Duisburg. Vor 30 Jahren gründete Joseph Schmitz mit einer kleinen Gruppe die Hospizbewegung Duisburg-Hamborn. So hat sich ihre Arbeit seither verändert.
Vor 30 Jahren begann der Hamborner Lehrer Joseph Schmitz, mit einer kleinen Gruppe engagierter Mitmenschen Sterbebegleitung im Duisburger Norden anzubieten. Da war seine Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V. der erste ambulante Hospizdienst in dieser Stadt. Schmitz wollte nach englischen Vorbild mit bürgerschaftlichem Engagement Sterbende nicht allein lassen, sondern sie begleiten. Aber darüber hinaus beinhaltet der Hospizgedanke auch, öffentlich über Themen aus dem Bereich Sterben, Tod und Trauer zu sprechen, anstatt sie zu verschweigen.
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Schmitz leistete mit der zunächst kleinen Gruppe Pionierarbeit, denn die Hospizarbeit hatte erst Mitte der achtziger Jahre in Deutschland ihre Anfänge genommen. Die ersten Vorbereitungskurse für künftige Sterbebegleiter und Sterbebegleiterinnen waren kurz, viel Fachwissen stand noch gar nicht zur Verfügung. Aber es ging seiner Initiative vor Anfang an darum, die Begleitung von Mensch zu Mensch auf Augenhöhe zu organisieren. Das zählt auch heute noch zu den Grundsätzen der Hospizbewegung Duisburg-Hamborn. „Ich weiß nämlich auch nicht, wie Sterben geht“, sagt die aktuelle Geschäftsführerin Andrea Braun-Falco mit einem Augenzwinkern.
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Vorbereitungskurs für ehrenamtliche Sterbebegleiter umfasst 120 Stunden
Anstatt die Fachfrau rauszukehren, betont sie lieber den bürgerschaftlichen Ansatz und die zentrale Bedeutung der ehrenamtlichen Sterbebegleiter. Deshalb möchte sie auch nicht, dass die Vorbereitungskurse als Schulung bezeichnet werden. „Wir unterstützen die Ehrenamtlichen dabei, achtsam die Fähigkeiten anzuwenden und weiter zu entwickeln, die sie sowieso schon zur Verfügung haben“, stellt sie klar. Natürlich hat sich das Fachwissen gegenüber den Anfängen von 1991 erheblich erweitert. Heute umfasst ein Vorbereitungskurs nicht mehr 39 Stunden, sondern es sind 120 Stunden daraus geworden.
Seit knapp zwanzig Jahren gibt es neben der spendenbasierten Finanzierung auch einen Zuschuss der Krankenkassen, dafür muss aber auch eine Menge an Dokumentation bewältigt werden. Neben der Geschäftsführerin sind noch zwei hauptamtliche Koordinatorinnen mit von der Partie. Der Verein hat inzwischen 450 Mitglieder. Und knapp 100 Ehrenamtliche, von denen die Hälfte Sterbende begleitet. Die meisten davon sind Frauen. Aber es gibt auch Männer, die sich das zutrauen. So um die 130 Begleitungen kommen im Jahr zustande. Ganz kurze, bei denen man den Sterbenden kaum kennenlernt, aber auch solche, die über Monate gehen und intensive Beziehungen entstehen lassen.
In Duisburg hilft ein engmaschiges Palliativ-Netzwerk
Viele Sterbebegleiter sind schon länger als zehn Jahre im Verein dabei, manche sogar schon über zwanzig Jahre. Das spricht dafür, dass die Hospizarbeit nicht nur die Sterbenden unterstützt, sondern auch die Begleiter können Positives für sich mitnehmen. „Akute Krisensituationen etwa mit Atemnot oder Schmerzattacken gibt es manchmal, aber sie kommen viel seltener vor, als man vermuten könnte“, sagt Andrea Braun-Falco.
Das liegt auch daran, dass die ambulante Sterbebegleitung heute anders als vor 30 Jahren eingebettet ist, in ein engmaschiges Netzwerk aus Palliativpflegediensten, Palliativärzten und Pflegestationen. „Wir sind hier in Duisburg in dem Bereich wirklich sehr gut aufgestellt“, stellt Braun-Falco fest. Gern hätte sie den runden Geburtstag am dritten Oktober in einem größeren Rahmen gefeiert, aber durch dieses Vorhaben hat die Pandemie einen Strich gemacht.
Eine Gedenkfeier mit den Ehrenamtlichen in den gemieteten Räumen des Vereins an der Hamborner Abtei wird es aber geben, wie jedes Jahr und dabei werden die Toten des vergangenen Jahres noch einmal bei ihrem Namen genannt und mit einem Licht bedacht.
BEIHILFE ZUM SUIZID: EIN SCHWIERIGES THEMA
- Seit Februar 2020 ist Beihilfe zu Suizid eine straffrei Option in Deutschland. Auch beim Hamborner Hospizdienst hat es schon entsprechende Anfragen gegeben.
- Zu dem schwierigen Thema gab es einen Workshop für die Ehrenamtlichen und es entstand ein Leitfaden, den man auf der Internetseite des Vereins einsehen kann. https://hospizbewegung-hamborn.de/downloads/