Duisburg-Mitte. Alle fünf Jahre muss die Stadt einen Lärmaktionsplan vorlegen. 58 Belastungsschwerpunkte gibt es im Bereich Duisburg-Mitte.

Die Stadt Duisburg hat einen Lärmaktionsplan vorgelegt. Im Jahr 2002 hat die EU die so genannte Umgebungslärmrichtlinie beschlossen. Demnach müssen Kommunen alle fünf Jahre dokumentieren, auf welchen Straßen das Verkehrsaufkommen besonders hoch und es somit auch laut ist. Von den 144 besonders lauten Punkten in Duisburg liegen allein 58 im Bezirk Mitte. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie wird die Lärmbelastung ermittelt?

Die Geräuschkulisse wird nicht gemessen, sondern berechnet - dies haben Kritiker in der Vergangenheit immer wieder bemängelt. Stadtsprecher Max Böttner erklärt, warum die EU-Richtlinie und das deutsche Bundesimmissionsschutzgesetz dieses Vorgehen vorschreibt: „Die Lärmmessung eignet sich nicht zur Beurteilung der Lärmsituation, da sie zu stark von den gerade vorherrschenden Randbedingungen, wie zum Beispiel Witterungseinflüssen, Hintergrundgeräuschen und längerfristigen zeitlichen Schwankungen der Verkehrsstärke, abhängig ist. Dies führt dazu, dass die bei einer Messung ermittelten Daten im Gegensatz zu einer Lärmberechnung häufig Ungenauigkeiten aufweisen und nicht mit anderen Standorten vergleichbar sind.“

Welcher Lärm wird erfasst?

Autobahnen, Straßen und Schienenwege sind verzeichnet. Lärmquellen wie Schiffsverkehr, Sport- und Freizeitanlagen sowie Geräusche von Nachbarn sind hingegen nicht enthalten. Unterschieden wird außerdem ein Grenzwert, der tagsüber gilt und einer für die Nacht. Wird eine Straße neu gebaut, gilt in reinen Wohngebieten ein Grenzwert von 59 Dezibel, nachts 47 Dezibel. Vor Krankenhäusern, Schulen oder Altenheimen sind es nur 57 Dezibel und 54 Dezibel. Zum Vergleich: 55 Dezibel sind etwas so laut wie Regen, ein Gespräch oder ein brummender Kühlschrank.

Lange Straßen im Duisburger Stadtgebiet werden in Abschnitte unterteilt

Wo fahren besonders viele Autos im Bezirk Mitte?

Spitzenreiter ist die Brücke der Solidarität mit 13,1 Millionen Lkw und Pkw pro Jahr. Aber auch über die Ruhrorter Straße fahren in der Spitze bis zu 9,1 Millionen Fahrzeuge. An der Kardinal-Galen-Straße sind es zwischen 5,4-8,8 Millionen Kraftfahrzeuge. „Die Spanne erklärt sich dadurch, dass lange Straßen in unterschiedliche Abschnitte eingeteilt werden“, so Böttner. Befindet sich an der Straße etwa eine Autobahnauffahrt, dann könne es punktuell zu einer höheren Belastung kommen als in anderen Bereichen. Besonders groß ist der Unterschied etwa auf der Wanheimer Straße – dort sind es zwischen 600.000 und 7,3 Millionen Fahrzeuge.

Vor dem Altenheim auf der Karl-Jarres-Straße in Duisburg-Hochfeld gilt Tempo 30. Was Lkw- und Pkw-Fahrer ärgert, soll die Senioren vor Lärm schützen.
Vor dem Altenheim auf der Karl-Jarres-Straße in Duisburg-Hochfeld gilt Tempo 30. Was Lkw- und Pkw-Fahrer ärgert, soll die Senioren vor Lärm schützen. © FUNKE Foto Services | Foto: STEFAN AREND

Sind die meist befahrenen Straßen deckungsgleich mit den besonders lauten Straßen?

Insgesamt hat die Stadt Duisburg 52 Hauptverkehrsstraßen kartiert, es gibt aber 58 so genannte Belastungsschwerpunkte. Dies erklärt sich etwa dadurch, dass entlang des Sternbuschwegs in Neudorf direkt sieben Belastungsschwerpunkte liegen. Die Stadt hat den Sternbuschweg in Abschnitte unterteilt – gemessen wurde zwischen Mülheimer Straße und Holteistraße, von der Holteistraße bis zur Aktienstraße, Aktienstraße bis Oststraße, Oststraße bis Kammerstraße, Kammerstraße bis Koloniestraße, Koloniestraße bis Karl-Lehr-Straße und Karl-Lehr-Straße bis Kalkweg. Die Mercatorstraße weist indes zwei Schwerpunkte auf: Dort, wo Tempo 30 gilt, ist es leiser.

Was macht die Stadt mit diesen Erkenntnissen?

„Auf der Grundlage des Lärmaktionsplans sollen andere städtische Planungen, wie die Bauleitplanung oder die Verkehrsplanung, das Ziel der Umgebungslärmminderung angemessen berücksichtigen“, heißt es in der 99 Seiten umfassenden Auswertung, die jüngst den Mitgliedern der Bezirksvertretung vorgelegt wurde.

Kein Extra-Geld zur Beseitigung von Lärm-Schwerpunkten

Wie will die Stadt gegen Lärm-Schwerpunkte vorgehen?

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Stadtsprecher Max Böttner weiß, dass es für klamme Kommunen wie Duisburg schwer ist, etwas gegen Lärm zu unternehmen. „Für die Aufgaben der Lärmminderung wurden den Städten allerdings weder Personal noch zusätzliche finanzielle Mittel von der EU zur Verfügung gestellt, so dass die Umsetzung kostenintensiver Maßnahmen außerhalb von geförderten Infrastrukturprogrammen nur eingeschränkt möglich ist.“ Lärmmindernde Maßnahmen könnten daher oftmals nur im Rahmen mit anderen verpflichtenden Aufgaben - etwa im Zusammenhang mit Straßenerhaltung umgesetzt werden. „Sofern sich in Planverfahren die Möglichkeit ergibt, bestehende Lärmschwerpunkte zu entschärfen, etwa durch das Abrücken der Straße von der Wohnbebauung, werden die Belange des verkehrlichen Immissionsschutzes im Rahmen der Trägerbeteiligung eingebracht.“ Für die im Lärmaktionsplan ermittelten Schwerpunkte bestünden rechtlich allerdings keine Ansprüche auf die Umsetzung von lärmmindernden Maßnahmen.

Warum betreibt die Stadt dann den Aufwand?

„Die Stadt Duisburg konnte seit dem zweiten Lärmaktionsplan zahlreiche Maßnahmen umsetzen, die zu einer Verbesserung der Lärmsituation geführt haben“, betont Böttner. Hierzu zählen etwa neue Radwege, das Auftragen von lärmminderndem Asphalt und Tempo-Reduzierung aus Lärmschutzgründen – so wie an der Karl-Jarres-Straße. Auch der Abbau von Ampeln kann etwas bringen, wenn sich so kein Stau mehr bildet.

>> Die Verkehrsbelastung auf den Hauptstraße im Überblick

  • Am Brink 6,5-8,1 (Mio. Fahrzeuge/ pro Jahr)
  • Am Schlütershof 1,6-3,6
  • Bissingerheimer Straße 3,3-4,2
  • Brücke der Solidarität 13,1
  • Carl-Benz-Straße 1,2-5,8
  • Duissernplatz 4,6
  • Düsseldorfer Straße 2,3-6,7
  • Fährstraße 4,7
  • Friedrich-Wilhelm-Straße 2,4-6,0
  • Gutenbergstraße 4,2
  • Hansastraße 4,6
  • Heerstraße 1,2-5,8
  • Kalkweg 2,9-4,0
  • Kardinal-Galen-Straße 5,4-8,8
  • Karl-Jarres-Straße 4,3-6,8
  • Karl-Lehr-Straße 3,0-3,8
  • Kasslerfelder Straße 3,6
  • Köhnenstraße 4,2
  • Koloniestraße 6,1-8,0
  • Kremerstraße 6,4
  • Kruppstraße 2,5-3,8
  • Kulturstraße 1,3-3,6
  • Landfermannstraße 4,5-6,9
  • Marientorstraße 2,1-4,7
  • Max-Peters-Straße 4,1
  • Meidericher Straße 3,8-7,1
  • Mercatorstraße 5,0-6,8
  • Mülheimer Straße 4,7-7,6
  • Neudorfer Straße 0,8-5,0
  • Neue Fruchtstraße 4,3 -4,9
  • Oberstraße 3,1-3,6
  • Oranienstraße 2,4-4,8
  • Plessingstraße 1,1-8,1
  • Poststraße 3,6-7,3
  • Rheinhauser Straße 6,9
  • Rudolf-Schock-Straße 3,5-6,4
  • Ruhrdeich 2,8-5,8
  • Ruhrorter Straße 3,8-9,4
  • Saarstraße 2,4-5,2
  • Schwanenstraße 3,8-4,3
  • Schwanentor 4,0
  • Schweizer Straße 3,8-4,0
  • Steinsche Gasse 4,3-5,8
  • Sternbuschweg 3,1-6,0
  • Uhlenhorststraße 4,5-5,7
  • Vulkanstraße 3,1-4,3
  • Wachholderstraße 2,3-5,1
  • Wanheimer Straße 0,6-7,3
  • Wedauer Straße 2,3-5,1
  • Werthauser Straße 1,8-5,4
  • Wintgenstraße 3,7-5,0
  • Wörthstraße 2,8 -5,5