Duisburg. Nirgendwo wird so schön geliebt und gelitten wie in der Oper. Vieles ist nur gespielt,aber manchmal funkt’s auch im wahren Leben.
Als Bariton Bogdan Baciu seine heutige Frau zum ersten Mal sah, stand Ramona Zaharia als Magdalena („Rigoletto“) auf der Bühne – er saß als Zuschauer im Publikum. Bevor der Rumäne seine Karriere als Sänger begann, arbeitete er als Ingenieur, und nahm nebenher Gesangsstunden an der Musikakademie. „Das ist eine lange Geschichte“, sagt er lächelnd.
Schließlich entschied er sich doch für die Bühne – und traf zwei Jahre später die Mezzosopranistin Ramona Zaharia wieder. Sie gestalteten mit einem Ensemble einen Arien-Abend im rumänischen Târgu Mureș. „Ich war beeindruckt von der Stimme, von seiner Technik und von ihm als Mann“, erinnert sich Ramona Zaharia an die erste Begegnung. Und Bogdan Baciu war ohnehin begeistert von der hübschen Sängerin mit den dunklen Mandelaugen und den langen schwarzen Haaren. Inzwischen sind sie beide an der Deutschen Oper am Rhein engagiert und waren in „Carmen“ als Carmen und Escamillo zu sehen.
Mit anderen zu spielen ist manchmal einfacher
Baciu kam 2011 zum Opernstudio, Ramona Zaharia folgte zwei Jahre später. Für sie ist es ein großes Glück, gemeinsam an einem Ort spielen zu können. Nur, wenn sie dann auch zusammen auf der Bühne stehen, ist es doppelt aufregend. „Ich bin dann immer nervös. Dass bei mir alles gut läuft und bei ihr auch“, sagt Bogdan Baciu. Ramona Zaharia geht’s genauso. Mit anderen zu spielen sei manchmal einfacher. Und wie soll man dem eigenen Partner bloß beibringen, wenn die Proben nicht so toll gelaufen sind?
Mittlerweile haben die beiden einen Weg gefunden, professionell mit Kritik umzugehen. „Mir ist die Meinung von ihm wichtig“, betont sie. Für beide ist es übrigens ganz normal, wenn der Partner auf der Bühne jemand anderen küssen muss. Nur Freunde und Bekannte, die nicht singen, wundern sich manchmal. „Bei uns ist ein Kuss immer echt. Es müssen Emotionen rüberkommen“, sagt Bogdan Baciu. Im vergangenen Jahr haben die beiden im kleinen Kreis geheiratet. Seitdem tragen sie auf dem Papier die gleichen Namen, auf die Bühne geht Ramona Zaharia aber noch unter ihrem Mädchennamen.
Was ein Kuss mit Daumen zu tun hat
In der Operette „Der Graf von Luxemburg“ feiern Kay Stiefermann als abgebrannter René Graf von Luxemburg und Romana Noack als hinreißende Diva Angèle Didier ein Happy-End. Dabei ist die Sache natürlich komplizierter: Der reiche, schon etwas in die Jahre gekommenen russischen Fürst Basil Basilowitsch möchte die Sängerin Angèle Didier heiraten. Dafür überredet er den Grafen René gegen viel Geld zu einem Heiratstrick. Dieser gibt für ein schönes Sümmchen seinen Namen her, um eine Unbekannte in den Adelsstand zu erheben.
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Später findet er heraus, dass es sich um Angèle Didier handelt mit der er eine Scheinehe eingegangen ist, und dass er sich selbst in sie verliebt hat. So viel sei verraten: Der Abend endet mit einem Kuss – so sieht es für die Zuschauer zumindest aus. „Ich küsse Romana natürlich nicht wie meine Frau. Die ist auch Sängerin und kann mit Liebes-Szenen gut umgehen.
„Kay und ich, wir kennen uns schon von der Hochschule. Ich spiele gerne mit ihm“, erzählt sie. Für sie sei ein Bühnenkuss inzwischen so „als würde man von links nach rechts laufen.“ Nur als sie als 19-Jährige die Anatevka spielte, war sie vor so einer Szene aufgeregt. Kay Stiefermann ergänzt: „Man hat das Timing im Kopf und ist sehr in der Rolle.“
Das „falsche Küssen“ wirkt täuschend echt
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Und dann gibt es ja auch noch unterschiedliche Liebesbeweise: Hingehauchte Küsschen, Schmatzer oder leidenschaftliche. Meist berühren die Lippen nämlich nur die Daumen. „Ich hätte kein Problem damit, meinen Bühnenpartner auch auf den Mund zu küssen. Es liegt am Lippenstift, dass man die Finger nimmt. Sonst sähe Kay mit dem Abdruck aus wie ein Clown.“ Also umfasst er mit seinen Händen ihr Gesicht, sie hält seine Wangen und dann wird „geknutscht“. Selbst in der ersten Reihe wirkt alles täuschend echt. Auf Knoblauch im Mittagessen verzichten die meisten übrigens, starke Raucher nehmen vorher einen Kaugummi. Alles andere wäre unprofessionell.
Das Publikum liebt Franz Lehárs Operette und feiert das Ensemble, insbesondere natürlich die beiden Hauptdarsteller. Romana Noack findet: „Die meisten großen Stoffe handeln doch von Liebe, Wut und Trauer. Sie sind zeitlos und jeder kann sich damit identifizieren.“
>>DAS SIND DIE NÄCHSTEN VORSTELLUNGEN
- Kay Stiefermann und Romana Noack sind am Freitag, 16. Juni, in „Der Graf von Luxemburg“ in Duisburg zu sehen. Im Dezember wird die Operette am Standort Düsseldorf wieder aufgenommen. Bogdan Baciu und Ramona Zaharia können die Zuschauer am Freitag, 8. September, beim „Haniel Klassik Open Air“ erleben.
- Tickets und nähere Informationen gibt’s an der Theaterkasse unter der Rufnummer 0203/283 62 - 0