Duisburg. Duisburg bekommt für ein Wasserstoffzentrum eine Förderung von 60 Millionen Euro. Verantwortlichen rechneten sogar mit höherer Summe.

Das Bundesministerium für Verkehr und Innovation (BMVI) fördert den Aufbau eines Innovations- und Technologiezentrums Wasserstoff (ITZ) in Duisburg mit 60 Millionen Euro. Das teilten am Donnerstag das Berliner Ministerium und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet mit. Weitere 50 Millionen Euro hatte das NRW-Wirtschaftsministerium bereits zugesagt. Den Aufbau des ITZ leitet das Zentrum für Brennstoffzellen-Technik (ZBT) der Universität Duisburg-Essen (UDE). Ein Mietvertrag für eine Halle der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) in Hüttenheim ist bereits unterzeichnet.

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Insgesamt fördert das Verkehrsministerium den Aufbau von Wasserstoff-Forschungszentren bis Ende 2024 mit 290 Millionen Euro. Auf Chemnitz (Sachsen) entfallen ebenfalls 60 Millionen Euro, mit 100 Millionen Euro kann Pfeffenhausen (Bayern) planen. Damit sollen sie jeweils Zentren aufbauen, die alternative Antriebe auf Wasserstoff-Basis erforschen. Die Küstenstandorte Hamburg, Bremerhaven und Stade bekommen weitere 70 Millionen Euro. Ihre Förderung erfolgt außerhalb eines Standort-Wettbewerbs des Verkehrsministeriums, bei dem Duisburg neben Chemnitz und Pfeffenhausen im Finale stand.

Wasserstoffzentrum: Wettbewerb als Munition für den Bundestagswahlkampf

Schon vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass es eine Verteilung der Fördergelder auf die drei Finalisten geben würde. Der Hintergrund ist auch politischer Natur: Im Bundestagswahlkampf wollen die CDU in NRW und Sachsen und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in Bayern mit der Entscheidung beim Wähler punkten.

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So hatte es schon für Verwunderung gesorgt, dass Pfeffenhausen gegen starke Konkurrenz ins Finale eingezogen war. Die Bewerbung des niederbayrischen Örtchens so hieß es, habe das Foto von einer grünen Wiese geziert.

Duisburg punktet mit Industriestandort und breiter Unterstützung aus NRW

Auch deshalb waren die Duisburger auch nach letzten Gesprächen am Mittwochabend noch optimistisch, ein größeres Stück vom Kuchen abzubekommen.

Das ZBT konnte in seiner Bewerbung nicht nur mit einem Halle an einem genehmigten Industriestandort auf dem Hüttengelände punkten, sondern auch mit der Unterstützung von rund 100 Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen in NRW, die ihre Zusammenarbeit mit dem ITZ angekündigt hatten. „Wir können sofort loslegen“, hatte Joachim Jungsbluth, Abteilungsleiter Forschung und Entwicklung am Duisburger ZBT, immer wieder betont.

Der TIW-Aufbau kann beginnen: Joachim Jungsbluth, Leiter Forschung und Entwicklung des Zentrums für Brennstoffzellen-Technik (ZBT) in der Halle der HKM, die Standort für das Wasserstoff-Zentrum wird.
Der TIW-Aufbau kann beginnen: Joachim Jungsbluth, Leiter Forschung und Entwicklung des Zentrums für Brennstoffzellen-Technik (ZBT) in der Halle der HKM, die Standort für das Wasserstoff-Zentrum wird. © HKM | Tanja Pickartz

Das Wettbewerbsergebnis wollte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) aber nicht als Misserfolg werden. Zwar sei die Fördersumme des Bundes letztendlich niedriger ausgefallen als die beantragten 95 Millionen Euro, „aber der Zuschlag war keinesfalls selbstverständlich“, so Pinkwart. Er sei zuversichtlich, dass der Bund seinen Anteil „noch etwas ausbauen wird“.

Schwerpunkt des ITZ: Testung, Prüfung und Normung von Fahrzeug-Komponenten

Dank einer Förderzusage des NRW-Wirtschaftsministeriums in Höhe von 1,6 Mio Euro konnte der Start des Wasserstoff-Campus bei HKM August bereits erfolgen. Die Duisburger werden sich auf die Testung, Prüfung und Normung von Komponenten konzentrieren, die für den Bau von wasserstoffgetriebenen Fahrzeugen erforderlich sind. Vor allem im Schwerlastverkehr gilt Wasserstoff als Treibstoff der Zukunft. Die Industrieumgebung biete dafür hervorragende Bedingungen, betont HKM-Geschäftsführer Dennis Grimm: „Sicherheitstechnische und logistische Voraussetzungen, die Versorgung mit Gas, Wasser, Elektrik nach industriellem Maßstab können in bestehenden Gebäude sofort nutzbar gemacht werden. Außerdem gibt es eine Werksfeuerwehr und den „Hüttencampus“, die Ausbildungswerkstätte der HKM.“

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„Wir sind froh, denn die 60 Millionen Euro sind ein deutlicher Impuls für die Wasserstoff-Stadt Duisburg“, sagt Dr. Peter Beckhaus, Geschäftsführer des ZBT. „Wir müssen in sehr kurzer Zeit die Gelder in realisierbare Konzepte und Infrastrukturen umsetzen, um die heute hoch dynamisch agierende deutsche Wasserstoffindustrie substanziell zu unterstützen.“

ITZ IN DUISBURG: ZENTRUM FÜR PRÜFUNG; TESTUNG UND AUSBILDUNG

  • Das ITZ wird Prüf-, Test- und Know-how-Zentrum und Innovationsbegleiter für Produkte der Wasserstoffmobilität sein. Es soll damit wichtiger Meilenstein für den Strukturwandel der Region und die Basis für die Weltmarktführerschaft Deutschlands in der Wasserstoffmobilität sein.
  • Das Forschungszentrum ZBT der Universität Duisburg Essen koordiniert den Aufbau des TIW bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann (HKM). An der Arbeit beteiligten sich Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus ganz NRW.
  • Ein weiteres Ziel ist auch die Ausbildung von Fachkräften für die Wasserstoff-Wirtschaft. Schon im September starten im HKM-Hüttencampus die ersten Ausbildungsmodule für künftige Wasserstoff-Techniker. Sie sind der erste Schritt zur Vorbereitung neuer Ausbildungsgänge. Die Niederrheinischen IHK wird dabei unterstützt von der VDE Renewables.