Duisburg. Vallourec will seine Werke in Mülheim und Düsseldorf verkaufen. Deshalb haben die Pläne keine kurzfristigen Folgen für die Duisburger HKM.
Die Absicht des Stahlrohr-Produzenten Vallourec, seine Walzwerke in Mülheim und Düsseldorf zu verkaufen, löst auch bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann (HKM) Unruhe aus. Der französische Stahlkonzern ist nicht nur ein guter Kunde des Hüttenwerks im Duisburger Süden, sondern neben Thyssenkrupp (50 Prozent), Salzgitter AG (30 Prozent) einer der drei Gesellschafter der HKM.
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Kurzfristig hat der geplante Verkauf der beiden letzten deutschen Vallourec-Standorte keine Auswirkungen auf die HKM. Schließlich werde in Mülheim und Düsseldorf weiter produziert, somit auch das Vormaterial aus den Hüttenheimer Hochöfen für die Produktion der nahtlosen Stahlrohre benötigt.
Sieben Jahre Kündigungsfrist für den HKM-Gesellschaftervertrag
Allerdings haben die Franzosen nach Informationen unserer Redaktion auch den Gesellschaftervertrag gekündigt, auch das hat aber keine kurzfristigen Folgen. Die Kündigungsfrist beträgt sieben Jahre.
So lange müsste ein Gesellschafter selbst dann an die HKM zahlen, wenn eine vereinbarte Liefermenge nicht mehr abgenommen würde.
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Möglich ist allerdings ein Mengentausch zwischen den Gesellschaftern. Das heißt: Thyssenkrupp oder Salzgitter könnten mit Vallourec die Übernahme von Stahlmengen vereinbaren. Ob es zu einem solchen Szenario kommt, ist allerdings derzeit völlig ungewiss und im Übrigen abhängig von der aktuellen Stahlkonjunktur.
Dennoch gibt es Anlass zur Befürchtung, dass nach der Schließung des Rohrwerks in Düsseldorf-Reisholz im vergangenen Jahr (die 1400 Arbeitsplätze kostete) weitere der traditionsreichen, einstigen Mannesmann-Standorte folgen könnten.
Vallourec beschäftigt in Mülheim laut IG Metall 750 und in Düsseldorf-Rath 1800 Mitarbeiter, um nahtlose Stahlrohre insbesondere für die Öl- und Gasindustrie, aber auch für Anwendungen im Maschinen- und Stahlbau zu fertigen.
Vallourec-Konzern will seine Produktion in Brasilien konzentrieren
Vallourec hatte vor vier Wochen angekündigt, sich wegen mangelnder Rentabilität von den beiden Standorten trennen zu wollen, um künftig seine Produktion in Brasilien zu konzentrieren. Die Gewinnmarge reiche nicht, um die Fixkosten der deutschen Werke zu decken. Der Wettbewerb mit der internationalen Billigkonkurrenz lasse auch keine Wende erwarten. Trotz mehrerer Restrukturierungsprogramme hätten sich für die deutschen Standorte seit 2015 Verluste in Höhe von mehr als 700 Millionen Euro aufgetürmt, heißt es seitens der Unternehmensführung.
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Das sind keine guten Argumente, um potenzielle Käufer zu interessieren. Sie sind für Stahl-Fachleute allerdings auch kein Grund, für die Werke schwarzzusehen. „Dass Werke, die zur Schließung anstehen, sich plötzlich wieder großer Beliebtheit erfreuen, wäre auch in diesem Fall nicht erstaunlich“, sagt ein Branchenkenner.
SPD: MAHMUT ÖZDEMIR KRITISIERT „RAUBTIERKAPITALISMUS“ VON VALLOUREC
- Die Verkaufspläne von Vallourec stoßen auf harte Kritik der Duisburger SPD. Das sei „Raubtierkapitalismus“, so der Vorsitzende Mahmut Özdemir: „Es kann doch nicht sein, dass sofort die Schließung geplant wird, wenn die Gewinne vorübergehend ausbleiben.“
- „Sie gefährden durch ihr Handeln nicht nur die 2400 Arbeitsplätze an ihren Standorten, sondern auch Zigtausend Arbeitsplätze bei der Zulieferindustrie, insbesondere in der Stahlindustrie“, mahnt der Parteichef: „Unternehmen müssen soziale Verantwortung übernehmen und nicht Managementfehler zulasten der Beschäftigten beheben.“
- „Wir als Politik haben der Stahlbranche eine Zukunft mit allen Förderungen eröffnet und erwarten, dass Eigentümer zu ihrer Pflicht stehen”, so der Bundestagsabgeordnete mit Blick auf bereits zugesagte und geplante Staatshilfen für die Transformation der Stahlindustrie zur Klimaneutralität.