Duisburg. Der Portsmouthplatz vor dem Duisburger Hauptbahnhof ist der Ladeplatz eines „Flugobjekts“, in dem vor allem Kinder etwas ganz Neues erleben.

Vor dem Duisburger Hauptbahnhof ist ein UFO gelandet. Und als sich gestern erstmals menschliches Leben in der transparenten Blase regte, die aus dem silbrig glänzenden Flugobjekt ragt, zog es schnell die Blicke von Erwachsenen und Kindern auf sich. Auf Kinder zielt das Projekt „Junge Oper Urban“ besonders.

Der Portsmouthplatz ist der erste von acht Landeplätzen in Duisburg und Düsseldorf, wo das UFO als Satellit der Deutschen Oper am Rhein in zwei Spielzeiten Station macht. Und damit Neuland betritt: Acht neue Musiktheaterstücke werden für und mit Kindern zwischen vier und zwölf Jahren entwickelt. Die erste Premiere „Die unbedingten Dinge“ ist am Freitag, 1. Oktober, um 11 Uhr mitten in Duisburg.

Musiker der Duisburger Philharmoniker an Posaune und Schlagwerk

Sie führt ins Jahr 2071. Die Freunde Admira (Romana Noack) und Lenz (Florian Simson) reisen mit dem UFO zurück in ihre Vergangenheit, um sich an Situationen und Dinge zu erinnern, die es 2021 noch gab und die sie schön gefunden haben – von Schule bis Fußball, von Freunden bis Oma und Opa. Angetrieben wird das Flugobjekt von Klangenergie. Die verströmen sowohl die beiden Sänger als auch Rocco (Rocco Rescigno an der Posaune) und Fuchs (Christoph Lamberty am Schlagwerk).

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Die beiden Duisburger Philharmoniker spielen die Musik des Kölner Klangkunstduos „Merzouga“ (Eva Pöpplein und Janko Hanushevsky), das experimentelle Klänge und klassischen Gesang, Elektrosounds und die Geräusche der Stadt, hohe und tiefe, laute und leise Töne miteinander verwoben hat. „In Workshops mit den Musikern“ ist die Komposition entstanden, so Eva Pöpplein.

Autorin hat Duisburger Grundschulkinder befragt

Wie überhaupt alle Beteiligten betonen, dass das Projekt als eine große Gemeinschaftsleistung entwickelt wurde. Schließlich hat man in allen Punkten Neuland betreten. Angefangen beim Libretto, das die Kinderbuchautorin Nikola Huppertz geschrieben hat – mit Hilfe von über 300 Duisburger Grundschulkindern, die sie zu Beginn des ersten Lockdowns per Fragebogen erreicht hat. Sie wollte von ihnen wissen, was sie vermissen würden, wenn es das in Zukunft nicht mehr geben würde.

Das UFO ist auf dem Portsmouthplatz vor Mercator One gelandet: Es ist bis zum 23. Oktober Spielstätte für das neue Kindermusiktheater-Stück „Die unbedingten Dinge“.
Das UFO ist auf dem Portsmouthplatz vor Mercator One gelandet: Es ist bis zum 23. Oktober Spielstätte für das neue Kindermusiktheater-Stück „Die unbedingten Dinge“. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Auch die Architektur wurde eigens vom „raumlabor berlin“ entwickelt. Das preisgekrönte Architekturkollektiv hat das achteckige Gebäude mit fünfspitzigem Dach in enger Zusammenarbeit mit Michaela Dicu entwickelt, deren Stelle vom NRW-Kultursekretariat über das Landesprogramm „Neue Wege“ für das dreijährige Projekt gefördert wird. „Auch inhaltliche sollten neue Wege gefunden werden“, so Michaela Dicu. Wichtig ist ihr vor allem bei diesem Projekt, „dass Kinder für voll genommen werden“.

Zwei Versionen je nach Wetterlage

Das „Raumfahrzeug“ sollte etwa 30 Besuchern Platz bieten, musste flexibel, für Sommer und Winter, Wind und Wetter geeignet sein. Unter anderem gibt es eine Frischluftzufuhr gegen Coronaviren und Sommerhitze. Für die erste Produktion wurde die kleine Bühnenfläche nach oben erweitert: Auf der oberen, gläsernen Bühne, hat Christoph Lamberty sein Schlagwerk aufgebaut.

Florian Simson und Romana Noack spielen die beiden Zeitreisenden Lenz und Admira.
Florian Simson und Romana Noack spielen die beiden Zeitreisenden Lenz und Admira. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Regisseurin Kerstin Steeb experimentier gern mit außergewöhnlichen Orten und Musiktheater-Formen. Beim UFO-Projekt sei ihr die Nähe, der direkte Kontakt nach draußen wichtig. In der Schönwetter-Fassung ihrer Inszenierung agieren Musiker und Sänger zunächst (ziemlich wild) auf dem Portsmouthplatz, bevor sie das Publikum ins UFO holen. In der Schlechtwetter-Fassung beginnt das Spiel (nicht ganz so wild) drinnen.

15-minütiges Posaunensolo

Eigentlich beginnt das Spiel schon vorher. Rocco Rescingo spielt gut sichtbar in der „Bubble“ ein hoch virtuos komponiertes 15-minütiges Posaunensolo, während hinter ihm die gerade gelandeten Freunde Admira und Lenz noch in ihren Sesseln schlafen. Dieser Auftritt – gut sichtbar auch ohne Eintrittskarte – zieht das Publikum magisch an.

Für Generalintendant Christoph Meyer, dem seit Beginn seiner Amtszeit 2009 das junge Publikum ein besonderes Anliegen ist, bedeutet das „Junge Oper Urban „eine ganz andere Form von Theater“ und „ein Schritt auf die Menschen zu“.

>> 13 VORSTELLUNGEN AUF DEM PORTSMOUTHPLATZ

  • Bis zum 23. Oktober stehen 13 Vorstellungen von „Die unbedingten Dinge“ auf dem Spielplan. Termine und Tickets (10, ermäßig 6 Euro) an der Theaterkasse, 0203 283 62 100 und über www.operamrhein.de
  • Die sieben weiteren „Landeplätze“ stehen bereist fest. In Duisburg sind das im März 2022 Bruckhausen mit dem Stück „Songs with Roots“, hier wird mit dem Kulturbunker zusammen gearbeitet, im Oktober 2022 Ruhrort/Laar und im März 2023 die Duisburger Altstadt.