Duisburg-Hochfeld. In den nächsten Jahren sollen weitere Millionen-Beträge nach Duisburg-Hochfeld fließen. So soll der Stadtteil von der Gartenschau profitieren.

Mehr als 100 Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren in Duisburg-Hochfeld investiert werden - das soll mit der Fortschreibung des Integrierten Handlungskonzepts erreicht werden. In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Duisburg-Mitte wurden sage und schreibe 29 Maßnahmen vorgestellt, mit denen sowohl soziale also auch bauliche Verbesserungen erreicht werden sollen. Angesichts von Schrottimmobilien, Zuzug von Zugewanderten und einer hohen Konzentration von wirtschaftlich eher schwachen Bewohnern, halten die Stadtplaner die Investitionen für dringend geboten. Auch engagierte Hochfelder haben immer wieder angemahnt, dass der Ortsteil von der Internationale Gartenschau (IGA), die 2027 im benachbarten Rheinpark stattfinden soll, profitieren müsse.

Im Handlungskonzept wird folgendes Ziel formuliert: „Hochfeld ist ein urbanes, junges, multi-ethnisches Quartier am Rhein – ankommen, leben, begegnen.“ Um dies zu erreichen, wollen die Stadtplaner die Bildungs- und Teilhabe-Chancen der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen verbessern. „Rahmenbedingungen für ein respektvolles Miteinander schaffen“, die sozio-ökonomischen Bedingungen im Quartier zum Positiven verändern, gleichzeitig die Lebensqualität aufwerten und die Umwelt- und Klimabedingungen berücksichtigen.

29 Punkte sind dafür vorgesehen:

1. Ausbau und Aufwertung des Grünen Rings

Der Grüne Ring soll in drei Abschnitten umgebaut werden. Die Grünfläche wird heute schon gut genutzt, könnte aber an der einen oder anderen Stelle noch ein bisschen schöner werden.
Der Grüne Ring soll in drei Abschnitten umgebaut werden. Die Grünfläche wird heute schon gut genutzt, könnte aber an der einen oder anderen Stelle noch ein bisschen schöner werden. © FUNKE Foto Services | Foto: Jörg Schimmel

Der Grüne Ring führt um den Stadtteil herum und soll zum Beispiel Fahrradfahrern eine schönere Anbindung Richtung Rheinpark garantieren. Der Siegerentwurf für die IGA 2027 sieht vor, dass neue Spielgeräte die Grünzone aufwerten. Der Entwurf sieht eine „Erhöhung der Aufenthaltsqualität und eine Steigerung des Sicherheitsempfindens“ vor. Zudem soll es Naturerlebnis- und Umweltbildungsangebote geben. 21,1 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Unterteilt werden die Bauarbeiten in drei Abschnitte.

2. Verbesserung Knotenpunkte „Grüner Ring“

Die Querungsmöglichkeiten an der Bocksbart-Trasse und am Knotenpunkt Musfeldstraße sollen verbessert werden - ebenso die Beschilderung. Den Machern schwebt eine „attraktive Grünwegeverbindung als kombinierter Fuß- und Radweg und Flaniermeile“ vor. Kostenpunkt: 1,9 Millionen Euro.

3. Bau der Achse „Rheinort“

Vom Grünen Ring aus kommend soll künftig eine Allee als Verlängerung der Hochfeldstraße durch das neue Quartier Rheinort führen. Die Straße schafft eine Verbindung zum Rhein und soll als Flaniermeile dienen.

4. Bonifatiusplatz soll Entree für den Stadtteil werden

Der Bonifatiusplatz soll eine wichtige Verbindung zwischen dem neu gestalteten Rheinpark und Hochfeld sein. Von der „Schaffung einer hochwertigen Eingangssituation“ ist die Rede. Bahnhaltestelle und Platz sollen barrierefrei werden. Die Gesamtkosten werden auf 1,6 Millionen Euro geschätzt.

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5. Entwicklung des Südhafens

Der Südhafen schließt an den Rheinpark Richtung Wanheimerort an. Langfristig soll die heutige Gewerbenutzung abgelöst werden und auch dieser Bereich für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Von „der Schaffung eines attraktiven und multifunktionalen Freiraums am Wasser“ ist die Rede. Wassersport könnte dann vielleicht dort möglich sein.

6. Umbau des Kultushafen

Ein schwimmender Steg soll die Duisburger näher an den Rhein bringen. So sieht der Siegerentwurf aus, der vor kurzem für die Internationale Gartenausstellung am Standort Hochfeld vorgestellt wurde.
Ein schwimmender Steg soll die Duisburger näher an den Rhein bringen. So sieht der Siegerentwurf aus, der vor kurzem für die Internationale Gartenausstellung am Standort Hochfeld vorgestellt wurde. © wbp landschaftsarchitekten | Foto: RVR

Der Kultushafen ist ein wesentlicher Bestandteil der Planung für die Internationale Gartenschau. So soll ein beweglicher Schwimmsteg installiert werden und die Besucher könnten serpentinenartig zum Wasser geführt werden. Während der IGA soll dort auch Gastronomie angesiedelt werden. Auch ein Standort für Umweltbildung könnte dauerhaft entstehen. 17,5 Millionen Euro sind für den Umbau reserviert.

7. Hochfelder Bäume - Umsetzung eines Straßenbaumkonzepts

Die Straßen in Hochfeld, die an vielen Stellen kaum Platz für Natur lassen, sollen begrünt werden. Das soll langfristig die Lärm- und Luftbelastung senken. Im Sommer sollen die Bäume Schatten spenden.

8. Hochfelder Grünoasen

Freiflächen sollen gemeinsam mit Hochfeldern zu so genannten Grünoasen entwickelt werden und dadurch „qualitätsvolle Aufenthalts- und Begegnungsräume“ geschaffen werden. Grünflächen könnten zudem zum Garten- und Pflanzenanbau genutzt werden. 210.000 Euro sieht das Konzept vor.

9. Umgestaltung Rheinhauser Straße/ Karl-Jarres-Straße

Über die Rheinhauser Straße und die Karl-Jarres-Straße donnern täglich hunderte Lkw und Pkw. Um die Belastung für die Anwohner zu reduzieren, soll die Situation der Fúßgänger und Radfahrer verbessert werden. Eine Reduzierung der Fahrbahnbreite und Geschwindigkeit ist ebenfalls vorgesehen. „Straßenbegleitgrün“ und Bäume sollen den Verkehrsknotenpunkt beruhigen.

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Die Umsetzung erfolgt voraussichtlich in drei Bauabschnitten und soll 9,1 Millionen Euro kosten.

10. Umbau Parkplatz am Siechenhausdreieck

Der Parkplatz am so genannten Siechenhausdreieck gleicht einer Buckelpiste. Aus dem Platz soll ein vorzeigbares Entree für Duisburg-Hochfeld werden.
Der Parkplatz am so genannten Siechenhausdreieck gleicht einer Buckelpiste. Aus dem Platz soll ein vorzeigbares Entree für Duisburg-Hochfeld werden. © FUNKE Foto Services | Foto: Jörg Schimmel

Der historisch bedeutsame Ort wird aktuell als Parkplatz genutzt - und gleicht eine Buckelpiste. Ziel soll es werden, dass der Platz „eins städtebaulicher Anker als Eingang zu Hochfeld“ wird. Geschätzte Kosten: 500.000 Euro.

11. Umgestaltung nördlich des Brückenplatzes

Der Platz soll einen „attraktiven Übergang“ zwischen Brückenplatz, Bocksbart-Trasse und dem Grünen Ring schaffen. 421.000 Euro stehen dafür auf der Liste.

12. Rahmenplan „Paulus-Quartier“

„Diese Hinterhöfe sind eine Schande für Hochfeld“, sagt eine Anwohnerin. Entlang der Paulusstraße will die Stadt ordentlich aufräumen und „nachvollziehbare städtebauliche Strukturen“ schaffen.

13. Umgang mit Problemimmobilien

In der Vergangenheit hat die Task Force Schrottimmobilien der Stadt einige Häuser in Hochfeld geschlossen - und damit Bewohner und Nachbarn verärgert und verunsichert. Das Konzept sieht vor, dass so genannte Schlüsselimmobilien benannt werden und Missstände dort behoben werden. Alternativ könnte die Stadt auch Häuser ankaufen, abreißen oder selbst Instand setzen.

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2,5 Millionen Euro sind dafür reserviert.

14. Hof- und Fassadenprogramm

Damit Hochfeld einen besseren Eindruck macht, sollen auch die Hauseigentümer eingebunden und zu Investitionen animiert werden. Die Hoffnung der Planer: So soll das Wohn- und Geschäftsumfeld aufgewertet werden. Mögliche Kosten: 441.000 Euro.

15. Verfügungsfonds zur Bürgerbeteiligung

Einen Topf, mit dem kleinere Projekte von Vereinen und Initiativen unterstützt werden, gibt es auch heute schon. Der Verfügungsfonds soll bürgerschaftliches Engagement fördern und mit Blick auf die IGA Projekte im Pflanz- und Gartenbau anstoßen.

16. Ortsteilsmanagement und Einführung eines „Quartiersarchitekten“

Das künftige Ortsteilmanagement und der Quartiersarchitekt sollen die Arbeit vor Ort verantworten, Anlaufstelle für Beteiligte im Stadtteil sein und die Beteiligung der verschiedenen Zielgruppen koordinieren. Der Quartiersarchitekt soll für die Umsetzung des Hof- und Fassadenprogramms verantwortlich sein, sämtliche Projekte formal begleiten und auch auf die Entwicklung der Problemimmobilien achten. 3,1 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung.

17. Imagekampagne soll Ruf von Hochfeld verbessern

Von der Internationalen Gartenschau verspricht sich die Stadt auch einen Imagegewinn - für Hochfeld oder ganz Duisburg. Dazu soll ein so genanntes Nachbarschaftsbranding und eine Image-Kampagne entwickelt werden. „Vorhandene Potenziale und Qualitäten“ sollen benannt werden und daraus ein Werbeslogan sowie ein Logo entstehen.

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Für die Umsetzung der Werbemaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit soll das Ortsteilmanagement zuständig sein. 75.000 Euro sind für die Imageverbesserung eingeplant.

18. Städtebauliche Kriminalprävention

Die Duisburger Polizei betont immer wieder, dass es in Duisburg keine No-Go-Areas gebe. Mit einem Teil der Investitionen sollen dennoch Angsträume vermieden werden.
Die Duisburger Polizei betont immer wieder, dass es in Duisburg keine No-Go-Areas gebe. Mit einem Teil der Investitionen sollen dennoch Angsträume vermieden werden. © FUNKE Foto Services | Foto: Jörg Schimmel

Die Polizei betont immer wieder, dass Hochfeld kein Brennpunkt sei. Dennoch soll auch in die städtebauliche Kriminalprävention investiert werden. Dazu soll ausgewertet werden, wo Angsträume in dem Stadtteil existieren und wie das objekte und subjektive Sicherheitsempfinden erhöht werden kann. In Zusammenarbeit mit Polizei und Ordnungsamt könnte es etwa Ortsbegehungen geben.

19. Umbau Quartiersschule Hochfelder Markt

Der Umbau der Schule am Hochfelder Markt ist längst beschlossene Sache - das historische Gebäude in zentraler Lage platzt aus allen Nähten. Teilweise müssen die Kinder in Containern unterrichtet werden. Künftig sollen die Fenster ausgetauscht, die Räume energetisch saniert, die Turnhalle neu gebaut werden. Ein Erweiterungsbau wird über das Sonderinvestitionsprogramm „Gute Schule“ finanziert. Auch das Schulgelände und der Pausenhof werden umgestaltet.

20. Sanierung des Jugendzentrums Falkenheim

Der beliebte Treff für Kinder und Jugendliche muss dringend renoviert werden - vielleicht muss beim Umbau auch der Grundriss so verändert werden, dass neue, zeitgemäße Räume entstehen können. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 250.000 Euro, allerdings will die Stadt noch mit dem Träger, den Falken, Kontakt aufnehmen.

Weitere Maßnahmen sind nicht Teil des Förderkonzepts, aber teilweise schon beschlossen und werden das Bild von Hochfeld ebenfalls verändern.

21. Entwicklung des Theisen-Geländes

Die Gebag will auf dem Areal der Firma „Kabel Theisen“ ein „urbanes, zeitgemäß sozial gemischtes Wohnquartier“ bauen. Ein Siegerentwurf liegt vor.

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Demnächst soll eine Machbarkeitsstudie klären, welche Ideen umgesetzt werden.

22. Modernisierung City-Wohnpark

Auch der City-Wohnpark ist im Besitz der Gebag und wird aktuell modernisiert. Fassaden, Fenster und Dächer werden energetisch saniert, Hauseingänge barrierefrei gestaltet. Lichtbögen sollen die Eingänge in Szene setzen.

23. Neubau Quartier Rheinort

Für den Namen „Rheinort“ und die Neubaumaßnahme im Rheinpark gab es in der Vergangenheit viel Kritik. Alt eingesessene Hochfelder befürchten, dass jenseits der Wörthstraße ein Quartier für Reiche entstehen soll, die mit Hochfeld nichts zu tun haben wollen. Fest steht: Es soll moderner Wohnraum für rund 4000 Personen entstehen. Zusätzlich sollen Büros und Räume für Firmen angesiedelt werden.

24. Investitionen Internationale Gartenschau

Im Rahmen der IGA wird in so genannte Zukunftsbäume, Baumskulpturen, in neue Graffiti und eine Erweiterung der Skateranlage investiert. Die Weiße Flotte soll einen Schiffsanleger bekommen.

25. Fortführung des Radschnellweges

Der Radschnellweg RS 1 soll auf Duisburger Stadtgebiet bis zur Eisenbahnbrücke Hochfeld ausgebaut werden.

26. Barrierefreier Ausbau von ÖPNV-Haltepunkten

Rund um den Rheinpark soll investiert werden. Dazu gehört auch, dass die ÖPNV-Haltestellen, an denen die Besucher aussteigen, um zur Internationalen Gartenschau zu kommen, barrierefrei werden sollen.
Rund um den Rheinpark soll investiert werden. Dazu gehört auch, dass die ÖPNV-Haltestellen, an denen die Besucher aussteigen, um zur Internationalen Gartenschau zu kommen, barrierefrei werden sollen. © FUNKE Foto Services | Foto: Jörg Schimmel

Die Bus- und Bahnhaltestellen rund um den Rheinpark sollen barrierefrei werden.

27. Lückenschluss von Rad- und Fußwegen

Entalng der Rudolf-Schock-Straße und Wörthstraße soll ein neuer Radweg entstehen. Außerdem soll es einen grünen Fuß- und Radweg mit Rampe zur Brücke der Solidarität geben.

28. Ansiedlung eines Kommunalen Integrationsmanagements

In Hochfeld soll ein so genanntes Regionales Support Center errichtet werden. Vor Ort sollen Mitarbeiter verschiedener Ämter zusammenarbeiten, um „Migrations- und Integrationsprozesse zu steuern“.

29. „Kinderstarkes“ Hochfeld

An allen drei Grundschulen sollen so genannte Familiengrundschulzentren etabliert und interkulturelle Berater könnten in die Präventationsarbeit stärker eingebunden werden. Niederschwellige Familienbüros der städtischen Initiative „Familienhilfe sofort vor Ort“ sollen gefördert werden.

„Ich gönne es Hochfeld und es wichtig, dass dort etwas passiert, aber angesichts der Beträge können andere Stadtteile ganz neidisch werden“, sagt Lothar Tacke, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Duisburg-Mitte. Frank Albrecht (FDP) erkundigte sich indes bei der Verwaltung, was mit den bisherigen Maßnahmen erreicht worden sei - und bat um eine entsprechende Auswertung.