Duisburg. Mahmut Özdemir (SPD) wird parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium. So tickt der Duisburger Parteivorsitzende aus Homberg.

Der Duisburger Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir wird heute nach der Wahl des neuen Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) zum Parlamentarischen Staatssekretär des Innenministeriums ernannt. Das hat der 34-Jährige wie berichtet am Dienstagabend bestätigt. Damit darf sich der Innen- und Sportpolitiker über seinen dritten beruflichen Erfolg im Jahr 2021 freuen: Im September war Özdemir zum dritten Mal direkt in den Bundestag gewählt worden, einen Monat später zum Vorsitzenden der SPD Duisburg.

Der Volksvertreter für den Wahlkreis Duisburg II (von Hochheide bis Duissern und von Ruhrort bis Walsum) hatte es 2013 im Alter von 26 Jahren als zunächst jüngstes Mitglied ins Parlament geschafft. Die nächste Wirkungsstätte wird jetzt also das „Superministerium“ des scheidenden Innenministers Horst Seehofer (CDU), das künftig erstmals von einer Frau geleitet wird: Nancy Faeser (SPD).

Mahmut Özdemir fordert mehr Sprachkurse für Zuwanderer

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Mit Özdemir bekommt sie einen studierten Juristen, der parteiintern als bienenfleißig gilt. Und sicherlich Lust hat, die Innenpolitik mitzugestalten – und zu verändern, was er in Seehofers Amtszeit kritisierte. So erklärte der gebürtige Homberger mit türkischen Wurzeln, dass es eine „Deutschlernpflicht“ für Zuwanderer geben müsse. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass es viele gravierende Sprach- und Informationsbarrieren insbesondere in seinem Wahlkreis gibt.

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„Wer dauerhaft hier leben will, muss auch Behörden alltagsadäquat verstehen können“, erklärte er in einem Interview mit dieser Zeitung. Um Zuwanderer aus der „selbst verschuldeten Unmündigkeit zu befreien“, so Özdemir, müsse der Staat dazu langfristig mehr Sprachkurse anbieten können. Das sei jedoch an Seehofer und der CDU gescheitert.

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„Ich bin der festen Überzeugung, dass Integrations- und Migrationspolitik völlig überholt und völlig überflüssig ist“, erklärte Özdemir 2019. Die Integration sei „die Lebenslüge Deutschlands schlechthin“, sagte er damals. Und im selben Interview über den heutigen Koalitionspartner der SPD: Die Umweltpolitik der Grünen könne sich nur „ein Bionade schlürfender Porschefahrer leisten, der sich gerade überlegt, ob er beim nächsten Mal einen Porsche V6 oder Porsche E mit Hybridmotor kauft.“

Mit dem bekannteren Cem Özdemir, nun neuer Agrarminister der Grünen, war sein jüngerer Nachnamensvetter als Neuling in Berlin häufiger verwechselt worden, berichtete dieser seinerzeit der T-Online-Redaktion: „Dann sage ich immer, nein, ich bin Mahmut, jetzt haben wir einen zweiten Özdemir.“

Mahmut Özdemir nach der Wahl zum Vorsitzenden beim Parteitag der SPD Duisburg am 30. Oktober.
Mahmut Özdemir nach der Wahl zum Vorsitzenden beim Parteitag der SPD Duisburg am 30. Oktober. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Machtbewusst und hungrig auf Erfolge

Der redegewandte Mahmut Özdemir ist ein junger Routinier, ein machtbewusster Parteisoldat. 2012, als er noch Rechtsreferendar im Oberlandesgerichtsbezirk Düsseldorf und Mitglied in der Homberger Bezirksvertretung war, setzte er sich als Senkrechtstarter in einer Kampfkandidatur um das Mandat im Duisburger Norden durch und zog das Ticket in den Bundestag. Neun Jahre später verhinderte er in einem zähen Machtkampf im Duisburger Unterbezirk die Doppelspitze aus der Landtagsabgeordneten Sarah Philipp und Oberbürgermeister Sören Link. Als Parteichef folgte er auf den ehemaligen NRW-Innenminister Ralf Jäger.

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Hobbykicker Özdemir ist beim FC Bundestag, der Fußballmannschaft des Parlaments, als Linksaußen im Einsatz. Politisch ist das nicht sein Flügel: Innerhalb der SPD-Bundestagsfraktion gehört er dem Sprecherkreis des konservativen Seeheimer Kreises an. Mit der neuen Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, selbst Mitglied der Parlamentarischen Linken, verbindet ihn vor allem die geografische und gefühlte Heimat: Seit 2013 vertreten sie Duisburg gemeinsam in Berlin, tourten bislang gleichermaßen emsig durch ihre Wahlkreise.

Offensiv verkauft Özdemir seine Erfolge, etwa 25 Millionen Euro des Modellprojekts „Stark im Norden“ nach Duisburg geholt zu haben. Im Bundestag war er zuletzt sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und stellvertretender Ausschussvorsitzender des ersten Untersuchungsausschusses zum Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz.

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Schwarzer Kaffee und alte Autos – Einblicke ins Privatleben

Seinen Weg in die Politik fand der neue parlamentarische Staatssekretär über die sozialistische Jugend, die Falken. Da landete er als Elfjähriger, weil er mit seinen Inlinern von Supermarkt-Parkplätzen vertrieben wurde. Mit 14 Jahren trat Özdemir in die SPD ein, wenige Wochen später war er der bundesweit jüngste Bezirksvorsitzende der Jusos. Und 2007 konnte schließlich die Skateranlage in seinem Heimatstadtteil Homberg eingeweiht werden.

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Privat gibt er nicht so viel von sich preis: Für sein Studium und die Studiengebühr hat er nebenbei gearbeitet, im Urlaub war er nach eigenen Angaben zuletzt 2013. Privat fährt er sein erstes und einziges Auto, einen VW Golf, Baujahr 2000. Familienstand: ledig.

In Homberg wohnt der Abgeordnete mit seinen Eltern unter einem Dach, zum Frühstück (schwarzer Kaffee, süße Madeleines) liest er die Frankfurter Allgemeine Zeitung. In seiner Freizeit schraubt der VW-Fan an alten Autos herum. Penibel sei er, gestand er mal in einem Interview, „ich sortiere meine Stifte immer in der gleichen Reihenfolge“. (mit jum)

>> PARLAMENTARISCHER STAATSSEKRETÄR / ZUR PERSON

■ Ein parlamentarischer Staatssekretär vertritt einen Minister nach außen, im Gegensatz dazu fungiert ein beamteter Staatssekretär als Behördenleiter intern. Neben Özdemir sind Johann Saathoff aus Niedersachsen und Rita Schwarzelühr-Sutter aus Baden-Württemberg benannt worden.

■ Der Homberger wohnte mit seiner Familie einst im Weißen Riesen an der Ottostraße, der im September gesprengt worden war. Özdemirs Schwester Merve Deniz Özdemir wurde 2020 für die SPD in den Rat gewählt.

■ Bei der Bundestagswahl 2013 holte Mahmut Özdemir im Wahlkreis 43,2 Prozent der Erststimmen (Zweitstimmenanteil der SPD: 43 Prozent), 2017 nur 34,7 Prozent (Zweitstimmen: 34,1 Prozent). Sein Ergebnis 2021: 39,4 Prozent (Zweitstimmen: 36,9 Prozent).