Duisburg. Unter den Corona-Toten sind inzwischen 20 Duisburger zwischen 25 und 49 Jahren. Mit wie vielen Todesopfern wegen der 4. Welle zu rechnen ist.

In den kommenden Wochen werden wieder deutlich mehr Duisburgerinnen und Duisburger im Zusammenhang mit Covid-19 sterben. Das ist wegen mehrerer tausend Ansteckungen in den letzten Wochen und weiterhin vieler ungeimpfter Erwachsener bittere, simple Mathematik. Zuletzt war erstmals auch ein Duisburger unter den Todesopfern, der das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet hatte.

Allein im November haben sich mehr als 4000 hier gemeldete Personen nachweislich mit der Delta-Variante infiziert. Und die Zahl der Covid-Toten steigt erst nach dem Scheitelpunkt einer Welle am stärksten. Ob die vierte Welle bereits ihren Höhepunkt erreicht hat, ist unklar.

Corona in Duisburg: Bereits im November wieder 35 Todesopfer

Am 29. November lag die Sieben-Tage-Inzidenz unter den Duisburgern bei 275,7 neuen Fällen je 100.000 Einwohner und somit deutlich höher als in der dritten Welle im Frühjahr (Höchstwert: 239,8 am 25. April). Im März hatte das Gesundheitsamt in der Folge 21 Duisburger Todesfälle gemeldet, im April 60, im Mai 50, im Juni noch 13, im Juli nur zwei (siehe Grafik).

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Saisonale Effekte und vor allem die Impfungen haben die Zahl der Ansteckungen, schweren Verläufe und Todesfälle seither extrem verringert. In Folge der Vorwelle der Urlaubsrückkehr war die Zahl der Todesopfer dennoch nochmals auf 20 im September gestiegen. Das exponentielle Wachstum der Neuinfektionen seit Mitte Oktober hatte im November sogar 35 Todesfälle zur Folge.

1,87 Prozent der Duisburger Corona-Infektionen waren tödlich

Aus der Vergangenheit lässt sich nicht direkt ableiten, wie viele der nun Infizierten sterben werden (Infektions-Sterbe-Rate), da inzwischen viel mehr Menschen geimpft sind und darum deutlich mehr Infizierte nur leicht oder gar nicht mehr erkranken (asymptomatische Infektionen).

Seit Beginn der Pandemie waren in Duisburg alles in allem 1,87 Prozent der gemeldeten Corona-Infektionen 39.037 tödlich. Zuletzt seien im Bundesschnitt etwa 0,8 Prozent der Erkrankten gestorben, sagte Lothar Wieler, der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), bei seiner Wutrede Mitte November. Allein die 4000 bekannten November-Fälle in Duisburg hätten nach dieser Rechnung über 30 Tote zur Folge – aber:

Zwischen Großstädten und Regionen schwanken der Fall-Verstorbenen-Anteil und die Letalität (Anteil der Erkrankten, der verstirbt) abhängig von mehreren Faktoren. Die meisten Toten gibt es dort, wo die Impfquote deutlich niedriger als in NRW ist. In Duisburg dürfte der Anteil der geimpften Erwachsenen inzwischen höher als im Bundesdurchschnitt sein (siehe Infobox unten).

Tödliche Armut: Hohe Sterblichkeit in Duisburg

Bis in die dritte Welle hinein waren in Duisburg auch anteilig mehr Corona-Tote als in den meisten anderen NRW-Städten und -kreisen gemeldet worden. Die wahrscheinlichen Hauptgründe für die überdurchschnittliche Sterblichkeit: Sozial- und Gesundheitsdaten liefern deutliche Hinweise auf einen starken Zusammenhang zwischen Armut und hoher Corona-Sterberate. Zudem gab es im Dauer-Hotspot Duisburg über Monate hinweg eine erhöhte Ansteckungsgefahr auch für Vorerkrankte und Ältere.

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Die traurigen Zahlen: In Duisburg, das laut IT NRW Ende 2020 495.885 Einwohner zählte (siehe Infobox), sind bislang 737 Menschen an oder mit Corona verstorben. Das sind deutlich mehr als in den größeren NRW-Städten Essen (623 Todesfälle/582.415 Einwohner), Düsseldorf (531/620.523) und Dortmund (434/587.696). Mehr Covid-Tote als Duisburg haben in Summe landesweit nur Köln (818/1.083.498) sowie die Kreise Mettmann (811/484.322) und Recklinghausen zu beklagen (1044/613.599).

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In Duisburg gab es bis Ende November 147 Todesfälle je 100.000 Einwohner – anteilig mehr Tote in NRW nur noch in Hagen (187 je 100.000 Einwohner), Herne (186,1), Oberhausen (184,5), im Kreis Heinsberg (180,5), in Gelsenkirchen (174,9), Remscheid (173,9) und in den Kreisen Recklinghausen (169,7) und Mettmann (166,8). Zum Vergleich: In Görlitz (Sachsen) waren es mit 487,3 Toten je 100.000 Einwohner bislang die bundesweit meisten Toten.

Lebensbedrohliche Verläufe weiter bei Nicht-Geimpften und Über-60-Jährigen insgesamt

Das mit Abstand höchste Risiko schwerer Verläufe haben bekanntermaßen Vorerkrankte und Ältere, insbesondere Ungeimpfte. Seit dem 9. September sind jedoch auch 16 Duisburgerinnen und Duisburger unter 70 Jahre im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion verstorben, darunter laut Statistik des Landeszentrums Gesundheit (LZG) ein Mann zwischen 25 und 29, zwei Männer und eine Frau zwischen 40 und 49 (Gesamtzahlen: siehe Grafik).

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Die schweren und lebensbedrohlichen Verläufe seien „nach wie vor bei den Nicht-Geimpften festzustellen“, berichtet Stadtsprecher Falko Firlus für Krisenstab und Krankenhäuser. „Eine Ausnahme bildet jedoch die Gruppe der über 60-Jährigen.“ Hier zeigten sich häufiger Impfdurchbrüche.

>> ZU EINWOHNERZAHLEN UND IMPFQUOTE

■ Für den Bevölkerungsbezug (Inzidenzen) verwendet das LZG NRW jeweils die aktuell verfügbare Bevölkerungszahl zum Jahresende, zurzeit also den Stand vom 31. Dezember 2020, wie ihn der Landesbetrieb IT NRW erfasst hat.

NRW-weit lag der Anteil der vollständig Geimpften an der Gesamtbevölkerung am 1. Dezember laut RKI bei 71,8 Prozent (in Sachsen: 58,3), im Bundesdurchschnitt bei 68,7. Allerdings sind absolut exakte Angaben zur Impfquote wegen der zahlreichen Meldeprobleme bis heute nicht möglich.

Lokale Impfquoten, etwa für Großstädte, lassen sich noch weniger bestimmen. Aus der Zahl der in einer Kommune durchgeführten Impfungen und der Einwohnerzahl kann man laut RKI für Städte und Kreise wegen mehrerer möglicher Verzerrungen keine valide Impfquote berechnen.

■ Vergleicht man solche Quotienten von Städten und Kreisen, fällt zumindest ein deutlicher Trend auf: Duisburg, das in NRW monatelang abgeschlagen hinterher hinkte (wir berichteten), hat bei den Impfungen einige Städte und Kreise überholt und inzwischen einen Platz im Mittelfeld. Für die Stadt ergibt sich daraus ein theoretischer Anteil von 69,6 Prozent vollständig Geimpfter. Im Gesundheitsamt geht man von einer Unterschätzung von bis zu fünf Prozent aus. Die Duisburger Impfquote dürfte also zwischen 65 und 75 Prozent liegen.

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