Duisburg-Hochfeld. Nachbarn an der Karl-Jarres-Straße in Duisburg-Hochfeld beobachten verstärkten Lkw-Verkehr. Die Stadt will die Achse umbauen. Das ist geplant.

Wenn bei Volker Dohmen, Tahir Baydar und ihrem Nachbarn die Lkw über die Karl-Jarres-Straße in Duisburg-Hochfeld vorbeirauschen, wackeln die Gläser im Schrank. Es ist nicht so, als wären die Anwohner an eine gewisse Geräuschkulisse gewöhnt, schließlich leben die meisten von ihnen schon viele Jahre an der Hauptverkehrsstraße und haben dort eine Eigentumswohnung gekauft. Allerdings, so ihr Eindruck, sind die Straßen in den vergangenen Jahren immer maroder geworden und dank zahlreicher Brücken-Baustellen nimmt der Verkehr zu. Da die Stadt auf Volker Dohmens Schilderungen in den vergangenen Jahren und Monaten nicht reagierte, hat er nun ganz offiziell Beschwerde „wegen Schwerlastverkehr bedingter Geräusch- und Erschütterungsemissionen“ eingereicht.

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„Ich arbeite im Schichtdienst. Eigentlich gibt es kaum noch eine Pause vom Schwerlastverkehr, das fängt schon morgens ganz früh an“, schildert Tahir Baydar. Einige seien bereits auf die Couch umgezogen, weil sie in den Zimmern, die zur Straße liegen, kaum noch ein Auge zu machen.

Tagsüber drängen sich die Lkw, die offenbar von der Brücke der Solidarität kommen und in Richtung A 59, Auffahrt Hochfeld, unterwegs sind – oder umgekehrt – dicht an dicht an den Häusern vorbei. Morgens, wenn die Straßen noch frei sind, geben die Fahrer auch mal Gas.

Karl-Jarres-Straße in Duisburg-Hochfeld ist bereits teilweise Tempo-30-Zone

Ein paar Meter hinter der Hausnummer 84 beginnt mittlerweile eine Tempo-30-Zone. Sie wurde für das Awo-Altenheim eingerichtet. „Wenn Besucher zu uns kommen oder Senioren, die überlegen, bei uns einzuziehen, ist die Lage schon auch immer ein Thema“, sagt Einrichtungsleiter Thomas Günnewig. Der Außenbereich, der vor dem Haus liege, lasse sich kaum nutzen.

„Hier in der Nachbarschaft wohnen viele Kinder, die gerne zum Böninger Park laufen. Das ist teilweise aber gefährlich“, weiß Anwohner Jens Klärner. Sogar einen Fahrradunfall habe er schon einmal beobachtet. „Muss denn erst etwas Schlimmeres passieren, bevor jemand reagiert?“, fragt er. Grundsätzlich möchte er nicht zu viel meckern über Hochfeld. „Wenn wirklich in den nächsten Jahren in den Stadtteil investiert wird, kann das nur gut sein.“

Bürger verweisen auf den Lärmaktionsplan der Stadt

Klärner verweist auf den Lärmaktionsplan der Stadt, mit dem Anwohner vor einer zu hohen Geräuschkulisse geschützt werden sollen. Künftig will die Stadt zum Beispiel lärmmindernden Asphalt aufbringen oder mit Hilfe von Rad- und Busspuren dafür sorgen, dass der Verkehr langsamer rollt. „Wir warten seit Jahren darauf, dass sich etwas tut“, betonen die Hochfelder. Für die im Lärmaktionsplan ermittelten Schwerpunkte bestehen, erklärt die Stadt auf Nachfrage, rechtlich allerdings keine Ansprüche auf die Umsetzung der Maßnahmen. Zusätzliches Geld hat die Stadt nämlich nicht dafür bekommen.

Malte Werning, Sprecher der Stadt Duisburg, erklärt: „Konkrete Planungen, eine Bus- und Radspur zwischen Wanheimer Straße und Düsseldorfer Straße einzurichten, gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Aktuell prüfen wir die Verkehrssituation auf der Karl-Jarres-Straße. Sobald die Prüfungen abgeschlossen sind, treffen wir nach Abwägung aller Belange eine Entscheidung, ob eine Anpassung des Straßenverkehrs zwingend notwendig ist und welche Maßnahme dafür am besten geeignet erscheint.“ Dafür kämen etwa eine Ampelregelung, Geschwindigkeitsreduzierung sowie Verkehrsverbote in Betracht. „Den Vorzug soll jeweils die Maßnahme erhalten, die am geringsten in den Straßenverkehr eingreift“, so Werning.

Stadt Duisburg kontrollierte 9734 Autos – 2309 waren zu schnell unterwegs

Die Anwohner schildern, dass der Lkw-Verkehrslärm schon morgens früh beginnt und über den Tag verteilt kaum abnimmt.
Die Anwohner schildern, dass der Lkw-Verkehrslärm schon morgens früh beginnt und über den Tag verteilt kaum abnimmt. © FUNKE Foto Services | Foto: STEFAN AREND

Die Stadt kontrolliere regelmäßig die 30-km/h-Beschränkung auf der Karl-Jarres-Straße in Höhe des Seniorenheims. Zwölf „zeitintensive Kontrollen“ über einen Gesamtzeitraum von 32 Stunden haben in den vergangenen Monaten stattgefunden. „Dabei wurden 9734 Fahrzeuge kontrolliert, von denen 2309 die dort zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten haben. Die Verstöße wurden entsprechend geahndet“, teilt Werning mit. Zusätzlich sei auch die Polizei immer wieder vor Ort, um die Geschwindigkeit zu messen.

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Grundsätzlich wird im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes für Hochfeld auch eine Veränderung der Verkehrssituation im Bereich Wanheimer Straße/Karl-Jarres-Straße geprüft. Dort wird der Straßenzug als „Ost-West-Verbindung in Hochfeld“ identifiziert. Um die Belastung der Anwohner durch den Schwerlastverkehr zu mindern und die Barrierewirkung der breiten Straße für Fußgänger zu mindern, plane die Stadt ein „übergeordnetes Konzept zur Lenkung und Abwicklung der Verkehre“, so Werning.

„Ziel ist es, den Straßenzug so umzugestalten, dass der Schwerlast- und Fernverkehr die vorhandenen Umgehungsstraßen und Autobahnen nutzt und so die Belastungen wie Lärm, Erschütterungen und Feinstaub deutlich reduziert werden.“ Der Umbau soll in drei Bauabschnitten bis 2029 auch mit Fördermitteln erfolgen. „Neben dem Umbau werden auch kurzfristige Maßnahmen, wie die Ausweitung der 30-km/h-Bereiche oder die Sperrung von Teilbereichen der Straße für den Lkw-Verkehr, geprüft werden“, kündigt Werning an.

An anderer Stelle dürfen Anwohner wohl hoffen. Mieter im Bereich Akazien- und Eichenhof, deren Wohnungen entlang der Düsseldorfer Straße liegen und die in der Vergangenheit schon oft über Verkehrslärm geklagt hatten, weil die Zahl der Lkw, die von der A 59 auf- oder abfahren auch dort verstärkt zugenommen hat, haben mittlerweile einen Brief der Stadt bekommen. Demnach sollen in nächster Zeit zumindest Schlaglöcher ausgebessert werden.

>> 13,1 Millionen Lkw und Pkw rollen pro Jahr über die Brücke der Solidarität

Laut Stadt fahren 4,3-6,8 Millionen Fahrzeuge pro Jahr über die Karl-Jarres-Straße in Duisburg – die Differenz erklärt die Stadt damit, dass lange Straßen für die Auswertung in unterschiedliche Abschnitte eingeteilt wurden. Spitzenreiter in Sachen Verkehrsaufkommen im Bezirk Mitte ist die Brücke der Solidarität mit 13,1 Millionen Lkw und Pkw pro Jahr.

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Derzeit führt die Stadt eine Machbarkeitsstudie für eine Fortführung der Osttangente in Rheinhausen durch. Die Lkw sollen künftig von Logport entlang des Rheins linksrheinisch zur Autobahn geleitet werden. Momentan stehen die Lkw oft vor der Waage auf der A 40 im Stau.

Die Osttangente soll verhindern, dass der Verkehr über die Brücke der Solidarität durch Hochfeld und die Duisburger Innenstadt fließt. In den vergangenen Wochen wurden laut Stadt „verschiedene Verkehrsuntersuchungen durchgeführt, die die möglichen Auswirkungen der Osttangentenverlängerung auf Hochfeld und andere rechtsrheinische Bereiche beleuchtet. Dazu gehört auch eine im Juni durchgeführte Lkw-Verfolgungszählung“, erklärt Stadtsprecher Malte Werning. „Die sehr umfangreiche Machbarkeitsstudie wird nun ausgewertet.“