Duisburg. Beteiligen sich Duisburgs Ärzte unterdurchschnittlich an den Corona-Impfungen? Ein Städte-Vergleich liefert Antworten und zeigt Probleme auf.

Unsere Lokalredaktion hat mehrmals über die anscheinend vergleichsweise niedrigere Impfbereitschaft in der Duisburger Bevölkerung berichtet. Deutliche Hinweise darauf liefern trotz der schwierigen Vergleichbarkeit der Daten auch die Impfstatistiken der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo). Auch mögliche Gründe für diese auffällige Skepsis haben wir häufiger thematisiert. Nun hat Duisburgs Corona-Krisenstabsleiter Martin Murrack behauptet, „dass bei uns im Vergleich zu anderen Städten prozentual weniger niedergelassene Ärzte impfen“ (zum Bericht). Stimmt dies, wäre der Fortschritt der Impfkampagne nach der Schließung der Impfzentren Ende September also in Duisburg besonders gefährdet. Ein Blick auf die Impfzahlen.

Murrack beruft sich auf ein Online-Register der KVNo, aus dem hervorgehe, dass in Duisburg deutlich weniger Ärzte je 100.000 Einwohner impfen als in anderen NRW-Städten. Über die Aussagekraft dieses Vergleiches gibt es unterschiedliche Ansichten (zum Bericht). Vergleichbarer dürften die Impfzahlen sein, welche die KVNo seit Monaten für alle Städte und Kreise ihres Zuständigkeitsbereiches veröffentlicht.

Bis zum 13. September knapp 245.000 Impfungen in Duisburger Arztpraxen

Denn bei diesen Zahlen, die auch unsere Redaktion regelmäßig aufgreift, schlüsselt die KVNo die Impfungen nicht nur nach dem Ort der Impfungen auf (Kreise/kreisfreie Städte), sondern zusätzlich auch danach, ob die Immunisierungen über das jeweilige Impfzentrum oder in den örtlichen Arztpraxen durchgeführt wurden. Der Stand in Duisburg am Montag, 13. September, 12 Uhr, in Duisburg:

Impfzentrum
Erstimpfungen: 197.876
Zweitimpfungen: 169.719
Gesamt: 367.595

Arztpraxen
Erstimpfungen: 129.176
Zweitimpfungen: 115.414
Gesamt: 244.590

Die Statistik ermöglicht so einen Vergleich: Wie viele in Arztpraxen verabreichte Impfdosen zählt die KVNo in Duisburg je 100.000 Einwohner – und wie viele in anderen Großstädten?

In anderen Städten anteilig deutlich mehr Impfungen in Arztpraxen

Die Antwort: In Duisburg haben die niedergelassenen Ärzte anteilig deutlich weniger Impfdosen injiziert als in anderen Städten. Zur Berechnung ziehen wir die Einwohnerzahlen des Landesbetriebs IT NRW vom 31. Dezember 2020 und die KVNo-Statistik vom 13. September heran. Die Ergebnisse unserer kleinen Stichprobe:

• Krefeld (226.866 Einwohner): 65.319 Erst-/Zweitimpfungen je 100.000 Einwohner

• Bonn (330.579): 64.286,9 Impfungen je 100.000 Einwohner

• Düsseldorf (620.523): 60.979,37 Impfungen je 100.000 Einwohner

• Wuppertal (355.004): 57.201,05 Impfungen je 100.000 Einwohner

• Essen (582.415): 54.068,49 Impfungen je 100.000 Einwohner

• Oberhausen (209.566): 52.563,39 Impfungen je 100.000 Einwohner

Duisburg (495.885): 49.323,94 Impfungen je 100.000 Einwohner

Die Unterschiede sind deutlich. Nun werden auch niedergelassene Ärzte weniger impfen können, wenn die Impfskepsis unter ihren Patienten besonders groß ist. Bei der Betrachtung dieses Henne-Ei-Problems ist die Wuppertaler Impfzahl von Interesse: Denn leitet man nur auf Grundlage der KVNo- und Einwohnerzahlen eine Impfquote ab, hinkt auch Wuppertal im Städte-Vergleich ähnlich weit hinterher wie Duisburg. Dennoch haben die niedergelassenen Ärzte dort laut KVNo-Statistik anteilig deutlich mehr Menschen geimpft als in Duisburg.

Mehr Hausärzte dürfen sich in Duisburg niederlassenAm geringsten sind die Unterschiede in unserer Stichprobe in Duisburgs Nachbarstadt Oberhausen, deren Bevölkerung in sozio-ökonomischer Hinsicht am ehesten mit Duisburgs vergleichbar ist: In Oberhausen war das verfügbare Einkommen je Einwohner laut IT NRW 2018 etwa mit 18.719 Euro ähnlich gering wie in Duisburg (17.126). Auch beim Impfquoten-Vergleich schneidet Oberhausen etwas besser ab – möglicherweise auch, weil die Ärzte dort ebenfalls anteilig häufiger gegen Corona gepikst haben als in Duisburg.

Geringere Ärztedichte in Duisburg

Ein anderer relevanter Faktor ist die Ärzte- und Hausärztedichte: In Duisburg – und vor allem im Norden der Stadt – gibt es weniger Hausärzte als in anderen Großstädten. Nach einer dpa-Auswertung von Daten des Bundesarztregisters im Vorjahr gab es im Rheinland Ende 2019 im Schnitt 65,9 Hausärzte je 100.000 Einwohner, in Duisburg aber nur etwa 54 Hausärzte je 100.000 Einwohner. So ist die geringere Ärztedichte ein weiteres Handicap für die Impfkampagne in Duisburg.

>> ZU DEN IMPFZAHLEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG

• Wie viele Praxen und wie viele impfende Praxen es jeweils in Duisburg, Essen, Düsseldorf und Krefeld gibt, kann die KVNo unserer Redaktion zurzeit nicht beantworten.

• Was bei Interpretationen und Vergleichen der Impfzahlen der Kassenärztlichen Vereinigung (KVNo) alles zu beachten ist, lesen Sie hier, in unserem Statistik-Sammler.