Duisburg. Zum Start ins Ausbildungsjahr am 1. September können 900 Bewerber unter 1100 Lehrstellen wählen. Darum geht die Rechnung aber nicht einfach auf.

Fünf Tage vor dem Start ins Ausbildungsjahr müssen noch viele Lehrstellen den passenden Bewerber finden, damit die nur scheinbar einfache Rechnung aufgeht: 1100 unbesetzte Ausbildungsplätze gibt es in Duisburg noch für rund 900 unversorgte Bewerber. „Wunsch und Möglichkeiten liegen leider oft weit auseinander“, sagt Marcus Zimmermann, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit. Gemeinsam mit Jobcenter, IHK, Kreishandwerkerschaft und Qualifizierungsträgern blies sie am Mittwoch zum Endspurt auf der Königstraße.

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Dabei sieht Jürgen Kaiser, in der IHK-Geschäftsführung zuständig für Aus- und Weiterbildung, in der kleinen Zeltstadt vor dem Forum durchaus Grund zum Optimismus, nachdem das Angebot im Corona-Jahr 2020 heftig eingebrochen war. „Im Kammerbezirk haben die Firmen 25 Prozent mehr Verträge abgeschlossen als Ende Juli 2020“, berichtet Kaiser, „damit befinden wir uns fast wieder auf den Niveau von 2019. Dennoch nennt auch er die 100 Angebote in der IHK-Lehrstellenbörse „eine hohe Zahl“.

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Berufsberatung: Donnerstag ist „Tag der unversorgten Bewerber“

Den Donnerstag, von der Agentur für Arbeit deshalb ausgerufen zum „Tag der unversorgten Bewerber“ werde die Berufsberatung der Agentur nutzen, um unversorgte Jugendliche anzurufen, einzuladen, den Stand abzufragen. „Es geht darum, Alternativen zum Traumberuf aufzuzeigen“, sagt Zimmermann. Nicht wenige sind im vergangenen Jahr übriggeblieben, haben am Berufskolleg weiter gelernt oder ein freiwilliges soziales Jahr absolviert. „Viele nehmen Jobs auf, doch das ist ein kurzfristiger Erfolg“, warnt der Agentur-Geschäftsführer.

In Zelten informierten Arbeitsverwaltung, Bildungsträger und Stadt Duisburger Jugendliche über Möglichkeiten, vor dem Start des Ausbildungsjahres am 1. September noch eine Lehrstelle zu finden.
In Zelten informierten Arbeitsverwaltung, Bildungsträger und Stadt Duisburger Jugendliche über Möglichkeiten, vor dem Start des Ausbildungsjahres am 1. September noch eine Lehrstelle zu finden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ohne Praktika in der Pandemie fehlte der Kontakt zu Betrieb und Beruf

Sich in Praktika ein Bild vom Beruf und dem Ausbildungsbetrieb zu machen, das sei für viele Jugendliche wichtig, erklärt Birgit Mölders. „In der Pandemie konnten viele nicht ausprobieren, ob die Tätigkeit den eigenen Fähigkeiten entspricht“, berichtet die stellv. Geschäftsführerin des Jobcenters. „Je mehr Interesse an einer Ausbildung besteht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, sie erfolgreich abzuschließen.“

Geflüchtete und Zuwanderer sind eine Gruppe, aus der sich künftige Fachkräfte rekrutieren lassen. Auf die Kombination von Sprachunterricht und Qualifizierung setzt deshalb auch die Kreishandwerkerschaft in ihrem Bildungszentrum in Neumühl. Mit Erfolg, wie Geschäftsführer Dr. Frank Bruxmeier berichtet. „Wir müssen oft gar nicht aktiv vermitteln, weil Betriebe bei uns anfragen.“

Stadtverwaltung hat keinen Bewerbermangel: 294 Ausbildungsplätze

„Wir sollten auf die Menschen zu setzen, die schon hier sind“, sagt Astrid Neese. Das niedrigschwellige Info-Angebot in der City sei deshalb der richtige Weg“, findet die städtische Bildungsdezernentin. Dabei habe die Stadtverwaltung keinen Bewerbermangel. Auf geplante 274 Ausbildungsplätze sattelte der Rat noch 20 weitere drauf, auch die waren schnell vergeben.

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IKH: Fachkräftebedarf ist ungebrochen

Bäcker, Fleischer und Köche, Dachdecker oder Tourismus-Kaufleute, Mechatroniker und Betonbauer - all die werden noch gesucht. Der QR-Code auf den Zetteln im Jobcenter-Zelt führt direkt in den Betrieb. Auch kurz vor Toresschluss mache die Suche Sinn, betont Marcus Zimmermann: „Auf dem Ausbildungsmarkt ist noch viel Bewegung, zahlreiche Unternehmen haben noch offene Stellen angezeigt.“ Es müsse jetzt darum gehen, in einer gemeinsamen Anstrengung Bewerber und Betrieb zusammenzubringen, sagt auch IHK-Mann Kaiser: „Der Fachkräftebedarf ist ungebrochen.“

LEHRSTELLENBÖRSE, SPEEDDATING UND BERUFSBERATUNG

  • Neben Stadt, IHK und Arbeitsverwaltung informierten am Mittwoch auch Duisburger Bildungs- und Qualifizierungsträger wie Werkkiste und Gesellschaft für Beschäftigungsförderung über ihre Ausbildung, außerschulische Bildungsangebote und Ausbildungsmöglichkeiten für Alleinerziehende.
  • Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) läuft noch bis zum Freitag, 3. September, ein Online-Angebot zum Azubi-Speeddating, bei dem sich Bewerber und Betriebe kennenlernen können. Alle Informationen: www.ausbildungsmeetsazubi.de