universität Duisburg-Essen (UDE) und Gebag in den nächsten zehn Jahren gemeinsam zum Technologie-Quartier für Hochschule und technologienahes Gewerbe entwickeln. OB Sören Link, UDE-Rektor Prof. Dr. Ulrich Radtke und Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer unterzeichneten am Montag eine Absichtserklärung (Letter of Intent), der gemeinsame Ziele und Regeln des Prozesses konkretisiert.
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Rund um die Richthalle des Waggonwerks, deren ältere Hälfte erhalten bleibt, „soll ein Ort mit Innovationskraft entstehen“, beschrieben die Partner. Einen städtebaulichen Entwurf der Frankfurter Architekten Albert Speer & Partner für das neue Quartier hatte die Gebag vor einigen Wochen bereits vorgestellt (wir berichteten). Der Letter of Intent sei nun „ein wichtiger Meilenstein“, so OB Link.
Rektor Ulrich Radtke: Wedau-Nord ist ein Glücksfall für die Uni Duisburg-Essen
Für die Uni biete sich „eine seltene Möglichkeit“ zur Weiterentwicklung in unmittelbarer Nähe des Neudorfer Campus, sagte Rektor Radtke: „Wir müssen uns über einen Neubau Gedanken machen. Die Ingenieurwissenschaften sind eine unserer forschungsstärksten Fakultäten, aber die Gebäude sind zu klein und dringend sanierungsbedürftig. Es ist ein Glücksfall, hier einen modernen Campus errichten zu können.“ Perspektivisch sollen auch die Bauingenieure – als einzige Ingenieurdisziplin der UDE in Essen beheimatet – nach Duisburg umziehen.
Motor der Entwicklung soll eine Transfer-Gesellschaft sein. Sie soll die Handlungsfelder Forschung, Unternehmen und Start-ups zusammenbringen. Sorgfältige Auswahl sei dabei wichtiger als Tempo, betont Wirtschaftsdezernent Andree Haack: „Wir wollen nicht nur Wasserstoff-Stadt sein. Die Uni wird Motor des Strukturwandels.“
Rundgang über das Baugelände Wedau Nord
Verhandlungen mit den Ministerien über die Finanzierung des neuen Campus
Bis dahin ist der Weg allerdings noch weit. UDE-Kanzler Jens Andreas Meinen arbeitet am Hochschulstandort-Entwicklungplan (HSEP), der den kompletten Immobilienbestand in den Blick nimmt. Auch an der Lotharstraße besteht Handlungsbedarf. Die „Keksdosen“ müssen saniert werden, auf dem Parkplatz soll ein Neubau für die Naturwissenschaften entstehen. Das benachbarte Hochhaus steht zum Abriss an, die Bibliothek gilt als nicht sanierbar. Auf rund 700 Millionen Euro beziffert Heinen den Finanzbedarf. Gespräche mit den NRW-Ministerien für Bau, Wissenschaft und Finanzen stehen an.
„Wir hoffen, dass wir noch vor der Landtagswahl grünes Licht für die Planung bekommen“, sagt Rektor Ulrich Radtke. Die Stadt kann ihren Beitrag zur Entwicklung des Areals aus den Strukturhilfen zum Kohleausstieg bestreiten. Ein dreistelliger Millionenbetrag könnte aus dem „5-Standorte-Programm“ nach Duisburg fließen.
Wer für die Universität neu bauen wird, ist noch nicht geklärt. Weil der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) nur auf eigenen Flächen baut, könnte ein externer Partner zum Zug kommen. Die Gebag werde sich nur auf die Entwicklung des Areals und den historischen Bestand beschränken, erklärte Bernd Wortmeyer. Und womöglich auf die glasgedeckte Richthalle. Der Geschäftsführer schwärmt vom „Nukleus des Quartiers, der lebendiger Ort in den Abendstunden mit Gastronomie-, Freizeit- und Veranstaltungsangeboten werden soll“.
>> ZAHLEN UND DATEN ZUM NEUEN CAMPUS
- Der neue Uni-Campus soll rund 90.000 Quadratmeter Brutto-Geschossfläche haben und Platz für rund 12.000 Studierende sowie etwa 1500 Mitarbeiter haben. Einen Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan soll der Stadtrat im November fassen.
- Geplant ist, dass die Universität den ersten Betrieb in Wedau bereits 2024 in drei denkmalgeschützten Gebäuden des ehemaligen Waggonwerks rund um den historischen Uhrturm aufnimmt. Sie werden von der Gebag entsprechend des Bedarfs der Hochschule saniert und sollen von ihr für mindestens 30 Jahre angemietet werden.
- In unmittelbarer Nachbarschaft ist der erste Neubau auf dem Areal bereits fertig: Der Stadtwerke-Konzern DVV hat dort 18,5 Millionen Euro in ein Rechenzentrum investiert, das auch von der UDE genutzt wird.