Duisburg. Markus Bangen, neuer Chef des Hafens, spricht im Interview über die Chinaverkehre und die Duisport-Beteiligung in Lukaschenkos Belarus.

Der neue Chef des Duisburger Hafens, Markus Bangen, beantwortet im zweiten Teil des Interviews Fragen zu den internationalen Duisport-Geschäften.

Duisport war seit 20 Jahren auf Wachstum angelegt. Steht künftig die innere Entwicklung im Vordergrund?

Wir wollen das eine tun, ohne das andere zu lassen. Wir wollen außerhalb der Stadtgrenzen im Volumen wachsen, intern an Qualität gewinnen bei Optimierung der Infrastruktur, der Digitalisierung. Dass es gerade kein Füllhorn mit Fördergeldern gibt, kann nicht heißen, dass wir nichts tun. Nur so können wir Europas führende Logistik-Drehscheibe bleiben. Und dann ist da ja noch die Entwicklung von Logport VI und des Duisburg Gateway Terminal, Ruhrort wird zum leistungsfähigsten Intermodal-Standort in Europa. Auch Wasserstoff und dessen Lagerung wird für uns ein Thema sein. Thyssenkrupp könnte über eine Pipeline beliefert werden, aber das geht nicht für jeden Industriebetrieb.

Duisport ist auch stark international unterwegs. Wie geht es damit weiter?

Die Präsenz in den internationalen Netzwerken ist unerlässlich. Viele Projekte der Vergangenheit sind über meinen Tisch gelaufen. Ich möchte zum Beispiel nicht, dass Wertschöpfung nach Venlo abwandert, sondern dass wir von Duisburg aus Venlo beliefern. Die internationalen Warenströme sind derzeit aus dem Tritt. Das trifft uns genauso wie die Seehäfen. Die Containerterminals arbeiten am Anschlag, weil die Standzeiten länger sind. Das Drama in der Seefahrt treibt den Containerverkehr auf der Bahn massiv, das ist gut für uns. Aber nicht alles wird auf der Bahn bleiben, wenn wieder mehr Schiffe fahren und Flugzeuge fliegen.

„Die Schiene hat ein Wachstumspotenzial um deutlich zweistelligen Bereich“

Welche Wachstumsperspektive hat die Schiene?

Ich halte sie für so groß wie seit 30 Jahren nicht, im deutlich zweistelligen Bereich. Die Chinaverkehre sind ein kleiner Teil, sie werden auch ein kleiner Teil bleiben. Eine echte Perspektive ist der Handel mit Ost- und Südosteuropa. Wir haben bereits eine eigene polnische Tochtergesellschaft. Da gibt es ein großes Potenzial für die Verlagerung auf die Schiene, auch weil es an Fahrern für Lkw fehlt.

Beteiligt ist Duisport an der Planung der Logistik-Drehscheibe „Great Stone“ in Weißrussland. Wie geht es damit weiter?

Ein schwieriges Thema. Wir waren am ersten Investment mit weniger als einem Prozent beteiligt. Als wir vor vier Jahren anfingen, waren alle im Dialog, Lukaschenko war der Vermittler im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, wir hatten die Unterstützung des Auswärtigen Amtes für das Engagement. Aber was da jetzt passiert, ist absolut inakzeptabel. Wir müssen uns fragen, ob das mit unseren Werten als Unternehmen vereinbar ist, da bin ich mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden einer Meinung. Der wirtschaftliche Erfolg darf nicht über alles gehen.

■ Zum ersten Teil des Interviews: Staake-Nachfolger Bangen einiges „vollkommen anders machen“