Duisburg. Die Rheinoper nimmt Werke für Kinder so ernst wie die ganz große Oper. Cornelia Funkes „Geisterritter werden vom jungen Publikum gefeiert.
Die Produktionen der „Jungen Oper Rhein Ruhr“, einem Zusammenschluss der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg mit den Opern von Bonn und Dortmund, entsprechen voll und ganz der Leitlinie der Rheinoper, Musiktheater für junge Leute so attraktiv und aufwändig wie möglich zu präsentieren und dabei nicht am falschen Ende zu sparen.
Zum dritten Mal fährt man mit „Geisterritter“, James Reynolds Opern-Version des gleichnamigen erfolgreichen Romans von Cornelia Funke, großes Geschütz auf. Jetzt erlebte die Produktion im ausverkauften Duisburger Theater in Anwesenheit zahlreicher Schulklassen ihre erfolgreiche Rheinopern-Premiere.
Gekleckert wird nicht, sowohl was Bühnenbild und technische Ausstattung als auch das Personal mit massiv besetztem Chor, großem Orchester und 24-köpfigem Ensemble, aber auch den Anspruch auf Qualität der Auftragskomposition angeht. Mit zwei Stunden inklusive einer Pause rührt die Spieldauer an die Grenzen einer Jugendproduktion, wobei Stoff und Machart so starke Parallelen zu vertrauten Genres wie den Harry-Potter-Filmen aufweisen, dass die Spannung auch für jüngere Besucher gewahrt bleibt, wie die Reaktionen des jungen Publikums deutlich zeigten.
Cornelia Funkes „Geisterritter“ als spannende Oper im Theater Duisburg
Die Handlung kreist um die Erlebnisse des Internats-Schülers Jon Whitcroft, dessen Familie von einem bösen Geist heimgesucht wird, der schließlich mit Hilfe von verstorbenen Rittern und anderer realer und irrealer Gestalten besiegt wird. Eine Geschichte mit einer gehörigen Prise Grusel, die nach einer cineastisch gefärbten Musik ruft, die der kalifornische Komponist auch reichlich liefert. Stilistisch hüpft er wie ein versierter Filmkomponist durch alle Genres vom symphonischen Sound bis zu Hip-Hop-Anleihen, wobei das mit viel Schlagwerk und Effektinstrumenten ausgestattete Orchester für die nötige Farbigkeit und Gänsehaut sorgt.
Videotechnik bewerkstelligt die Szenenwechsel vom Eisenbahnwaggon in die Schulstube, von einer schaurigen Kathedrale auf einen noch schaurigeren Friedhof reibungslos. Damit findet das damit beauftragte Team „fettFilm“ geschickt die Nähe zu Fantasy-Filmen.
Regisseur Erik Petersen lässt es an nichts fehlen, um Chor und Solisten in den üppig ausgestatteten Kostümen von Kristopher Kempf wirkungsvoll in Szene zu setzen. Und letztlich setzen der Chor der Deutschen Oper am Rhein und die Duisburger Philharmoniker unter Leitung von Patrick Francis Chestnut so starke musikalische Akzente, wie man sie von großen Produktionen für die Erwachsenen gewohnt ist.
Bis in kleinste Rollen stark besetzt: Familienoper wird bei der „Deutschen Oper am Rhein“ ernstgenommen
Das gilt nicht minder für die Besetzung der vielen Rollen mit David Fischer als Jon Whitcroft und Monika Rydz als dessen Freundin Ella Littlejohn an der Spitze, wobei man auch für die kleineren Partien nicht an prominenten Kräften wie Lisa Griffith, Romana Noack oder Peter Nikolaus Kante gespart hat. Ein flottes Märchen mit spürbarem Gruselansatz für die ganze Familie.