Duisburg.

Wenn von Hinterlassenschaften der Industrie die Rede ist, geht’s meist um Altlasten. Es geht aber auch schöner. Der Böninger-Park beweist es – und das schon am Rand. Einige hundert Meter Mäuerchen, liebevoll gefügt und nach oben spitz, kaum kniehoch, aber respektiert, umgrenzen an vielen Stellen das Grün, das auf zehn Hektar vor allem die Bewohner von Hochfeld und Dellviertel erfreut.

Zu verdanken ist die Idylle im Herzen der Großstadt der Familie Böninger. Doch das ist eine lange Geschichte, die ziemlich genau vor 240 Jahren begann, als 1774 besagte Unternehmerfamilie die am Ufer des Dickelsbachs gelegene Marienmühle erwarb. Dort wurde bis dahin Getreide gemahlen, informieren Schilder am Parkeingang, doch die Böningers planten anders: Die Mühle wurde zur Produktion von Schnupftabak genutzt. Ende des 18. Jahrhunderts hatte die Mühle ausgedient, eine Villa wurde an der Stelle gebaut, genutzt zunächst als Sommerwohnsitz der Familie Böninger, von 1924 bis 1944 schließlich noch als Jugendherberge.

Was heute Park ist, war über Jahrzehnte privater Garten der Unternehmer, ohne deren Namen „die Duisburger Geschichte nur halb erzählt wäre“, heißt es in einem Wirtschaftsrückblick der IHK. Peter Böninger gründete Anfang des 17. Jahrhunderts einen Lebensmittelhandel, aus dem in den Folgejahrzehnten ein Großhandel wurde. Den „Ruhm des Hauses“ habe seit Ende des 18. Jahrhunderts die Tabakfabrikation begründet, der 1811 den großen Franzosen-Kaiser Napoleon bewegte, bei Arnold Böninger zum Frühstück zu erscheinen. Ausgewanderte Familienmitglieder gründeten 1840 in Baltimore die US-Tabakfirma „Brothers Böninger“. Die beeindruckende Familiengruft der Böningers ist auf dem Alten Friedhof am Sternbuschweg zu bestaunen. Und als in den Jahren 2009/2010 der Park aufwendig runderneuert wurde, steuerten die Böningers erneut ein erwähnenswertes Sümmchen bei.

Eine Art Spende war auch der Beginn des Parks: Ab 1912 machte Dr. Walter Böninger den Familiengarten Stück für Stück für die Duisburger zugänglich. 1921 erwarb die Stadt 7,5 Hektar im Westen der Grünanlage und machte einen Stadtpark daraus. Die Platanen-Alleen an der Karl-Jarres- und Heerstraße gehörten zu den Planungen dieser Epoche. Der Ostteil des Gartens blieb bis 1937 privat.

Mit Spielplätzen und Ruhezonen, alte Bäumen und ausgedehnten Rasenflächen bietet der Park Raum für vielerlei Interessen. So entstand bei der jüngsten Park-Renovierung unter anderem die „Böninger-Acht“, die auf einer 1,7 Kilometer langen Strecke Jogger durch alle Teile des Böninger-Parks leitet.