Duisburg. „Das Schiff und die Emissionen“ ist das Thema beim 40. Kolloquium des Instituts für Schiffstechnik, Meerestechnik und Transportsystems der Uni.

Die weltweite Schifffahrt gilt zwar nur als Verursacher von 2,6 Prozent der globalen CO2-Emissionen, dennoch rückt sie aber wegen des Ausstoßes anderer Schadstoffe wie Schwefel- und Stickoxiden sowie Feinstaub ins Zentrum der Klimadebatte. „Das Thema wird kontrovers diskutiert und rückt in den Fokus der Berichterstattung“, begründet Prof. Dr. Bettar Ould al Moctar, Leiter des Instituts für Schiffstechnik, Meerestechnik und Transportsystems der Uni Duisburg-Essen (UDE). „Das Schiff und die Emissionen“, lautete deshalb das Thema der 40. Auflage des zweitägigen Kolloquiums Schiffstechnik des Instituts, das am Montag begann.

Schiff ist der effizienteste Verkehrsträger

Obwohl das Schiff als als umweltfreundlichster und effizientester Verkehrsträger gilt, bringen die es die Emissionen seiner Motoren in Verruf. Grund genug, über alternative Antriebe nachzudenken. Vor allem die Kreuzfahrtindustrie stehe vor der Herausforderung, „eine erfreuliche Wachstumsprognose mit dem eigenen Ziel eines nachhaltigen Geschäftsmodells zu vereinen“, wie Malte Zeretzke (Carnival Maritime) in seinem Vortrag formulierte.

Prof. Dr. Bettar Ould al Moctar begrüßte als Leiter des Instituts für Schiffs- und Meerestechnik der Uni Duisburg-Essen die Gäste des Kolloquiums.
Prof. Dr. Bettar Ould al Moctar begrüßte als Leiter des Instituts für Schiffs- und Meerestechnik der Uni Duisburg-Essen die Gäste des Kolloquiums. © Foto: Zoltan Leskovar / FUNKE Foto Services

Die Bedeutung für Destinationen, Passagiere und Reedereien spürt auch die Meyer-Werft, für die Gerhard Untiedt tätig ist. Nicht die neuen, sondern die alten Schiffe gelte es zu betrachten, sagt er. „Diese Seekreuzfahrer, die über das Jahr 2050 hinaus in Betrieb bleiben, sind das Problem. Der erste Schritt muss die Abkehr vom Schweröl sein.“ Viele Emissionen seien zu reduzieren durch Abgas-Nachbehandlungen und die Optimierung von weiteren Umweltsystemen an Bord. Auch für die neuen Schiffe und alternative Treibstoffe wie Gas (LNG) gelte aber: „Die Schadstoffe haben wir im Griff, die Treibhausgase gar nicht.“

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Die Verwendung alternativer Brennstoffe wie Wasserstoff sei zudem wegen des mehrfachen Platzbedarfs im Vergleich zu Dieseltanks und zusätzlicher Gasanlagen schwierig, erklärt Untiedt. „Schiffe sollen Fracht oder Passagiere transportieren und keine Behälter.“ Am ehestens taugt aus seiner Sicht Methanol als Kraftstoff für die Schifffahrt: „Alkohole sind ein zukunftsträchtiger Energieträger.“ Allerdings müsse der, ebenso wie andere alternative Kraftstoffe , auch regenerativ erzeugt werden: „Ohne einen massiven Ausbau regenerativer elektrischer Energiequellen werden wir die Klimaziele bis 2050 nicht erreichen.“

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Weniger Emissionen durch Filtertechnik und Senkung des Verbrauchs

Wirksame Reinigungstechnik und Verbrauchsoptimierung werden deshalb auf Sicht die Mittel der Wahl für eine spürbare Minderung der Emissionen in der Binnen- und Hochsee-Schifffahrt bleiben, glaubt auch Karsten Schleef: „Die Elektrifizierung spielt keine nennenswerte Rolle. Der Verbrennungsmotor wird auch in den kommenden Jahrzehnten die Basis für den weltweiten Warentransport bilden müssen.“ Der Ingenieur der Uni Rostock kritisiert dabei, „dass es in der Schifffahrt immer noch keinen masse- oder anzahlbezogenen Partikelgrenzwert gibt, wie es auf der Straße Stand der Technik ist“.

Älterster technisch-wissenschaftlicher Jahreskongress

Das Kolloqium Schiffstechnik/Meerestechnik ist der älterster technisch-wissenschaftlicher Jahreskongress der Uni Duisburg-Essen. Anlässlich der 40. Auflage der Veranstaltung erinnerte ihr Initiator, Prof. em. Dipl. Ing. KLaus W. Wietasch an die Anfänge.

„Die Einladungen haben wir mit einer Schreibmaschine selbst geschrieben, die Studenten halfen, sie zu verschicken“, berichtete Wietasch am Montag im Institut, dass nach mehreren Umzügen nun seit 2008 an der Oststraße 77 untergebracht ist. Das Kollogium begann als eintägige Nachmittagsveranstaltung, ging zwischenzeitlich über drei Tage, in denen es auch ein Kultur- und Ausflugsprogramm gab. Seit 2001 geht die Veranstaltung über zwei Tage.